Zuerst ein paar freie Assoziationen zum Afghanistan von heute: Krieg, kaputt, Taliban, Drogen, Selbstmordattentate, Krieg. Nun der Archäologe Fredrik Hiebert zum Afghanistan von gestern:
"Das Wichtigste, was man über das antike Afghanistan wissen muss, ist, dass es immer im Zentrum der Seidenstraße lag. Die Seidenstraße ist eine Metapher für den Handel vom Westen in den Osten Asiens und vom Norden in den Süden. Deshalb ist Afghanistan ein Schmelztiegel der Kulturen. Seit 2000 vor Christus kamen Menschen aus weit entfernten Gegenden durch diese Region und ließen sich dort nieder. Die Kultur weist Einflüsse von Mesopotamien auf, von Indien, China und den lokalen nomadischen Völkern. Außerdem haben die Griechen aus der Zeit Alexander des Großen und die Römer ihre Spuren hinterlassen. Echte afghanische Kunst ist also eine Mischung aus den Stilen all jener Völker, die die Seidenstraße entlangzogen - und etwas von ihrer Kultur in Afghanistan hinterließen."
Fredrik Hiebert von der National Geographic Society hat die große Afghanistan-Ausstellung in New York kuratiert, von der sich das Metropoliten Museum den Besucherrekord des Sommers verspricht. Die Exponate aus dem Nationalmuseum von Afghanistan in Kabul sind wahrlich prachtvoll. Sie reichen von fein gearbeiteten Goldschalen aus der Bronzezeit bis zu korinthischen Säulen, von bemalten Glasgefässen bis zu Intarsien aus Elfenbein.
Zweierlei steht laut den Organisatoren im Vordergrund: Zum einen wolle man dem westlichen Publikum zeigen, was 30 Jahre blutiger Geschichte in Afghanistan buchstäblich verschüttet haben, nämlich die blühende kulturelle Vergangenheit dieses Landes. Zum anderen sollen mit dieser Ausstellung jene Menschen geehrt werden, die die Reste dieser Vergangenheit vor der Zerstörung bewahrt haben. Fredrik Hiebert:
"Ich hatte das Glück, dabei zu sein, als ich 2003 zum ersten Mal nach Afghanistan reiste und sich herausstellte, dass die Schätze des Nationalmuseums von Afghanistan, das während des Krieges vollständig zerstört worden war, von einer kleinen Gruppe von Mitarbeitern gerettet und im Tresorraum des Präsidentenpalasts in Kabul versteckt worden waren. Diese Leute hatten bis dahin niemandem etwas davon gesagt, und nun führten sie uns zu über 150 Kisten, die die kostbarsten Schätze des Museums enthielten."
Das sogenannte baktrische Gold ist der wohl berühmteste dieser Schätze. 1978 stießen sowjetische Archäologen im Norden Afghanistans auf die Nomaden-Nekropole von Tillya Tepe und machten damit einen der spektakulärsten Funde des letzten Jahrhunderts. Die Gräber enthielten über 20.000 goldene Objekte, darunter mit Edelsteinen verzierte Waffen und Schmuck. Das alles verschwand in den Kriegswirren Anfang der 90er-Jahre und tauchte erst über zehn Jahre später in den besagten Kisten im Präsidentenpalast wieder auf. Geradezu unheimlich unversehrt funkeln einen diese Preziosen nun aus den Vitrinen des Metropolitan Museum an.
Es mutet freilich etwas zynisch an, dass der Nationalschatz Afghanistans zurzeit ausgerechnet im amerikanischen Exil weilt. Vorläufig wären die in dieser Ausstellung versammelten Herrlichkeiten in Kabul sicher schlecht aufgehoben. Dabei wird Fredrik Hiebert nicht müde zu betonen, dass es die afghanische Regierung gewesen sei, die diese Objekte außer Landes schicken und der Weltöffentlichkeit zeigen wollte:
"Wir nehmen diese Gelegenheit wahr, um weltweit das Bewusstsein für das kulturelle Erbe Afghanistans zu erhöhen. Um beim Wiederaufbau des Museums und bei der Ausbildung von Museumsangestellten zu helfen."
Bleibt zu hoffen, dass die Afghanen bald nicht mehr nach New York reisen müssen und der Rest der Welt nach Afghanistan reisen kann, um Teile dieses kulturellen Erbes sehen.
Die Ausstellung "Afghanistan: Hidden Treasures from the National Museum, Kabul” ist im New Yorker Metropolitan Museum vom 23. Juni zum 20. September zu sehen. Dazu ist ein 300-seitiger Katalog erschienen. Er kostet 30 Dollar.
"Das Wichtigste, was man über das antike Afghanistan wissen muss, ist, dass es immer im Zentrum der Seidenstraße lag. Die Seidenstraße ist eine Metapher für den Handel vom Westen in den Osten Asiens und vom Norden in den Süden. Deshalb ist Afghanistan ein Schmelztiegel der Kulturen. Seit 2000 vor Christus kamen Menschen aus weit entfernten Gegenden durch diese Region und ließen sich dort nieder. Die Kultur weist Einflüsse von Mesopotamien auf, von Indien, China und den lokalen nomadischen Völkern. Außerdem haben die Griechen aus der Zeit Alexander des Großen und die Römer ihre Spuren hinterlassen. Echte afghanische Kunst ist also eine Mischung aus den Stilen all jener Völker, die die Seidenstraße entlangzogen - und etwas von ihrer Kultur in Afghanistan hinterließen."
Fredrik Hiebert von der National Geographic Society hat die große Afghanistan-Ausstellung in New York kuratiert, von der sich das Metropoliten Museum den Besucherrekord des Sommers verspricht. Die Exponate aus dem Nationalmuseum von Afghanistan in Kabul sind wahrlich prachtvoll. Sie reichen von fein gearbeiteten Goldschalen aus der Bronzezeit bis zu korinthischen Säulen, von bemalten Glasgefässen bis zu Intarsien aus Elfenbein.
Zweierlei steht laut den Organisatoren im Vordergrund: Zum einen wolle man dem westlichen Publikum zeigen, was 30 Jahre blutiger Geschichte in Afghanistan buchstäblich verschüttet haben, nämlich die blühende kulturelle Vergangenheit dieses Landes. Zum anderen sollen mit dieser Ausstellung jene Menschen geehrt werden, die die Reste dieser Vergangenheit vor der Zerstörung bewahrt haben. Fredrik Hiebert:
"Ich hatte das Glück, dabei zu sein, als ich 2003 zum ersten Mal nach Afghanistan reiste und sich herausstellte, dass die Schätze des Nationalmuseums von Afghanistan, das während des Krieges vollständig zerstört worden war, von einer kleinen Gruppe von Mitarbeitern gerettet und im Tresorraum des Präsidentenpalasts in Kabul versteckt worden waren. Diese Leute hatten bis dahin niemandem etwas davon gesagt, und nun führten sie uns zu über 150 Kisten, die die kostbarsten Schätze des Museums enthielten."
Das sogenannte baktrische Gold ist der wohl berühmteste dieser Schätze. 1978 stießen sowjetische Archäologen im Norden Afghanistans auf die Nomaden-Nekropole von Tillya Tepe und machten damit einen der spektakulärsten Funde des letzten Jahrhunderts. Die Gräber enthielten über 20.000 goldene Objekte, darunter mit Edelsteinen verzierte Waffen und Schmuck. Das alles verschwand in den Kriegswirren Anfang der 90er-Jahre und tauchte erst über zehn Jahre später in den besagten Kisten im Präsidentenpalast wieder auf. Geradezu unheimlich unversehrt funkeln einen diese Preziosen nun aus den Vitrinen des Metropolitan Museum an.
Es mutet freilich etwas zynisch an, dass der Nationalschatz Afghanistans zurzeit ausgerechnet im amerikanischen Exil weilt. Vorläufig wären die in dieser Ausstellung versammelten Herrlichkeiten in Kabul sicher schlecht aufgehoben. Dabei wird Fredrik Hiebert nicht müde zu betonen, dass es die afghanische Regierung gewesen sei, die diese Objekte außer Landes schicken und der Weltöffentlichkeit zeigen wollte:
"Wir nehmen diese Gelegenheit wahr, um weltweit das Bewusstsein für das kulturelle Erbe Afghanistans zu erhöhen. Um beim Wiederaufbau des Museums und bei der Ausbildung von Museumsangestellten zu helfen."
Bleibt zu hoffen, dass die Afghanen bald nicht mehr nach New York reisen müssen und der Rest der Welt nach Afghanistan reisen kann, um Teile dieses kulturellen Erbes sehen.
Die Ausstellung "Afghanistan: Hidden Treasures from the National Museum, Kabul” ist im New Yorker Metropolitan Museum vom 23. Juni zum 20. September zu sehen. Dazu ist ein 300-seitiger Katalog erschienen. Er kostet 30 Dollar.