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Waschen im Klub

Wer als Studierender den ersten eigenen Haushalt gründet, hat in der Regel eine Menge Unkosten: erste Küchengeräte, neue Möbel und die Miete. Oftmals bleibt dann eine Anschaffung wie die eigene Waschmaschine zweitrangig. In den meisten Städten ist das auch kein Problem, denn dort gibt es einen Waschsalon. Nicht so im Schwäbisch Gmünd! Zwei Studenten sind deshalb zur Tat geschritten.

Von Christina Schaffrath | 11.09.2007
    "Florian Fröhlich und ich, wir haben uns immer gewundert, warum es hier keinen Waschsalon gibt, und Ende des 2. Semesters haben wir einfach mal spaßeshalber so eine Umfrage gestartet, über so ein Webformular, die Studenten angesprochen, habt ihr das Problem auch? Und dann kamen sehr viele Kommentare zurück, die das bestätigt haben und irgendwie waren wir dann schon drin."

    Robert Anlauff studiert Produktdesign in Schwäbisch Gmünd - ohne eigene Waschmaschine. Zwei Semester lang ist er jedes Wochenende nach Hause ins anderthalb Stunden entfernte Rottweil gefahren, um dort bei den Eltern seine Wäsche zu waschen. Durch die Internetumfrage inspiriert, beschließen er und sein Freund Florian, die Waschmisere zu beenden.

    "Die Kommentare waren sehr interessant, was so ein Waschsalon eigentlich braucht, wie das aussehen soll. Weil viele hatten dann schon so die Erfahrung im Waschsalon, weil sie in anderen Städten studiert haben, da war der Waschsalon immer so die Schmuddelsache, weil es meist ein dunkler Raum war, und nicht so gepflegt und nicht so geputzt. Es ist halt auch schwierig, Waschmaschinen kriegt man gebraucht sehr günstig, und es muss dann auch vom Service gerechtfertigt sein, warum man trotzdem in den Waschsalon geht."

    Aus der zunächst spaßhaften Idee wird ein Projekt. Robert und Florian arbeiten sich in die neue Materie ein. Sie entwerfen Finanzkonzepte, informieren sich über Waschmaschinen, suchen nach Örtlichkeiten für ihren Laden. Schließlich beantragen sie einen Kredit. Bei den Banken stoßen sie jedoch auf Bedenken. Braucht Schwäbisch Gmünd tatsächlich einen Waschsalon? Robert Katzalek hat hier studiert, gehört zur Kundschaft und kann die Skepsis der Banken erklären.

    "Das erste, was mir in Schwäbisch Gmünd aufgefallen ist, ist dass 90 Prozent der Läden eigentlich Schuhgeschäfte, Optiker und Hörgerätehersteller sind. Ich denke, dass der überwiegende Altersdurchschnitt über 60 ist und die Leute, ganz der schwäbischen Natur nach, ihre eigenen Waschmaschinen haben und die jungen Leute, die da wohnen, sind in der Minderzahl. Das glaube ich, ist ein Grund."

    Doch Robert und Florian bleiben hartnäckig und haben schließlich Erfolg. Sie bekommen keinen Existenzförderung, aber den notwendigen Kredit. Mit einer Summe, für die sich andere einen Kleinwagen leisten, wagen sie die Selbständigkeit. Ein großer Schritt. Hätte nicht einfach eine Waschmaschine für die eigene Dreckwäsche gereicht?

    "Irgendwie haben wir Spaß daran gehabt, unser eigenes Ding aufzuziehen, und dann hat sich die Frage gar nicht mehr gestellt. Es birgt auch immer ein Risiko, wenn man sich selbständig macht, da brauchen man schon ein bisschen ein Feeling für. Und das war bei mir schon so: mal was Eigenes ausprobieren! Das möchte ich schon gerne machen, und das war dann hier die Gelegenheit."
    Der kleine Laden hat ein großes Schaufenster, weiße Fliesen, gelbe und weiße Wände. Alles ist hell und freundlich. Der Raum wird mit einer Webcam videoüberwacht. Das spart Zeit, denn Florian und Robert müssen nicht immer im Laden sein, um zu sehen, ob alles gut läuft. Ihr Studium soll unter der Selbständigkeit nicht leiden. Die angehenden Designer haben Logos, Werbung und die Internetseite selbst gestaltet. Und auch sonst hilft ihnen ihr Studium:

    "Produktgestaltung: da wird sehr häufig in der Recherche überlegt, was für Bedürfnisse hat der Mensch in der Zukunft und dann überlegt man sich Szenarien. Da hat es Parallelen zum Studium bei der Herangehensweise für so einen Laden."

    Dreckwäsche? Für Robert und Florian kein Problem mehr. Inzwischen haben sie eine gewisse Stammkundschaft, und die besteht nicht nur aus Studierenden. Der Laden deckt die Kosten. Und das reicht den beiden Studenten. Schnellen Reichtum haben sie durch ihren Waschsalon nicht erwartet. Und Kunden wie Robert Katzalek freuen sich, jetzt ihre Wäsche in Schwäbisch Gmünd waschen zu können.

    "Das finde ich ne sehr gute Sache, weil die Geräte die da vor Ort stehen, sind auf jeden Fall Profi-Geräte, ich kann davon ausgehen, dass meine Wäsche in guten Händen ist, in Anführungszeichen, also ist die Benutzung des Waschsalons auch relativ nachhaltig."