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Wasser Marsch!

Planetologie. - Die Nasa-Mondmission LCross nähert sich ihrem spektakulären Ende. Morgen nachmittag wird die Sonde in einem Krater am Südpol des Erdtrabanten zerschellen. Von der Einschlagsfontäne erwartet sich die US-Raumfahrtbehörde wichtige Daten über Wasser auf dem Mond.

Von Guido Meyer | 08.10.2009
    Vor etwas mehr als drei Monaten in Cape Canaveral, Florida. Vom Weltraumbahnhof der US-Raumfahrtbehörde Nasa aus startet eine Atlas-Centaur-Rakete mit zwei Sonden an Bord Richtung Mond. Dies sei Amerikas erster Schritt einer Rückkehr zum Mond, diesmal, um zu bleiben – so der Nasa-Sprecher. Einen bleibenden Eindruck soll eine der beiden Sonden in den kommenden Stunden in der Tat auf dem Mond hinterlassen: Während die eine, der Lunar Reconnaissance Orbiter LRO, weiterhin den Erdtrabanten umkreisen wird, soll sich die andere in Kamikaze-Manier auf ihn stürzen. Es schlägt die letzte Stunde von LCross, dem Lunar CRater Observation and Sensing Satellite.

    "Die Sonde LCross befindet sich derzeit noch auf der Spitze der ausgebrannten oberen Stufe unserer Atlas-Centaur. Diese Raketenstufe werden wir in einen Krater am Südpol des Mondes lenken, der in ständiger Dunkelheit liegt. Dieser Einschlag wird eine Fontäne auslösen, deren Zusammensetzung wir aus der Mondumlaufbahn und hier von der Erde aus beobachten wollen."

    Doug Cooke ist der stellvertretende Chef der Abteilung für Exploration beim Hauptquartier der Nasa in Washington, D.C. In den letzten Wochen hatten drei amerikanische und indische Sonden unabhängig voneinander Spuren von Wasser auf dem Mond nachgewiesen. LCross nun soll zeigen, dass sich an den Innenwänden der Krater, in die nie ein Sonnenstrahl fällt, Wasser in gefrorenem Zustand halten kann. Tony Colaprete, Projekt-Wissenschaftler für LCross am Ames-Forschungszentrum der Nasa in Kalifornien.

    "Den Aufschlag der Raketenoberstufe beobachten werden sowohl die Sonde LCross in der Nähe des Mondes als auch das Hubble-Weltraumteleskop in der Erdumlaufbahn. Auch irdische Fernrohre werden beteiligt sein. Nach dem Einschlag wird LCross vier Minuten lang durch die Fontäne Richtung Mond-Oberfläche fliegen und in Echtzeit Messungen durchführen, die sie sofort zur Erde funkt. Als Höhepunkt wird LCross dann selbst auf dem Mond zerschellen, so dass wir zwei Einschläge bekommen werden."

    Da LCross nach seiner Mission für die Beobachtung des eigenen Einschlages also ausfällt, bleibt es LRO in der Mondumlaufbahn, wiederum Hubble und Teleskopen in den US-Bundesstaaten Hawaii, New Mexiko, Arizona und Kalifornien überlassen, diese zweite Fontäne zu analysieren. Erst vor wenigen Tagen hatte die Nasa den Einschlagskrater noch einmal geändert. Der Krater Cabeus mit fast 100 Kilometern Durchmesser am Mond-Südpol ist nun das Ziel. Nach den jüngsten Erkenntnissen von Raumsonden, die dort Anhaltspunkte für Wasser nachgewiesen hatten, erhoffen sich die Astronomen größere Chancen, in Cabeus auf Eis zu stoßen. Für irdische Beobachter unschön ist die Tatsache, dass der Krater im Norden von einem sechs Kilometer hohen Berg verdeckt wird. Colaprete:

    "Der eigentliche Aufschlag wird von der Erde aus nicht zu sehen sein. Erst wenn das losgeschlagene Material über die Kraterwand hinaus schießt, können wir es mit irdischen Teleskopen beobachten. Wir rechnen jedoch fest damit, dass die Eis- und Gesteinsfontäne eine ausreichende Höhe von zehn Kilometern erreichen dürfte. Große Teile Amerikas werden zum Zeitpunkt des Einschlags im Dunkeln liegen, so dass Amateur-Astronomen bis nach Texas oder Mississippi im Osten der USA eine gute Show geboten bekommen werden."

    Sollte LCross Eis auf dem Mond nachweisen, könnten Bewohner der von der Nasa geplanten Mond-Basis dieses nutzen, um daraus Sauerstoff, Trinkwasser und Raketen-Treibstoff zu gewinnen, womit eine künftige Mond-Station ein wenig unabhängiger von der Erde würde.