Später Nachmittag vor der Gesamtschule "George Brassens" in Paris: Der Unterricht ist gerade zu Ende. Die Schüler passieren lärmend das Schultor, beaufsichtigt von mehreren Erwachsenen, die darüber wachen, dass alles seine Ordnung hat. Dazu gehört, seit September vergangenen Jahres, das strikte Verbot des Tragens religiöser Symbole in der Schule.
Wer die jüdische Kopfbedeckung trägt, das christliche Kreuz oder das islamische Kopftuch, muss sie am Schuleingang abnehmen. Und es wird peinlich darauf geachtet, dass die Schüler sie auch erst wieder herausholen, wenn sie das Schulgelände verlassen haben. Keinen Meter früher.
Auch neun Monate nach Inkrafttreten des so genannten Kopftuchgesetzes, sorgt die Einhaltung noch täglich für Reibereien. Vor allem an Schulen mit einem hohen Anteil muslimischer Schülerinnen, wie dem "Collège George Brassens". Dort beschweren sich die 14 bis 16-jährigen Musliminnen über erniedrigende und übertriebene Kontrollen am Schuleingang.
" Ja, natürlich ist das erniedrigend, wirklich. Einmal hatte ich morgens keine Zeit mir die Haare zu machen. Deswegen hatte ich mir ein Tuch umgebunden. Sie wollten, dass ich es abnehme und haben sogar meine Mutter angerufen. Die hat mich unterstützt. Es war ja nur wegen meiner krausen Haare. Weil ich das Kopftuch aber nicht abgenommen habe, wurde ich eine Woche vom Unterricht ausgeschlossen. Ich schäme mich, fühle ich mich irgendwie nackt. Ich fühle mich wirklich schlecht ohne Kopftuch, weil Gott mir doch befiehlt, ein Kopftuch zu tragen. "
Nach Auskunft des französischen Bildungsministeriums haben bislang landesweit knapp 50 Schülerinnen die Schule verlassen müssen, weil sie nicht auf ihr Kopftuch in der Schule verzichten wollten. Nicht mit eingerechnet sind jedoch jene junge Musliminnen, die freiwillig abgegangen sind und sich in Privat- oder Fernschulen angemeldet haben.
Die einflussreichste islamische Organisation Frankreichs und stärkstes Mitglied im muslimischen Rat, die UOIF, beziffert die "Opfer" des Gesetzes, wie sie dort genannt werden, denn auch auf 806 Mädchen. Ende März, auf dem jährlichen Treffen der Muslime Frankreichs, wurde das Gesetz wieder heftig kritisiert.
In vorderster Front eine Unterorganisation der UOIF: die Liga muslimischer Frauen Frankreichs. Zwar betont die Liga öffentlich immer wieder, dass sie den Mädchen abrät, gegen das Gesetz zu verstoßen. Doch über ihre eigentliche Position in der Kopftuchfrage besteht kein Zweifel: Wer den Geboten des Korans gehorcht, trägt Kopftuch. Magalie Erzan Sanibasch, Sprecherin des muslimischen Frauenverbandes:
" Unsere Position ist es, ihnen zu sagen: Wer das Kopftuch in der Schule tragen will, soll es tragen, wer nicht, nimmt es ab. Wir sagen ihnen nur, dass es eine Vorschrift des Korans ist. Aber sie müssen selbst die richtige Lösung finden. ""
Die UOIF und die Liga muslimischer Frauen Frankreichs wollen sich mit dem Kopftuchverbot an französischen Schulen nicht abfinden. Seit einem Jahr organisieren sie Treffen und Komitees gegen das Gesetz, beraten betroffene Mädchen und bieten ihnen sogar Privatunterricht unter dem Dach der Moscheen an. Das Recht auf das Kopftuch in der Schule ist für sie Synonym der verfassungsrechtlichen Glaubensfreiheit. Spricht man jedoch mit den Teenagern selbst, scheint der Wunsch, ein Kopftuch zu tragen, eher geprägt von den Traditionen der Eltern oder der Angst vor dem Urteil der anderen. Schülerinnen der Gesamtschule, Georges Brassens:
" Wenn zum Beispiel ein Mann eine Frau sieht, die Minirock und enge T-Shirts trägt, dann ist er gezwungen, sie direkt anzugucken. Ist es aber ein Mädchen, das einen Schleier oder Kopftuch trägt, dann wird er sie respektieren, sie nicht anmachen, sondern das Mädchen in Frieden lassen. Wenn Du einen Minirock anziehst, bist du eine Nutte. So ist das. Deswegen tragen manche ein Kopftuch, dann werden sie wenigstens respektiert. Sonst riskiert man ganz einfach, vergewaltigt zu werden. Meine Mutter ist gekommen und hat mir den Koran und alles erklärt. Und sie hat gesagt, wenn du bereit bist, setzt du das Kopftuch auf. Ich habe dann Okay gesagt und dann das Kopftuch umgebunden. "
Wer von den Mädchen noch zweifelt, ob ein Kopftuch sein muss, lässt sich vielleicht von der Gruppe gleichaltriger Jungen überzeugen. Sie haben die Diskussion verfolgt und schalten sich lautstark ein. Unter dem Applaus der anderen, erklärt einer der Jungen, dass er von seiner Freundin und späteren Frau verlangt, dass sie Kopftuch trägt.
Sie dürfe niemals einen Minirock oder enge Sache tragen, sagt dieser Junge energisch. "Sie soll doch nicht wie eine Prostituierte aussehen".
Wer die jüdische Kopfbedeckung trägt, das christliche Kreuz oder das islamische Kopftuch, muss sie am Schuleingang abnehmen. Und es wird peinlich darauf geachtet, dass die Schüler sie auch erst wieder herausholen, wenn sie das Schulgelände verlassen haben. Keinen Meter früher.
Auch neun Monate nach Inkrafttreten des so genannten Kopftuchgesetzes, sorgt die Einhaltung noch täglich für Reibereien. Vor allem an Schulen mit einem hohen Anteil muslimischer Schülerinnen, wie dem "Collège George Brassens". Dort beschweren sich die 14 bis 16-jährigen Musliminnen über erniedrigende und übertriebene Kontrollen am Schuleingang.
" Ja, natürlich ist das erniedrigend, wirklich. Einmal hatte ich morgens keine Zeit mir die Haare zu machen. Deswegen hatte ich mir ein Tuch umgebunden. Sie wollten, dass ich es abnehme und haben sogar meine Mutter angerufen. Die hat mich unterstützt. Es war ja nur wegen meiner krausen Haare. Weil ich das Kopftuch aber nicht abgenommen habe, wurde ich eine Woche vom Unterricht ausgeschlossen. Ich schäme mich, fühle ich mich irgendwie nackt. Ich fühle mich wirklich schlecht ohne Kopftuch, weil Gott mir doch befiehlt, ein Kopftuch zu tragen. "
Nach Auskunft des französischen Bildungsministeriums haben bislang landesweit knapp 50 Schülerinnen die Schule verlassen müssen, weil sie nicht auf ihr Kopftuch in der Schule verzichten wollten. Nicht mit eingerechnet sind jedoch jene junge Musliminnen, die freiwillig abgegangen sind und sich in Privat- oder Fernschulen angemeldet haben.
Die einflussreichste islamische Organisation Frankreichs und stärkstes Mitglied im muslimischen Rat, die UOIF, beziffert die "Opfer" des Gesetzes, wie sie dort genannt werden, denn auch auf 806 Mädchen. Ende März, auf dem jährlichen Treffen der Muslime Frankreichs, wurde das Gesetz wieder heftig kritisiert.
In vorderster Front eine Unterorganisation der UOIF: die Liga muslimischer Frauen Frankreichs. Zwar betont die Liga öffentlich immer wieder, dass sie den Mädchen abrät, gegen das Gesetz zu verstoßen. Doch über ihre eigentliche Position in der Kopftuchfrage besteht kein Zweifel: Wer den Geboten des Korans gehorcht, trägt Kopftuch. Magalie Erzan Sanibasch, Sprecherin des muslimischen Frauenverbandes:
" Unsere Position ist es, ihnen zu sagen: Wer das Kopftuch in der Schule tragen will, soll es tragen, wer nicht, nimmt es ab. Wir sagen ihnen nur, dass es eine Vorschrift des Korans ist. Aber sie müssen selbst die richtige Lösung finden. ""
Die UOIF und die Liga muslimischer Frauen Frankreichs wollen sich mit dem Kopftuchverbot an französischen Schulen nicht abfinden. Seit einem Jahr organisieren sie Treffen und Komitees gegen das Gesetz, beraten betroffene Mädchen und bieten ihnen sogar Privatunterricht unter dem Dach der Moscheen an. Das Recht auf das Kopftuch in der Schule ist für sie Synonym der verfassungsrechtlichen Glaubensfreiheit. Spricht man jedoch mit den Teenagern selbst, scheint der Wunsch, ein Kopftuch zu tragen, eher geprägt von den Traditionen der Eltern oder der Angst vor dem Urteil der anderen. Schülerinnen der Gesamtschule, Georges Brassens:
" Wenn zum Beispiel ein Mann eine Frau sieht, die Minirock und enge T-Shirts trägt, dann ist er gezwungen, sie direkt anzugucken. Ist es aber ein Mädchen, das einen Schleier oder Kopftuch trägt, dann wird er sie respektieren, sie nicht anmachen, sondern das Mädchen in Frieden lassen. Wenn Du einen Minirock anziehst, bist du eine Nutte. So ist das. Deswegen tragen manche ein Kopftuch, dann werden sie wenigstens respektiert. Sonst riskiert man ganz einfach, vergewaltigt zu werden. Meine Mutter ist gekommen und hat mir den Koran und alles erklärt. Und sie hat gesagt, wenn du bereit bist, setzt du das Kopftuch auf. Ich habe dann Okay gesagt und dann das Kopftuch umgebunden. "
Wer von den Mädchen noch zweifelt, ob ein Kopftuch sein muss, lässt sich vielleicht von der Gruppe gleichaltriger Jungen überzeugen. Sie haben die Diskussion verfolgt und schalten sich lautstark ein. Unter dem Applaus der anderen, erklärt einer der Jungen, dass er von seiner Freundin und späteren Frau verlangt, dass sie Kopftuch trägt.
Sie dürfe niemals einen Minirock oder enge Sache tragen, sagt dieser Junge energisch. "Sie soll doch nicht wie eine Prostituierte aussehen".