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Weiße Flecken im MRT

Die Diagnose von Multipler Sklerose ist für die Mediziner nicht einfach. Ein Besuch in der Neurologischen Universitätsklinik Köln.

Von Martin Winkelheide | 05.09.2006
    Silke Nolden-Hoverath: " Dann würde ich Sie bitten, dass Sie einmal ein Stückchen laufen, mal zur Tür gehen, dass ich einmal das Gangbild sehe …"

    Die Neurologische Universitäts-Klinik in Köln. Im zweiten Stock: die Ambulanz. Die Neurologin Silke Nolden-Hoverath untersucht Anna M.

    Silke Nolden-Hoverath: " Die Handflächen mal nach oben nehmen ..."

    Anna M.: " Ganz am Anfang hatte ich eine Teilgesichtslähmung."

    Silke Nolden-Hoverath: " Das sieht gut aus, jetzt die Arme mal nach vorne ... "

    Anna M.: " Man hatte gesagt: Das ist eine Nervenentzündung, und die ist auch komplett weggegangen. Ich hatte danach drei, vier Jahre überhaupt keine Probleme. "

    Anna M. ist 38 Jahre alt. Vor zwei Jahren bekam sie die Diagnose: Multiple Sklerose.

    Silke Nolden-Hoverath: " Die Hände so schrauben, so wie beim Glühbirnen-Eindrehen ... "

    Anna M.: " Letztendlich konnte ich gar nicht mehr laufen, und dann bin ich hier im Krankenhaus gelandet hier in der Uni-Klinik, und die konnten mir weiterhelfen. "

    Silke Nolden-Hoverath: " Können Sie sich mal auf die Zehenspitzen stellen? "

    Anna M.: " Und jetzt kann ich wieder laufen. Meine Gehstrecke ist zwar nicht mehr so gut wie früher. Ich muss mich also immer mal wieder setzen und ausruhen, aber es funktioniert. "

    Silke Nolden-Hoverath: "... und mal die Finger krallen. "

    Im Moment schreitet die Krankheit nicht voran. Anna M. bekommt Medikamente.

    Silke Nolden-Hoverath: " Bei der Untersuchung der Muskelkraft konnten wir eine ganz gute Kraft feststellen. Bei dem Hüpfen auf einem Bein war sie sehr unsicher gewesen, so dass da eine ganz leichte Lähmung in den Beinen vorhanden ist. "

    Anna M.: " Wenn ich meinem Mann durch die Haare fahre, dann ist das mit der rechten Hand, dass ich da so richtig die Haare spüre, aber mit der anderen Hand nicht so ganz. "

    Silke Nolden-Hoverath: " Wenn ich hier so drüber streiche, spüren Sie es auf beiden Seiten gleich. Hier auch? Am Daumen? Wie ist es mit den Fingern? "

    Anna M: " Da ist es links ein bisschen schlechter."

    Silke Nolden-Hoverath: " Im linken Zeigefinger ist das Gefühl abgeschwächt, wenn ich da so drüber streiche. "

    Anna M: " Manchmal fällt es mir gar nicht auf, wenn ich jetzt arbeite oder den ganzen Tag irgendwelche Tätigkeiten mache, dann vergesse ich es manchmal. "

    Silke Nolden-Hoverath: "... so ein eingeschlafenes, pelziges Gefühl. Der Daumen ist nicht betroffen? O.K. Gut. An der rechten Hand ist das Gefühl normal? O.K. "

    Im Keller der Neurologischen Universitätsklinik in Köln. Hier steht der Kernspintomograph.

    Silke Nolden-Hoverath: " Der Kopf wird in so eine Spule gelegt und dann in eine Röhre rein gefahren. Das Ganze ist halt relativ eng. Und relativ laut, was viele Patienten als recht belastend empfinden. Aber es ist eine Untersuchung ohne Röntgenstrahlen und so halt auch gesundheitlich unbedenklich. "

    Anna M.: " Das Schwierige ist, man muss halt ganz still liegen. Und es dröhnt. Klar man hat Ohrenstöpsel, aber die helfen auch nicht so viel. Es sind 20 Minuten. Und da denkt man sich: Komm, die schaffst Du. "

    Silke Nolden-Hoverath: " Wir sehen jetzt hier eine kernspintomographische Aufnahme von einer Patientin mit Multipler Sklerose. Der typische Befund ist halt der, dass in der Nähe der Nervenwasser-Kammern mehrere von diesen weißen Flecken zu sehen sind.

    Wenn die Herde nicht in typischer Form verteilt sind, dann muss man auch über andere Erkrankungen nachdenken und sollte diese dann ausschließen. Natürlich kann die Anzahl der Flecken und die genaue Lokalisation im Gehirn oder im Bereich der Nervenwasserkammern bei jedem Patienten auch unterschiedlich sein. "