Videokonferenz mit Trump
Was genau die Europäer vom US-Präsidenten fordern

Vor dem Alaska-Gipfel von Donald Trump und dem russischen Präsidenten Putin haben die Europäer versucht, den US-Präsidenten in einer Videokonferenz auf mehrere Punkte für mögliche Friedensgespräche festzulegen - darunter einen Waffenstillstand und Sicherheitsgarantien. Hier eine Zusammenfassung der Positionen:

    Im Vordergrund ein Bildschirm mit einer Videoschalte, deren Teilnehmer nicht erkennbar sind. Im Hintegrund klein und unscharf Merz sowie Selenskyj während der Pressekonferenz
    Bildschirm während der PK von Merz und Sylenskyj. (John Macdougall / AFP POOL / dpa / John Macdougall)
    Die Europäer und Selenskyj befürchten, dass sich Trump und Putin am Freitag in Alaska auf Gebietsabtretungen der Ukraine an Russland verständigen könnten, die Kiew strikt ablehnt. Bundekanzler Merz machte deshalb nach der Videoschalte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsident Selenskyj deutlich: "In Alaska müssen grundlegende europäische und ukrainische Sicherheitsinteressen gewahrt bleiben". Diese Botschaft gäben die Europäer Trump mit auf den Weg. Merz sprach von "Hoffnung auf Bewegung" und "Hoffnung auf einen Frieden in der Ukraine".

    Merz hatte Selenskyj eingeladen

    Als Signal der Unterstützung für die Ukraine hatte Merz, der die Videoschalte organisiert hatte, Selenskyj auch zu der Telefonkonferenz mit Trump nach Berlin eingeladen. Der Ukrainer verwies zur Frage von Gebietsabtretungen auf die Verfassung seines Landes, die diese nicht erlaubt. Selenksyj fügte hinzu: "Ich möchte sofort unterstreichen, dass jegliche Fragen, welche die territoriale Unversehrtheit unseres Staates betreffen, nicht ohne Berücksichtigung unseres Staates, unseres Volkes, den Willen des Staates, den Willen unseres Volkes und der Verfassung der Ukraine besprochen werden können".

    "Wir wollen einen Erfolg Trumps"

    Merz betonte, bei den Beratungen seien sich die Teilnehmer in der Bewertung der Ausgangslage als auch in dem erreichbaren Ziel für Freitag sehr einig gewesen. Er sagte mit Blick auf das Gipfeltreffen in Alaska: "Wir wollen, dass Präsident Donald Trump am Freitag in Anchorage Erfolg hat".
    Deutlich gemacht worden sei, dass die Ukraine mit am Tisch sitzen müsse, sobald es Folgetreffen gebe. "Wir wollen, dass in der richtigen Reihenfolge verhandelt wird. Ein Waffenstillstand muss am Anfang stehen", sagte Merz. Wesentliche Elemente sollten anschließend in einem Rahmenabkommen vereinbart werden. 

    Merz: Keine rechtliche Anerkennung russischer Besetzungen

    Als einen weiteren Punkt nannte der Kanzler: "Die Ukraine ist zu Verhandlungen über territoriale Fragen bereit. Dann muss aber die sogenannte Kontaktlinie der Ausgangspunkt sein, und eine rechtliche Anerkennung russischer Besetzungen steht nicht zur Debatte. Der Grundsatz, dass Grenzen nicht gewaltsam verändert werden dürfen, muss fortgelten". Als Kontaktlinie wird der Frontverlauf bezeichnet. 
    Nötig seien zudem "robuste Sicherheitsgarantien für Kiew" und die Verteidigungsfähigkeit durch die ukrainischen Streitkräfte, so Merz weiter. Außerdem müssten Verhandlungen Teil einer gemeinsamen transatlantischen Strategie sein.

    "Gespräch mit Trump war konstruktiv"

    Sollte es in Alaska keine Bewegung geben, müssten die USA und die Europäer den Druck erhöhen, fügte der Bundeskanzler hinzu: "Präsident Trump kennt diese Position, er teilt sie sehr weitgehend. Und deswegen kann ich sagen: Wir haben ein wirklich ausgesprochen konstruktives und gutes Gespräch miteinander gehabt".  
    Neben Merz, Selenskyj und Trump waren zu der Videokonferenz EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen, EU-Ratspräsident Costa und Nato-Generalsekretär Rutte zugeschaltet sowie Frankreichs Staatspräsident Macron, der britische Premierminister Starmer, Italiens Regierungschefin Meloni und der finnische Präsident Stubb. Darüber hinaus war Polen in verschiedenen Runden durch Staatsoberhaupt Nawrocki beziehungsweise Regierungschef Tusk vertreten.

    Macron für Dreiertreffen von Trump, Putin und Selenskyj

    Nach Ansicht der EU-Kommissionspräsidentin haben Europa, die USA und die Nato ihre gemeinsame Basis gestärkt, wie von der Leyen nach der Schaltkonferenz mitteilte. Auch sie sprach von einem "sehr guten Gespräch", bei dem sich über das bevorstehende bilaterale Treffen in Alaska ausgetauscht worden sei.
    Frankreichs Staatschef Macron schlug ein Dreiertreffen zwischen Trump, Putin und Selenskyj in Europa vor: "Wir wünschen uns, dass das in Europa abgehalten wird, in einem neutralen Land, das von allen Seiten akzeptiert wird".

    Kreml: Geht um alle Fragen, die sich angestaut haben

    Putin will am Freitag in Alaska bei dem Treffen mit Trump nach Angaben des Außenministeriums in Moskau weiter auf eine Normalisierung der bilateralen Beziehungen mit den USA hinarbeiten. Es gehe um alle Fragen, die sich angestaut hätten – angefangen beim Ukraine-Konflikt bis hin zu den Hindernissen für einen normal funktionierenden Dialog zwischen beiden Ländern, sagte der stellvertretende Ministeriumssprecher Fadejew in Moskau. Der Gipfel habe höchste Bedeutung für den internationalen Frieden und die Stabilität in der Welt.
    In unserem Newsblog werden Sie laufend über die neuesten Entwicklungen zu diesem Thema informiert.
    Diese Nachricht wurde am 13.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.