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Wenig Gutes an der Autobahn

Der Automobilclub ADAC untersucht jährlich die Qualität von Autobahnraststätten. Die Ergebnisse sind seit Jahren ernüchternd, und auch die Urlaubsreise 2006 verspricht wenig Gutes. Ein Drittel der getesteten Raststätten fiel durch.

Von Wolfgang Nitschke |
    63 Raststätten und Autohöfe in sieben Ländern hat der ADAC in diesem Jahr unter die Lupe genommen und nach neun verschiedenen Kriterien bewertet. Daraus ergibt sich dann eine Note von sehr gut bis sehr mangelhaft. Simone Saalmann, Projektleiterin ADAC-Raststättentest:

    "Sicherlich kommt es auch darauf an, was man selbst von einer Raststätte erwartet, welche Bedürfnisse man hat. Wir testen die Raststätte aus der Sicht einer Familie. Das heißt, uns ist auch die Familienfreundlichkeit sehr wichtig. Gibt es Spielmöglichkeiten? Gibt es Grünanlagen, in denen man sich wirklich erholen kann, wo man auch ein bisschen spazieren gehen kann? Ist die Anlage verkehrssicher, das heißt, gibt es zum Beispiel Fußgängerwege entlang der Fahrstreifen, dass man wirklich sicher dann auch vom Parkplatz zum Raststättengebäude kommt? Ist die Anlage sauber, ist der Teer ordentlich, sind die Markierungen in Ortung, ist die Anlage auch gut beschildert und natürlich bei den Sanitäreinrichtungen: Sind die Toiletten optisch sauber, dass man auch das Gefühl hat, dass man dahingehen kann?"

    Fragt man auf einer Rastanlage die Menschen, scheint der letzte Punkt der Wichtigste zu sein. Das Thema Toiletten kommt nämlich immer als erstes:

    "Schlecht ist halt, wenn man kein Kleingeld hat und man muss auf die Toilette und man kommt nicht rein, weil da ist eine Sperre drinnen. Ja, Sauberkeit in den Toiletten der Raststätten spielt eine wichtige Rolle. Also mit der Sauberkeit ist das immer so eine Frage. Ich finde, eine Raststätte sollte sauber sein, sowohl die Außenanlage wie auch innen drin, Tische und so weiter, vor allem auch die Toiletten und dafür zahle ich auch gerne etwas, wenn man die Toiletten sauber vorfindet."

    Dies ist aber keineswegs immer der Fall. Insbesondere in Italien, der Tschechischen Republik und Ungarn mussten die Tester die Sanitäreinrichtungen oft mit sehr mangelhaft bewerten. Aber auch in Deutschland gibt es Raststätten, die die schlechteste Note bekommen haben. Aber nicht nur von den Sanitäranlagen waren die Tester oft enttäuscht. Auch das Gesamtergebnis des Tests sei enttäuschend, sagt Simone Saalmann:

    "Auch dieses Jahr konnten wir keiner Raststätte das Urteil 'sehr gut' vergeben. Die Hälfte der Raststätten konnte ein 'ausreichend' erzielen, das ist halt so eine mittelmäßige Wertung. Und ein Drittel der Raststätten ist leider durchgefallen, das heißt: Die haben unsere Mindestanforderungen nicht erfüllt."

    Zwölf Rastanlagen konnten immerhin die Note 'gut' für sich gewinnen. Testsieger wurde Fläming Ost – 'sehr gut' gab es dort für die Gastronomie und den Service, gut für den Innenbereich und die Außenanlagen. Aber: Sie sehr gute Gastronomie lässt man sich auch ordentlich bezahlen, weshalb die Preise in Fläming Ost als 'sehr mangelhaft' bewertet wurden. Der Testverlierer kommt auch aus Deutschland und heißt Neumünster-Süd. Mit Ausnahme der Preise und einem mit ausreichend bewertetem Kiosk ist in Neumünster-Süd alles 'mangelhaft' oder gar 'sehr mangelhaft'. Aber nicht nur dort hatten es die Tester mit schlechter Gastronomie und mangelndem Service zu tun. Ein Tester hatte in Frankreich ein besonderes Erlebnis:

    "Als er sich von der Bedienung das Essen hat bringen lassen, musste er feststellen, dass in seinem Salat sehr viel Leben war. Er hat nämlich eine Kakerlake im Salat gehabt. Es hat dies dann natürlich reklamiert und musste sich dann von der Bedienung anhören, dass er die wohl selber mitgebracht habe, damit er das Essen nicht bezahlen muss."

    Insgesamt zieht der ADAC aber eine positive Bilanz der Raststättentests. Seit er angefangen habe zu testen, sei das Niveau der Rastanlagen und Autohöfe im Durchschnitt angestiegen.