Am Entstehungsort scheinen Schmerzen nicht nur die Funktion eines Alarmrufes zu spielen. Biochemisch gesehen, sind sie die Ausschüttung von Glutamat und der sogenannten Substanz P durch die betroffene Zelle. Die Substanz P erweitert die Blutgefäße und steigert so die lokale Durchblutung. Dauert diese Ausschüttung nicht zulange, passiert der Zelle nichts. "Wird diese Zelle aber über ein bestimmtes Limit bombardiert, beginnt sie zu depolarisieren", erklärt Professor Walter Zieglgänsberger, Leiter der AG Klinische Neuropharmakologie am Max Planck Institut für Psychiatrie, München. Das aber bekommt der Zelle überhaupt nicht, es kommt zu Überaktivität und einer massiven Calciumüberflutung. Calcium jedoch ist ein wichtiger Auslöser des programmierten Zelltods ist, damit Zellen, die ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen können, aus dem Verband entfernt werden, "um dem Netzwerk", so Zieglgänsberger, "eine Chance zu geben, irgendwie doch noch über die Runden zu kommen. Und dieses Anstoßen, die Apoptose, wird durch die gleichen Überträgerstoffe gemacht, die auch die Lernprozesse steuern, und da haben wir Anzeichen, dass sich gerade die Nervenzellen als erstes zurück ziehen, die einer Chronifizierung entgegen wirken."
Schmerz und Schmerzempfinden ist immer mit einem Lernprozess verbunden: Das Gehirn speichert bestimmte Schmerztypen, die auch dann noch aktiv sind, wenn der Schmerz gar nicht vorhanden sein kann, etwa beim Phantomschmerz amputierter Glieder. Dieser Lernprozess ist auf der einen Seite überlebenswichtig, führt aber bei zu gutem Lernen - also wenn das Schmerzsignal zu lange aufrecht erhalten bleibt - zu chronischen Schmerzen. Damit dies nicht zu schnell passiert, setzen vergleichsweise wenige lokale Zellen im Rückenmark Substanzen frei, die wiederum Neurone hemmen, die den Schmerz durchschalten. Zieglgänsberger: "Man kann sich das so vorstellen, dass durch die Zellen, die diese Antichronifizierungsfaktoren produzieren, das Tor immer so ein bisschen zugehalten wird. Und wenn die weg sind, dann steht die Tür natürlich offen und Schmerz, der vorher banal war, wird schnell chronisch." Diese zähmenden Zellen werden sowohl durch extrem starke und lange Schmerzsignale als auch durch leichte, aber andauernde Schmerzen beseitigt. "Letzteres ist besonders schwierig, weil es sich vermutlich sozusagen ins Zentrale Nervensystem, mogelt und dort die Veränderungen im Sinne eines Schmerzgedächtnisses verursacht", so Zieglgänsberger.
[Quelle: Mirko Smiljanic]
Schmerz und Schmerzempfinden ist immer mit einem Lernprozess verbunden: Das Gehirn speichert bestimmte Schmerztypen, die auch dann noch aktiv sind, wenn der Schmerz gar nicht vorhanden sein kann, etwa beim Phantomschmerz amputierter Glieder. Dieser Lernprozess ist auf der einen Seite überlebenswichtig, führt aber bei zu gutem Lernen - also wenn das Schmerzsignal zu lange aufrecht erhalten bleibt - zu chronischen Schmerzen. Damit dies nicht zu schnell passiert, setzen vergleichsweise wenige lokale Zellen im Rückenmark Substanzen frei, die wiederum Neurone hemmen, die den Schmerz durchschalten. Zieglgänsberger: "Man kann sich das so vorstellen, dass durch die Zellen, die diese Antichronifizierungsfaktoren produzieren, das Tor immer so ein bisschen zugehalten wird. Und wenn die weg sind, dann steht die Tür natürlich offen und Schmerz, der vorher banal war, wird schnell chronisch." Diese zähmenden Zellen werden sowohl durch extrem starke und lange Schmerzsignale als auch durch leichte, aber andauernde Schmerzen beseitigt. "Letzteres ist besonders schwierig, weil es sich vermutlich sozusagen ins Zentrale Nervensystem, mogelt und dort die Veränderungen im Sinne eines Schmerzgedächtnisses verursacht", so Zieglgänsberger.
[Quelle: Mirko Smiljanic]