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Weniger Ballast

Nach Osram und der Solarsparte trennt sich Siemens von einer weiteren Problemsparte: Der Elektrokonzern verkaufte die ungeliebte Tochter Nokia Siemens Networks (NSN) an Nokia.

Von Michael Watzke | 01.07.2013
    Alles muss raus – scheint seit einigen Wochen das Motto von Siemens zu sein. Erst brachte der Industriekonzern seine Tochter Osram an die Börse, dann machte Siemens seine verlustreiche Solarsparte dicht, weil sich kein Käufer dafür fand. Und nun NSN - das deutsch-finnische Joint Venture Nokia Siemens Networks war nie wirklich profitabel.

    Nach jahrelangen Milliarden-Verlusten zieht Siemens-Chef Peter Löscher die Reißleine. Die Münchner erhalten immerhin noch 1,7 Milliarden Euro als Verkaufspremiere, auch wenn das deutlich weniger ist als erwartet. Dafür bekommt Nokia den fünfzigprozentigen Siemens-Anteil an NSN und muss erst mal nur 1,2 Milliarden Euro in bar an die Münchner zahlen – bei der Restsumme kommt Löscher den Finnen mit einem Darlehen großzügig entgegen,

    Hauptsache, er ist NSN los – denn Siemens soll so profitabel werden wie seine Mitbewerber ABB und General Electric. Löscher will den Konzern deshalb mit aller Macht auf das Kerngeschäft konzentrieren, also Industrie und Energie.

    Nokia dagegen möchte mit NSN, dem drittgrößten Telekomanbieter der Welt, das führende Unternehmen bei Mobilfunknetzen der nächsten Generation werden. Der sogenannten Long Term Evolution, kurz LTE. Allerdings ist die Konkurrenz nicht nur in Europa stark, mit Ericsson und Alcatel, sondern vor allem in Asien, mit Samsung und anderen fernöstlichen Anbietern.

    Nun steht NSN eine Namensänderung bevor. Das S für Siemens wird verschwinden. Und möglicherweise auch weitere Arbeitsplätze. Ende März arbeiteten bei NSN noch knapp 57.000 Menschen – davon 6000 in Deutschland. Eine Garantie für diese Arbeitsplätze wollte Nokia heute nicht aussprechen. Es hieß lediglich, NSN wolle eine starke regionale Präsenz in Deutschland behalten.

    Auch bei Siemens wird über weitere Entlassungen spekuliert, die Wirtschaftswoche berichtet, dass im Sektor Energy rund 1700 Stellen abgebaut werden sollen. Betroffen seien die Standorte Erlangen, Offenbach und Mülheim an der Ruhr.