Es handelt sich fürwahr um ein "monströses" Stück" - nicht nur wegen der Längen der einzelnen musikalischen Episoden und der Gesamtlänge, sondern auch wegen der Verhandlung des Untergangs einer der illustersten Städte der Antike und der Neugründung eines der zukunftsträchtigsten Staatsgebilde: Rom!
Joachim Schlömer präsentiert die Siegesfeier der Töchter und Söhne Ilions nach zehnjähriger Belagerung als spontane Party im modernen Wüstenkrieg, aggressiv grellen Plakatfarben und Kampfanzügen nach dem Design von Jens Kilian und Nicole von Graevenitz. Im gelben Höhleneingang oder Unterstand kommt Barbara Schneider-Hofstetter, die rechthaberische Nervensäge Kassandra, als Barbie-Puppe mit flachsblonden langen Haaren zum Einsatz. Ein altes Militär-Motorrad vertritt das Trojanische Pferd. Das macht nicht nur vordergründig keinen Sinn, sondern erweist sich auch hinterhältig nicht eben als Geniestreich des Regietheaters.
Die drei Karthago-Akte finden in jener Art Architektur statt, wie sie vor drei Jahrzehnten für teure Stuttgarter Einrichtungshäuser gewählt wurde: Hinter geschwungener Glasfront links der Salon der Dido mit Flügel (weiß, Schleiflack), rechts ihr verwaistes Doppel-Ehebett; darüber die Tribünen für die emsigen gleichgeschalteten Reporter und Korrespondenten, die die Illusion verbreiten, sie könnten und würden "hautnah" aus der Macht-Zentrale berichten.
Eine beschwerliche Hypothek der Stuttgarter Produktion ist deren Gewichtsklasse: Mit Ausnahme des eher leichtgewichtigen Tenors Ki-Chun Park, dem Äneas, stehen korpulente Protagonisten herum – überwiegend uninszeniert. Sie können sich aufs Singen konzentrieren, was sie auch respektabel tun. Um so quirliger fällt der Einsatz von zwei Tänzerinnen und einem Tänzer aus; sie dürfen, schwarz maskiert, die Herausforderung des Karthager-Reichs durch "ekelhafte Afrikaner" vortanzen und als Assistenten oder Schamane die Szene auflockern.
Konsistenter wird dadurch die Inszenierung des Choreographen Schlömer nicht. Sie verrät keinerlei Konzeption oder stringente Übersetzung der politischen Dimensionen des Werks in die Gegenwart, sondern prunkt durch vielfältige Assoziationen an alles Mögliche und Unmögliche. Seinen drei Salzburger "Irrfahrten" schloß der notorisch überschätzte Joachim Schlömer jetzt in Stuttgart eine vierte an: Mehr oder minder heitere Zeitstrategien eines vor allem gelangweilten und entschlußschwachen Erben, der seine Unverbindlichkeit aufs Verbindlichste zu präsentieren versteht: Musiktheater, das alle aktuellen Spitzen oder gar politische Schärfe meidet wie der Teufel das Weihwasser.
Da nun aber Manfred Honeck mit einem glänzend disponierten Staatsorchester und einem der riesigen Aufgabe glänzend gewachsenen Chor, den Stimmen von Christiane Iven und Ceri Williams für eine hochkarätige musikalische Ausstattung der Produktion sorgte, konnte die Bank in Stuttgart doppelt zufrieden mit ihrem Staatstheater sein.
Joachim Schlömer präsentiert die Siegesfeier der Töchter und Söhne Ilions nach zehnjähriger Belagerung als spontane Party im modernen Wüstenkrieg, aggressiv grellen Plakatfarben und Kampfanzügen nach dem Design von Jens Kilian und Nicole von Graevenitz. Im gelben Höhleneingang oder Unterstand kommt Barbara Schneider-Hofstetter, die rechthaberische Nervensäge Kassandra, als Barbie-Puppe mit flachsblonden langen Haaren zum Einsatz. Ein altes Militär-Motorrad vertritt das Trojanische Pferd. Das macht nicht nur vordergründig keinen Sinn, sondern erweist sich auch hinterhältig nicht eben als Geniestreich des Regietheaters.
Die drei Karthago-Akte finden in jener Art Architektur statt, wie sie vor drei Jahrzehnten für teure Stuttgarter Einrichtungshäuser gewählt wurde: Hinter geschwungener Glasfront links der Salon der Dido mit Flügel (weiß, Schleiflack), rechts ihr verwaistes Doppel-Ehebett; darüber die Tribünen für die emsigen gleichgeschalteten Reporter und Korrespondenten, die die Illusion verbreiten, sie könnten und würden "hautnah" aus der Macht-Zentrale berichten.
Eine beschwerliche Hypothek der Stuttgarter Produktion ist deren Gewichtsklasse: Mit Ausnahme des eher leichtgewichtigen Tenors Ki-Chun Park, dem Äneas, stehen korpulente Protagonisten herum – überwiegend uninszeniert. Sie können sich aufs Singen konzentrieren, was sie auch respektabel tun. Um so quirliger fällt der Einsatz von zwei Tänzerinnen und einem Tänzer aus; sie dürfen, schwarz maskiert, die Herausforderung des Karthager-Reichs durch "ekelhafte Afrikaner" vortanzen und als Assistenten oder Schamane die Szene auflockern.
Konsistenter wird dadurch die Inszenierung des Choreographen Schlömer nicht. Sie verrät keinerlei Konzeption oder stringente Übersetzung der politischen Dimensionen des Werks in die Gegenwart, sondern prunkt durch vielfältige Assoziationen an alles Mögliche und Unmögliche. Seinen drei Salzburger "Irrfahrten" schloß der notorisch überschätzte Joachim Schlömer jetzt in Stuttgart eine vierte an: Mehr oder minder heitere Zeitstrategien eines vor allem gelangweilten und entschlußschwachen Erben, der seine Unverbindlichkeit aufs Verbindlichste zu präsentieren versteht: Musiktheater, das alle aktuellen Spitzen oder gar politische Schärfe meidet wie der Teufel das Weihwasser.
Da nun aber Manfred Honeck mit einem glänzend disponierten Staatsorchester und einem der riesigen Aufgabe glänzend gewachsenen Chor, den Stimmen von Christiane Iven und Ceri Williams für eine hochkarätige musikalische Ausstattung der Produktion sorgte, konnte die Bank in Stuttgart doppelt zufrieden mit ihrem Staatstheater sein.