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Welttomatenkongress
Landwirte besorgt über Konkurrenz aus China

Juni, Juli, August: Das sind die Monate für echten Tomatengenuss – in der Sonne gereift, nicht im Gewächshaus. Beim Welttomatenkongress im italienischen Parma war unter anderem die Konkurrenz aus China Thema und die Frage nach deren Pestizideinsatz.

Von Thomas Migge |
    Kleine Beilagen-Salat-Teller garniert mit Tomaten
    In den Sommermonaten schmecken Tomaten besonders gut. (dpa / picture alliance / Fredrik von Erichsen)
    Jedes Jahr werden rund fünf Millionen Tonnen Tomaten in Italien geerntet. Italiens Tomatenhauptstadt ist Parma. Dort werden jedes Jahr mehr als 2,5 Millionen Tonnen Tomaten verarbeitet.
    Der Werbespot des internationalen Tomatenkongresses, der heute in Sirmione am Gardasee zu Ende geht, bietet klassische Musik, Fakten und idyllische Bilder mit knallroten Tomaten und glücklich-lächelnden Menschen, die die Früchte ernten und verarbeiten. Die Realität sieht allerdings oftmals anders aus. Vor allem in Süditalien, wo viele illegale Einwanderer fast wie Sklaven auf den Feldern schuften, angestellt bei mafiösen Unternehmern.
    Organisiert von der International Society for Horticultural Science und dem World Processing Tomato Council kamen Repräsentanten von mehr als 500 Tomatenproduzenten, Europas Bigs, an den Gardasee. Thema dieses 11. internationalen Treffens war die Zukunft aller Lebensmittelprodukte, die als Basis die Tomate haben.
    Antonio Ferraioli, Präsident der italienischen Nationalvereinigung lebensmittelverarbeitender Unternehmen, die mit Tomaten pro Jahr rund fünf Milliarden Euro umsetzen:
    "Die Tomate ist für Italien ein enorm wichtiges Wirtschaftsgut, das so wie es ist bleiben muss. Wir werden uns also entschieden gegen Versuche anderer Länder und ihrer Unternehmen aussprechen, gentechnisch veränderte Pflanzen zuzulassen. Bessere Tomaten als die natürlichen wird es nicht geben. Das hier ist eine Qualität, die weltweit anerkannt ist".
    Forderungen nach mehr Kontrolle der Konkurrenz
    Insofern ist den Italienern wie auch den Spaniern, ein anderer großer Tomatenproduzent, nicht an gentechnischen Neuerungen gelegen. Interessiert war man an der Lösung logistische Probleme des Transports und der Verarbeitung.
    Ein anderes Thema des Kongresses waren verschiedene Sorten, die in den letzten Jahren in ganz Europa "Mode" geworden sind: Die Rede ist von den sogenannten Kirschtomaten.
    Auch wenn es nicht auf der Tagesordnung des Kongresses stand. Thema war auch die chinesische Konkurrenz in Europa. Eine oftmals illegale Konkurrenz, erklärt Alberto Libeci von der italienischen Lebensmittelpolizei:
    "Die Tomaten und das Tomatenpüree kommen mit Containerschiffen in Neapel an. Die kosten deutlich weniger als europäische Produkte. Aber: Viele chinesische Tomaten wurden auf verschmutzten Böden angebaut und enthalten Giftstoffe. Und zweitens: Wie kann verhindert werden, dass sie in Italien als 'echt italienisch' deklariert werden, von korrupten Unternehmen? Da muss mehr kontrolliert werden."
    Dem italienischen Lebensmittelverband zufolge sind die chinesischen Tomatenimporte allein nach Italien innerhalb von zwei Jahren um 40 Prozent gestiegen. Was tun, um dem Verbraucher ein garantiert italienisches Produkt zu bieten? Und was tun, damit auch italienische Tomatenprodukte hundertprozentig giftfrei sind? Auch das ein Problem, das nur am Rande diskutiert wurde.
    Im Süden Italiens kontrolliert die Mafia weite Teile der Landwirtschaft. Landwirte bauen Gemüse und Obst auch auf Feldern an, auf denen Jahre lang Giftmüll entsorgt wurde. Verbraucherorganisationen und tomatenverarbeitende Unternehmer einigten sich in Sirmione auf mehr Kontrollen. Ob das aber ausreicht, der gewieften Landwirtschaftsmafia das Handwerk zu legen, ist fraglich.