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Was sich Studierende wünschen

Pünktlich zum Semesterende hat die Bundesregierung eine neue Studie über die Studierenden an deutschen Hochschulen herausgebracht. Darin steht unter anderem, dass viele angehende Akademiker ziemlich unzufrieden mit den Zuständen an ihren Hochschulen sind. Doch was sind die dringendsten Wünsche zur Verbesserung der Studiensituation?

Von Britta Mersch |
    "Da kann ich jetzt schon sagen, ich glaube, ich würde mir eine bessere Betreuung wünschen. "

    Britta Gürke studiert Soziologie an der Kölner Universität. Die 24-jährige hat nach neun Semestern schon alle Scheine in der Tasche, finanziert ihr Studium durch Nebenjobs und war außerdem noch ein Jahr in England. Und obwohl sie damit durchaus eine Art Vorzeigestudentin ist, ist sie nicht hundertprozentig zufrieden.

    " Ich habe irgendwie das Gefühl, wenn man arbeitet, dass das von den Professoren nicht so richtig anerkannt wird. Aber dass man sich praktisch umgucken muss, gerade in so einem Magisterstudiengang, habe ich das Gefühl, das wird nicht richtig anerkannt, das wird als eine Nebensache gesehen, die zwar notwendig ist, aber das sollte mehr akzeptiert werden und mehr in den Studienverlauf integriert werden."

    Über zu wenig Praxisbezug klagen viele Studierende. Nach einer aktuellen Studie des Bundesbildungsministeriums, dem 9. Studierenden-Survey, bemängeln sie aber nicht nur die fehlende Berufsorientierung in ihrer Ausbildung, sondern wünschen sich auch öfter Veranstaltungen im kleinen Kreis und eine intensivere Betreuung durch die Lehrenden. Am unzufriedensten sind laut Untersuchung die angehenden Juristen. Martin Maier, der im ersten Semester eingeschrieben ist, hofft in Zukunft auf übersichtlichere Vorlesungen:

    " Ich wünsche mir einfach, dass die Vorlesungen vielleicht mehr für den Studierenden selber angelegt sind und nicht dass Massenstudienveranstaltungen veranstaltet werden, und das ist schlecht, also man sollte eher auf den einzelnen eingehen."

    Die persönliche Betreuung durch Professoren vermissen viele Studierende. Jeder fünfte Student klagt darüber, noch nie persönlich mit einem Dozenten gesprochen zu haben und fühlt sich auf dem Campus einsam und verloren. Der Kölner Soziologieprofessor Michael Wagner kann das nicht verstehen und ermuntert die Studierenden, selbst aktiv zu werden:

    " Ein bisschen wundert mich das, dass Studenten die Universität anonym finden. Ich wundere mich zum Beispiel deshalb, weil die Studenten es ja in der Hand hätten, zumindest teilweise auch diese Anonymität zu überwinden. Es gibt kaum Studenten, die mich mal fragen, wie sie denn ihr Studium hier so einrichten sollen, was sie denn hier so machen sollen oder was sie mit dem Studium anfangen können oder wie sie denn zu studieren haben, damit sie ihre Berufschancen verbessern können oder ähnliches mehr.

    Britta Gürke hat mit ihren Professoren auch nicht über ihre individuellen Studienprobleme gesprochen, obwohl sie sich eine derartige Beratung durchaus gewünscht hätte. Vielleicht würde ihre Bilanz nach fünf Jahren Studium dann besser ausfallen:

    " Also ich habe immer am Wochenende gearbeitet. Ich hab so viel verpasst, wo ich eigentlich denke, das hätte ich als Student machen sollen, mehr reisen und mehr Freizeit einfach auch. Also ich habe immer gedacht, das brauche ich jetzt nicht und zieh das jetzt fünf Jahre so durch, aber ich habe schon gemerkt, dass ich mein Leben einfach nicht genossen habe und dass das ein Fehler war, aber das kann ich jetzt ja noch ändern mit 24."

    Da haben es die Erstsemester schon leichter. Christina Stollenberg erlebt gerade ihren ersten Sommer als Studentin – und mit Vorlesungen, Kommilitonen und Professoren ist sie bislang noch sehr zufrieden:

    " Ich bin doch gerade erst hier ein Semester, ich weiß noch nicht so genau, was jetzt besser oder schlechter werden kann, ehrlich gesagt, ich will auf jeden Fall keine Studiengebühren, aber ansonsten, eigentlich gefällt es mir hier."

    Und die Studierenden in höheren Semestern sehnen sich eigentlich nur nach der Zeit, wenn sie die Hochschule hinter sich lassen können, so wie die Jurastudentin Regina Haas:

    " Ich wünsche mir für das nächste Semester eigentlich nur, dass ich mein Examen bestehe, das war es schon, sonst gar nichts.

    Infos:
    Die komplette Studie gibt es im Internet:
    Bundesbildungsministerium: 9. Studierenden-Survey