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Weltklimakonferenz
Vorbildlich umweltfreundlich

Wer das Klima schützen will, sollte mit gutem Beispiel voran gehen. Die COP23 in Bonn soll daher als die erste Weltklimakonferenz in die UN-Geschichte eingehen, die nachweislich umweltfreundlich organisiert wird.

Von Georg Ehring | 08.11.2017
    Leihfahrräder mit der Aufschrift "Halt Climat Change" stehen in Bonn, während der Weltklimakonferenz, für Pendler zwischen den Tagungsorten bereit.
    Für Pendler zwischen den Tagungsorten stehen in Bonn Leihfahrräder bereit (picture alliance / Oliver Berg/dpa)
    Jochen Flasbarth schwelgt in Superlativen. Der Bonner Klimagipfel ist nicht nur die größte internationale Konferenz, die Deutschland je ausgerichtet hat, so der Staatssekretär im Bundesumweltministerium.
    "Wir haben uns vorgenommen, die umweltfreundlichste Klimakonferenz auszurichten, die es jemals gegeben hat."
    Dafür sorgen soll eine strenge Zertifizierung, sämtliche Umweltfolgen des Gipfels werden erfasst, bewertet und wo es geht reduziert. Das fängt beim Essen und Trinken an und hier hat Flasbarth bereits Erfahrung mit heftigen Reaktionen. Etwa als das Bundesumweltministerium vor einigen Jahren beschloss, bei eigenen Veranstaltungen nur noch vegetarisches Essen zu servieren.
    "Das hat zum Teil begeisterte Zustimmung ausgelöst, aber auch einen der größten Shitstorms, die ich im Ministerium von außen erlebt habe."
    Dickster Brocken beim CO2-Verbrauch: die Anreise
    Beim Bonner Gipfel will man nicht ganz so weit gehen: Überwiegend vegetarisch sind Speisen und Getränke, Fleisch und Fisch stammen aus Bioproduktion und so viel wie möglich aus der Region. Und auch was übrig bleibt, sorgsam behandelt werden, verspricht Nick Nuttall, Sprecher des UN-Klimasekretariats.
    "Die Delegierten werden zu 60 Prozent mit vegetarischen Speisen versorgt und dazu kommt Bio-Fisch. Abfälle werden zu Smoothies verarbeitet und unvermeidbarer Abfall wird zu Biogas vergoren."
    Eine Panne gab es bei der Versorgung mit Kaffeebechern: Porzellantassen wurden nicht rechtzeitig geliefert, also gibt es an den ersten Konferenztagen nur Pappbecher, die Tassen werden noch erwartet. Ganz ohne Papier geht es auch nicht, aber fast. Jochen Flasbarth:
    "Möglichst wenig Papier. Das haben wir ja auch schon angekündigt. Sie sehen ja auch alle, dass das mit der Informationstechnik die heute zur Verfügung steht, nicht mehr eine so große Hürde ist wie das vielleicht vor zehn Jahren gewesen ist. Also: Man braucht auch keine Floppy Disk mehr oder so etwas."
    Der mit Abstand größte Brocken ist jedoch die Anreise der Delegierten – die meisten kommen mit dem Flugzeug. Diese Emissionen will der Veranstalter durch CO2-sparende Projekte in anderen Teilen der Welt kompensieren, vor allem durch zusätzliche Projekte mit erneuerbaren Energien. Solche Kompensationen sind umstritten, Staatssekretär Flasbarth betont vor allem dieses:
    "Die Kompensation funktioniert immer so, dass nur etwas anrechenbar ist, was sonst definitiv nicht stattfinden würde."
    Standortvorteil für Deutschland: viel erneuerbare Energie
    Die Voraussetzungen, Konferenzen umweltverträglich zu gestalten, haben sich in den letzten Jahren verbessert. Einmal dadurch, dass es Zertifizierungs-Systeme gibt, die Umweltfolgen systematisch erfassen. Aber auch durch die Umgebung der Konferenz. Nick Nuttall vom UN-Klimasekretariat:
    "Wir können eine Konferenz veranstalten, die zu 80 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgt wird, und das geht nur, weil wir in Deutschland sind, und in diesem Land gibt es einfach sehr viel erneuerbare Energie."
    Allerdings nicht für die Heizung der Versammlungsräume. Sie läuft mit Öl – ein Anschluss an das Bonner Fernwärmenetz erwies sich als nicht machbar.