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Welthandel
Drei gegen Donald Trump

Der freie Handel lohne sich, konstatieren WTO, IWF und Weltbank in einem gemeinsamen Positionspapier. Diese Botschaft richtet sich auch gegen die Politik von US-Präsident Donald Trump, der auf mehr Isolation setzt. Alleingänge - so die drei Organisationen - seien gefährlich. Die Politik müsse aber die negativen Folgen des freien Handels abmildern.

Von Theo Geers | 10.04.2017
    Christine Lagarde, Direktorin des Internationalen Währungsfonds
    Christine Lagarde, Direktorin des Internationalen Währungsfonds, setzt sich mit ihren Kollegen von der WTO und der Weltbank für freien Handel ein. (AFP / Brendan Smialowski)
    Donald Trump stand unausgesprochen im Raum, als Elephant-in-the-room. Trump, der auch den globalen Handel für den Niedergang ganzer Industrieregionen in den USA verantwortlich macht, der deshalb ausgeschert ist aus dem Kreis derjenigen, die im freien Handel die Wachstumsmaschine der Weltwirtschaft sehen. Alle Zahlen, Fakten und Argumente, die IWF-Chefin Christine Lagarde, WTO-Generaldirektor Roberto Azevêdo und Weltbankpräsident Jim Yong Kim in ihrem heute in Berlin präsentierten Papier anführen, zielen deshalb darauf ab, Trump und die USA beim Thema Handel wieder ins Boot zu holen.
    Freier Handel als Hauptforderung
    "Trade actually works”, "Handel wirkt tatsächlich", unterstreicht Christine Lagarde: Handel hat Millionen Menschen aus der Armut geholt, ihr Einkommen erhöht und auf der ganzen Welt den Lebensstandard gehoben. Handel, so IWF, Weltbank und Welthandelsorganisation WTO unisono, hilft dabei auch und gerade den unteren Einkommensschichten. Für sie verbilligt Handel die Ausgaben für Dinge des täglichen Bedarfs um zwei Drittel, bei hohen Einkommen fällt die Entlastung mit einem Viertel deutlich kleiner aus. Dennoch:
    "Der Schmerz ist echt – und zwar bei denen, die sich als Verlierer fühlen", sagt dazu Weltbank-Präsident Jim Yong Kim. Kim, der Amerikaner, der als Kind koreanischer Eltern zum Weltbankpräsidenten aufstieg, nennt als Beispiel seine früheren Schulkameraden, die wie er im US-Bundesstaat Iowa aufwuchsen und zuletzt Trump gewählt haben.
    Kim weiß, was seine Schulkameraden damals falsch gemacht haben:
    "They went right into the steelmills”, erinnert er sich: "Sie gingen direkt in die Stahlwerke, in die Fabriken, kauften Häuser, Autos, ach was sag ich: Das waren keine Autos, das waren richtig große Trucks. Und gleichzeitig dachten sie, wir wären doch verrückt, dass wir auch noch Geld dafür bezahlten, um weiter zur Schule zu gehen. Und heute sind diese Leute nicht bereit für die Jobs der Zukunft."
    Negative Auswirkungen abmildern
    Stärker als bisher müssen daher die negativen Auswirkungen des freien Handels, Jobverluste, das Sterben ganzer Städte oder Regionen, abgemildert werden, sagen IWF, Weltbank und WTO. Aus- und Fortbildung, Erziehung, mehr Investitionen etwa in Breitbandnetze in Deutschland, auch, um hier die hohen Handelsbilanzüberschüsse abzubauen. Und generell ein flexibler Arbeitsmarkt, in dem Arbeitslose einerseits leichter gekündigt und wieder eingestellt werden können, in dem sie für die Zeit der Arbeitslosigkeit aufgefangen, aber auch verpflichtet werden, sich im Gegenzug für die Unterstützung möglichst schnell neue Jobs zu suchen, so lauten die Rezepte. Nicht aber den Handel einzuschränken, denn:
    "80 Prozent aller Jobverluste in den Industriestaaten gehen auf das Konto neuer Technologien. Und auf die müssen die Menschen vorbereitet sein", sagt WTO-Generaldirektor Azevedo. "Das ist das Rezept für Jobs, nicht aber den freien Handel einzuschränken. Der müsse allerdings müsse weltweit die Regeln einhalten, Alleingänge seien viel zu gefährlich – und zwar für alle", so Azevedo.