Zefiro, das in unterschiedlichen Besetzungen vom Kammerorchester bis zum großen Barock-Orchester und auch als reines Bläser-Ensemble auftritt, setzt sich in dieser Aufnahme aus 24 Musikern zusammen. Gegründet wurde Zefiro vor 15 Jahren von den Oboisten Alfredo Bernardini und Paolo Grazzi sowie dem Fagottisten Alberto Grazzi und es entwickelte sich mit der Zeit zu einem der führenden Barock-Ensembles in der internationalen Alten-Musik-Szene. Der Repertoire-Schwerpunkt liegt auf bekannten und wieder entdeckten Werken des 18. Jahrhunderts, wobei die Bläser im Vordergrund stehen.
In diesem Konzert-Mitschnitt stellen gerade die Bläser einmal mehr ihre hohe Kunstfertigkeit unter Beweis. Rasante Tempi werden scheinbar mühelos bewältigt, sind aber nie gehetzt oder aggressiv sondern vielmehr Ausdruck einer überaus lebendigen, enthusiasmierten Spielweise. Dabei werden in der Interpretation die großen Bögen nie außer acht gelassen und dennoch jede Phrase nach barocker Art gekonnt und geradezu liebevoll ornamentiert. Eine fulminant ausbalancierte Klang-Aufnahme macht diese Feinheiten bei jedem Instrument durchhörbar.
Wasser ist das Bindeglied zwischen den Kompositionen Händels und Telemanns, die im Abstand von wenigen Jahren zueinander entstanden sind. Es sind Gelegenheitswerke, wobei Händel seine " Water Musik" für die königlichen Bootsfahrten auf der Themse und Telemann seine Wassermusik "Ebbe und Flut" für die "Centenarfeier" der Hamburger Admiralität komponierte. Händels Wassermusik ist in insgesamt drei Suiten erhalten und drei solcher Bootsfahrten König Georgs des I. sind dokumentiert, aus den Jahren 1715, 1717 und dann noch einmal 1736 anlässlich der Vermählung des Prince of Wales, Frederick Louis, Sohn Georgs des II. Die Werke sind allerdings nur in Erstausgaben und Orchesterpartituren erhalten, das autografe Manuskript gilt als verschollen. Und so kann die zeitliche Bestimmung ebenso wie die Anordnung der Sätze innerhalb der jeweiligen Suite nur auf Vermutungen beruhen. Daher hat Alfredo Bernadini "Im Sinne von Abwechslung und Ausgewogenheit" die Sätze der G-dur Suite mit den Sätzen der D-dur Suite verbunden und die Reihenfolge der F-dur Suite ebenfalls anders als in den üblichen Ausgaben vorgenommen, was mit dazu beiträgt, dass diese Musik ganz neu und frisch klingt.
Händel hat in seiner Wassermusik ganz verschiedene Stile miteinander vereint. Zugrunde liegt der französische Stil der Suite mit Ouvertüre und einer Abfolge von Tänzen, im Adagio, Andante und den Airs ist jedoch der italienische Einfluss bestimmend, während die Hornpipes, die militärischen Trompetenpassagen und die Jagdhornrufe eindeutig englische Stilelemente sind.
Im Gegensatz zu Händel, aus dessen F-dur Suite Sie soeben zwei Sätze hörten, versuchte Georg Philipp Telemann in seiner Wassermusik, - der Ouvertüre mit dem Obertitel "Hamburger Ebb’ und Flut"-, das Element "Wasser" in all’ seinen Ausdrucksformen zu beschreiben. In der Ouvertüre bedient er sich aller gängigen barocken Affekte, die nachfolgenden Sätze, - bis auf eine Ausnahme französische Tänze -, tragen programmatische Titel. In diesen Stücken wird Bezug genommen auf Szenen und Götter aus der antiken Mythologie. So lässt Telemann die schlafende und erwachende Thetis erscheinen, den verliebten Neptunus, den scherzenden Tritonus, den stürmenden Aeolus und schließlich den angenehmen Zefir, den Gott der milden Westwinde, der dem italienischen Ensemble seinen Namen gab.
Mit den letzten beiden Sätzen kehrte Telemann wieder in die Gegenwart zurück. So haben "Ebbe und Flut" eine besondere Bedeutung nicht nur für den Hafen, sondern auch für die Säuberung der städtischen Kanäle und "Die lustigen Bootsleute" lassen das Hamburger Hafenleben lebendig werden.
Das Ensemble hat mit seiner Einspielung der Wassermusiken von Händel und Telemann eine Referenzaufnahme geschaffen, die durch das hohe Niveau eines jeden Musikers und die große Lebendigkeit überzeugt. Auch beim Zusammenspiel gibt es, beachtlich für einen Live-Mitschnitt, keinerlei Irritationen. Dies liegt nicht zuletzt auch an der souveränen Führung von Alfredo Bernadini, der hier als Oboist und Flötist zu hören ist und die Werke im beigefügten 4-sprachigen Textheft erläutert.
Hier hören Sie zum Abschluss noch 3 Sätze aus Telemanns Wassermusik, die Gavotte "Die verliebte Amphitrite", die Harlequinade "Der schertzende Tritonus" und "Der stürmende Aeolus".