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Weltnaturerbe als Ziel

Im Jahr 2005 wurde auf einer Tagung der Trilateralen Wattenmeerkonferenz beschlossen, die Anmeldung des Wattenmeers zum Weltnaturerbe voranzutreiben. Zunächst wollten die Niederlande, Dänemark und Deutschland gemeinsam handeln. Doch dann klinkte sich Dänemark wieder aus. Nun bemühen sich die Niederlande und Deutschland um eine Anmeldung.

Von Annette Eversberg |
    Seine internationale Bedeutung stellt das Wattenmeer Jahr für Jahr unter Beweis. Wenn sich ganze Weltpopulationen von Zugvögeln aufmachen, um im Watt zu überwintern oder Station zu machen auf dem Flug in den Süden des afrikanischen Kontinents. Weltgeltung haben auch die Salzwiesen, die wie die tropischen Mangrovenwäldern aus aufrechtstehenden Pflanzen im Gezeitenstrom bestehen. Das Kriterium des Welterbetitels, außergewöhnliche Beispiele für Pflanzen- und Tiergemeinschaften zu belegen, kann das Wattenmeer leicht erfüllen. Deshalb ist mit dem Titel auch kein neues Schutzziel verbunden. Klaus Kosmagk-Stephan vom Landesamt für den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer:

    "Für den Schutz des Gebietes wird sich nichts ändern. Das Gebiet ist nach den internationalen Regelungen und den Regeln, die es in Europa gibt, so gut geschützt, dass es auch anerkannt werden kann. Das sind ja auch die Forderungen der UNESCO. Mit der Anerkennung sind keine neuen Regelungen verbunden."

    Zu den Kriterien des Welterbes gehört auch, dass eine Stätte die Erdgeschichte als solche repräsentieren soll. Das Wattenmeer gehört immerhin zum Bereich der nördlichen Ozeane. Die Nordsee nimmt darin eine besonders große Bedeutung ein.

    Klaus Kosmagk-Stephan: "Das Wattenmeer ist durchaus ein Beispiel für die jüngere Erdgeschichte. Wie Land und Meer sich immer wieder abwechseln. Diese Entstehungsgeschichte kann man heute auch noch beobachten."

    Das Wattenmeer als Feuchtbiotop ist einzigartig in der Welt. Das zu beweisen, fällt den Naturschützern und Wattenmeerforschern leicht. Die Anmeldung zum Weltnaturerbe führt noch einmal plastisch vor Augen, wie intensiv dieser besondere Lebensraum in den letzten Jahrzehnten erforscht und sein Schutz vorangetrieben wurde. Andreas Tietze, Fraktionsführer von Bündnis90/Die Grünen im Kreistag Nordfriesland sieht nach langen, zähen Verhandlungen darin besondere Chancen für die Region:

    "Das Weltnaturerbe schleswig-holsteinisches Wattenmeer ist auf einer Ebene mit großen Naturregionen der Welt. Yellow-Stone-Nationalpark oder Great Barrier Rief. Es kann unserer Region nur gut tun, wenn wir das entsprechend professionell vermarkten. Da ist das Weltnaturerbe auch der richtige Weg und die richtige Entscheidung gewesen."
    Angemeldet werden die Wattenmeergebiete, die in den Niederlanden und in Deutschland unter Schutz stehen. Eine Pufferzone, wie es die Richtlinien der UNESCO für die Welterbestätten fordern, soll es nicht geben, erläutert der nordfriesische CDU-Fraktionschef Hans-Joachim Droste:

    "Weil hier der Nationalpark insgesamt angemeldet wird, so dass das Weltnaturerbe im Grunde genommen das Etikett für diesen Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist."

    Bestehende wirtschaftliche Nutzungen, die Muschelfischerei, oder das Befahren der Strände in St. Peter-Ording, die das Nationalparkgesetz erlaubt, bleiben weiter bestehen. Dennoch sieht Klaus-Kosmagk-Stephan vom Nationalparkamt die Integrität des Gebietes nicht gefährdet:

    "Das gesamte Gebiet, was die Niederlande und Deutschland anmelden wollen, hat eine Größe von ca. 10.000 Quadratkilometern. Und wir sind einhellig der Auffassung, dass wir keine Pufferzone brauchen. Bei einer Pufferzone geht es ja darum, dass die Integrität des Gebietes gewahrt wird. Und das Gebiet ist in sich so groß, dass einzelne Einflüsse von außen die Integrität des Gebietes nicht schädigen können."

    Dafür sorgen nicht nur die holländischen und deutschen Gesetze, sondern auch internationale Vereinbarungen zum Schutz des Wattenmeeres. Alles zusammen soll sicherstellen, dass keine Aberkennung des Welterbetitels drohen kann, wie im Fall der geplanten Waldschlösschenbrücke über dem Elbtal. In einem Punkt hofft Hans-Joachim Droste aber, dass das Weltnaturerbe mehr als ein bloßes Etikett für das Wattenmeer sein wird:

    "Die Schifffahrt wird mit Sicherheit darüber nachdenken müssen, wie sie zu einer noch saubereren Schifffahrt in der Nordsee wird. Es soll nicht der Handel eingeschränkt werden, aber die Schifffahrt muss noch umweltbewusster werden, als sie schon ist."