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Weisheit des Ostens

Wie viel Konfuzius auch heute noch zu sagen hat, beweist die Tatsache, dass die chinesische Regierung in seinem Namen ein Institut gegründet hat, das nun weltweit die chinesische Kultur vermitteln soll. 61 Verträge sind bereits geschlossen, ab morgen hat auch Deutschland ein solches Konfuzius-Institut, und zwar an der Freien Universität Berlin. Trotz der Nähe zur Uni soll es aber auch für Nicht-Studierende offen sein.

Von Esther Körfgen |
    Das alte Backsteingebäude in Berlin-Dahlem wird einen würdevollen Rahmen abgeben für diese wichtige Aufgabe, so wird sich die chinesische Delegation gedacht haben, als sie durch Deutschland reiste um einen geeigneten Ort zu finden. Ausschlaggebend war allerdings auch, dass die Berliner FU und die Uni in Peking schon seit 25 Jahren kooperieren. Was man aufgebaut hat soll jetzt ausgebaut werden: zunächst mal der Sprachunterricht. Ma Jianfei vom chinesischen Erziehungsministerium sieht da großen Bedarf, der endlich gedeckt werden müsse.

    " Das zweite sind Serviceleistungen in dem Bereich, um andere Sachen von China besser zu verstehen, wie beispielsweise Handel und Wirtschaft. China zu verstehen und die chinesische Kultur besser zu verstehen. "

    In den letzten zwei Jahren habe das Interesse an China weltweit stark zu genommen - an der Sprache, an der Kultur - und natürlich vor allem an der Wirtschaft.

    " Es sieht so aus, als ob es tatsächlich zunächst vom Handel ausgeht, Handel bringt Wandel, und in den Ländern wie Südkorea, Japan, USA, wo der Handel sehr stark angestiegen ist, sehen wir auch dass der Bedarf an Chinesisch-Unterricht zugenommen hat. "

    Die Deutschen sind die größten europäischen Handelspartner Chinas. Weltweit stehen sie an 3. Stelle. Jungen Deutschen eröffne das ungeahnte berufliche Chancen, schwärmt Ma Jianfei. Bloß: das Interesse der Deutschen wachse da noch etwas zu langsam. Höchste Zeit, dem nachzuhelfen, eben mit einem Konfuzius-Institut, das auch für nicht Studierende gegen geringen Aufpreis Kurse in Wirtschafts-Chinesisch bietet, Vorträge zu aktuellen Themen Chinas, oder auch in chinesischer Kalligrafie und Malerei. Umgekehrt übrigens hätten die Chinesen großes Interesse an Deutschland.

    " Deutsch ist neben Englisch auf jeden Fall eine der wichtigsten Fremdsprachen in China. Und das liegt an den beruflichen Karrierechancen. Die Firmen sind etwas besser, der Verdienst, alles ist in deutschen Firmen auch in China, gilt als sehr erstrebenswert. "

    Seit September gibt es an der Pekinger Uni eine Dependance der Freien Uni Berlin. Eine Art Goethe-Institut, dessen Deutsch-Kurse sehr reges Interesse finden. Umgekehrt studieren derzeit über 300 junge Chinesen an der FU. Jetzt soll es einen regelrechten Austausch zwischen den beiden Unis geben. Von Studierenden, Professoren und Sprachlehrern. Für eine bessere Ausbildung, und, wie Dieter Lenzen, Präsident der FU sagt:

    " Für die gemeinsame Initiierung auch von Forschungsprojekten, was jetzt der nächste Schritt sein soll, und zwar nicht nur in Sinologie, sondern auch Physik, in Chemie, in Medizin, um hier die Verbindungen zu intensivieren. "

    Auch die Uni profitiert von dem Konfuzius-Institut: Es bedeutet einen dicken Pluspunkt in der Bewerbungsmappe um Exzellenzen und den Status einer Elite-Uni. Denn das Bemühen um Internationalität zählt in diesem Wettbewerb sehr viel. Und die Chinesen profitieren davon, dass sich der Bekanntheitsgrad ihres Landes durch die Arbeit des Instituts nun steigern dürfte. Warum sie das erst jetzt initiiert haben? Mechthild Leutner, Leiterin des Instituts:

    " Ich denke es ist einfach dieses Bewusstsein, jetzt wirtschaftlich und politisch in der Lage zu sein, auch im Kulturbereich zu fördern. Und ein Land muss schon ein bestimmtes ökonomisches Niveau erreicht haben, um zu sagen: der Kulturbereich, der Wissenschaftsbereich ist uns so wichtig, wir möchten auch in diesem Bereich eng kooperieren. "

    Schon am 2. Mai öffnet das zweite Konfuzius-Institut in Deutschland, und zwar an der Universität Nürnberg.