Als ob sie auf einem Motorrad Gas geben wollte, dreht Francoise Gerrits am rechten Ende des Lenkers. Der gehört allerdings nicht zu einem Motorrad, sondern zu einem Fahrrad mit elektrischem Hilfsmotor.
"Wir haben hier eine neue Schaltung. Das bedeutet: Wir können auf Automatik gehen. Und sie können eine Trittfrequenz einstellen. Und alles geht dann automatisch."
Also: Kein Gashebel das Ganze, auch keine traditionelle Gangschaltung - sondern die Steuerung einer Automatik-Schaltung für ein E-Bike: Statt eines Gangs entscheidet sich der Fahrer für die ihm genehme Trittfrequenz. Er kann dabei zwischen 30 und 80 Umdrehungen pro Minute wählen. Und egal, wie schnell man unterwegs ist, ob bergauf oder bergab - die Trittfrequenz bleibt stets dieselbe. Je nach Bedarf schaltet sich der E-Motor automatisch an und ab. Das gibt dem Radler ein völlig neues Fahrgefühl, erklärt Bart van den Boom, Sprecher des niederländischen Herstellers Fallbrook, der das neue Automatikgetriebe mit dem klangvollen Namen "NuVinci 360" entwickelt hat:
"Und der Kunde kann eben einstellen, wie er fahren möchte. Man kann 50 Umdrehungen einstellen zum Beispiel und damit fahren, egal, ob es bergauf oder bergab geht, oder ob wir auf ebener Strecke unterwegs sind. Man das Gefühl: Man muss nur radeln. Man muss nicht mehr denken. Das macht Spaß !"
Ein Sensor misst im Inneren des Getriebes Belastung und Geschwindigkeit - und wählt nach der vorgegebenen Trittfrequenz die erforderliche Übersetzung. Je nach Bedarf wird der Elektromotor zugeschaltet. Das Besondere dabei: Bei dem Automatik-Getriebe aus den Niederlanden ändern sich die Übersetzungen stufenlos. Statt unterschiedlich großer Zahnräder, die bei herkömmlichen Kettenschaltungen ineinandergreifen, befindet sich bei diesem Getriebe zwischen der Radnabe und der mit der Kette getretenen Antriebswelle ein mit einem Spezialöl befüllter Behälter. Francoise Gerrits von Fallbrook Technology:
"Die Nabe hat sechs Kugeln innen drin. Und die Nabe hat ein Spezialöl drin. Unter Last wird das wie Stein. Und wenn der Druck weg ist, wird es wieder Öl."
Die mit einem Elektromotor gesteuerten Kugeln im Inneren der Nabe können das Spezialöl verdichten, das automatisch hart wird und die Drehbewegung der Kette nahezu eins zu eins auf die Nabe überträgt, wie in einer hohen Übersetzung. Doch mit den Kugeln lässt sich auch der Druck auf das Öl reduzieren: Die von der Kette erzeugte Drehbewegung 'rutscht' dabei und überträgt sich nur teilweise auf die Radnabe, wie in einem niedrigen Gang. Alle Übersetzungen zwischendrin können stufenlos geregelt werden. Ähnlich funktioniert auch die Steuerung der "Automatic Gear Transmission" des taiwanesischen Herstellers JD-TransX. Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein stufenloses Öldruck-Getriebe, sondern um eine klassische Sieben-Gang-Nabenschaltung. Die Schaltvorgänge übernimmt ein elektrischer Stellmotor. Der wird von einem Mini-Rechner gesteuert, der mit vier Sensoren verbunden ist. Die messen Drehmoment, Belastung des Elektromotors, Neigungswinkel und Geschwindigkeit. In Abhängigkeit davon schaltet der Stellmotor ohne Zutun des Fahrers in die richtige Übersetzung. Frank Swirmann, Europa-Vertreter von JD-TransX:
"Also, wenn Sie jetzt beispielsweise bergauf fahren, erkennt der Neigungssensor frühzeitig 'Es geht bergauf' und schaltet etwas früher zurück. Oder zum Beispiel der Drehmoment-Sensor: Der nimmt die Kraft über das Innenlager auf, wie viel Kraft ich in das Pedal gebe. Und wenn ich natürlich viel Kraft ins Pedal reintrete, dann schaltet das AGT-System in einen höheren Gang, so wie Sie es auch von einem normalen Fahrradfahren kennen."
Nur eben in diesem Fall automatisch. Und das sorgt gerade bei E-Bikes für höhere Reichweiten pro Batterieladung, glaubt Hersteller-Sprecher Frank Swirmann:
"Es gibt viele Leute, die fahren einfach in einem ganz schweren Gang durch die Stadt, halten an der Ampel an und fahren in diesem schweren Gang wieder los. Damit kriegt der Motor oder das ganze Antriebssystem muss auch mehr unterstützen."
Was auf Kosten der Batterie geht. Fährt der Radler mit seinem Bike automatisch immer im ersten Gang an, muss sich der Motor beim Anfahren gar nicht zuschalten - und die Batterieladung hält länger. So sehr E-Bikes auf dem Vormarsch sein mögen, so sehr bemühen sich die Hersteller zunehmend um Modelle, bei denen der Motor gar nicht mehr in Erscheinung tritt. Häufig sind die Motoren in der Vorderrad-Nabe integriert, was aber durch die dickere Nabe dem geübten Auge dennoch auffällt. Ganz anders ist das bei dem 200 Watt starken sogenannten 'Assist-Motor' des deutschen Herstellers Gruber Antriebe. Wer in einem Fahrrad nach diesem Motor sucht, schaut buchstäblich in die Röhre.
"In dieser Sattelröhre sehen sie eine Steuerung, einen Motor und ein Getriebe, das die Pedale antreibt."
Das alles erkennt man in dem Metallrohr unterhalb des Fahrradsattels, das zu Demonstrationszwecken auf der Eurobike transparent gestaltet wurde. Der kleine, zylinderförmige Motor in der Sattelröhre treibt über ein Zahnrad das darunter liegende Tretlager an. Und wäre die Röhre nicht transparent, würde man von außen nichts davon sehen. Das ist auch das Ziel, meint Unternehmenssprecherin Ulrike Treichl:
"Der große Vorteil ist: Man sieht den Motor von außen nicht. Das heißt: Das Rad wirkt optisch von außen wie ein Mountainbike oder ein Rennrad, ist immer noch ein Sportgerät."
Immerhin schafft der kleine, zylinderförmige Motor in der Sattelröhre um die 200 Watt und wiegt gerade mal 1,8 Kilogramm. Das Konzept sieht allerdings keinen Dauerbetrieb, sondern nur eine Zuschaltung bei Bedarf vor, beispielsweise bei großen Steigungen. Gespeist wird der Motor aus Akkus in einer kleinen Stofftasche unterhalb des Sattels - der einzige Hinweis auf den kleinen elektrischen Helfer im Fahrrad-Rahmen.
"Wir haben hier eine neue Schaltung. Das bedeutet: Wir können auf Automatik gehen. Und sie können eine Trittfrequenz einstellen. Und alles geht dann automatisch."
Also: Kein Gashebel das Ganze, auch keine traditionelle Gangschaltung - sondern die Steuerung einer Automatik-Schaltung für ein E-Bike: Statt eines Gangs entscheidet sich der Fahrer für die ihm genehme Trittfrequenz. Er kann dabei zwischen 30 und 80 Umdrehungen pro Minute wählen. Und egal, wie schnell man unterwegs ist, ob bergauf oder bergab - die Trittfrequenz bleibt stets dieselbe. Je nach Bedarf schaltet sich der E-Motor automatisch an und ab. Das gibt dem Radler ein völlig neues Fahrgefühl, erklärt Bart van den Boom, Sprecher des niederländischen Herstellers Fallbrook, der das neue Automatikgetriebe mit dem klangvollen Namen "NuVinci 360" entwickelt hat:
"Und der Kunde kann eben einstellen, wie er fahren möchte. Man kann 50 Umdrehungen einstellen zum Beispiel und damit fahren, egal, ob es bergauf oder bergab geht, oder ob wir auf ebener Strecke unterwegs sind. Man das Gefühl: Man muss nur radeln. Man muss nicht mehr denken. Das macht Spaß !"
Ein Sensor misst im Inneren des Getriebes Belastung und Geschwindigkeit - und wählt nach der vorgegebenen Trittfrequenz die erforderliche Übersetzung. Je nach Bedarf wird der Elektromotor zugeschaltet. Das Besondere dabei: Bei dem Automatik-Getriebe aus den Niederlanden ändern sich die Übersetzungen stufenlos. Statt unterschiedlich großer Zahnräder, die bei herkömmlichen Kettenschaltungen ineinandergreifen, befindet sich bei diesem Getriebe zwischen der Radnabe und der mit der Kette getretenen Antriebswelle ein mit einem Spezialöl befüllter Behälter. Francoise Gerrits von Fallbrook Technology:
"Die Nabe hat sechs Kugeln innen drin. Und die Nabe hat ein Spezialöl drin. Unter Last wird das wie Stein. Und wenn der Druck weg ist, wird es wieder Öl."
Die mit einem Elektromotor gesteuerten Kugeln im Inneren der Nabe können das Spezialöl verdichten, das automatisch hart wird und die Drehbewegung der Kette nahezu eins zu eins auf die Nabe überträgt, wie in einer hohen Übersetzung. Doch mit den Kugeln lässt sich auch der Druck auf das Öl reduzieren: Die von der Kette erzeugte Drehbewegung 'rutscht' dabei und überträgt sich nur teilweise auf die Radnabe, wie in einem niedrigen Gang. Alle Übersetzungen zwischendrin können stufenlos geregelt werden. Ähnlich funktioniert auch die Steuerung der "Automatic Gear Transmission" des taiwanesischen Herstellers JD-TransX. Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein stufenloses Öldruck-Getriebe, sondern um eine klassische Sieben-Gang-Nabenschaltung. Die Schaltvorgänge übernimmt ein elektrischer Stellmotor. Der wird von einem Mini-Rechner gesteuert, der mit vier Sensoren verbunden ist. Die messen Drehmoment, Belastung des Elektromotors, Neigungswinkel und Geschwindigkeit. In Abhängigkeit davon schaltet der Stellmotor ohne Zutun des Fahrers in die richtige Übersetzung. Frank Swirmann, Europa-Vertreter von JD-TransX:
"Also, wenn Sie jetzt beispielsweise bergauf fahren, erkennt der Neigungssensor frühzeitig 'Es geht bergauf' und schaltet etwas früher zurück. Oder zum Beispiel der Drehmoment-Sensor: Der nimmt die Kraft über das Innenlager auf, wie viel Kraft ich in das Pedal gebe. Und wenn ich natürlich viel Kraft ins Pedal reintrete, dann schaltet das AGT-System in einen höheren Gang, so wie Sie es auch von einem normalen Fahrradfahren kennen."
Nur eben in diesem Fall automatisch. Und das sorgt gerade bei E-Bikes für höhere Reichweiten pro Batterieladung, glaubt Hersteller-Sprecher Frank Swirmann:
"Es gibt viele Leute, die fahren einfach in einem ganz schweren Gang durch die Stadt, halten an der Ampel an und fahren in diesem schweren Gang wieder los. Damit kriegt der Motor oder das ganze Antriebssystem muss auch mehr unterstützen."
Was auf Kosten der Batterie geht. Fährt der Radler mit seinem Bike automatisch immer im ersten Gang an, muss sich der Motor beim Anfahren gar nicht zuschalten - und die Batterieladung hält länger. So sehr E-Bikes auf dem Vormarsch sein mögen, so sehr bemühen sich die Hersteller zunehmend um Modelle, bei denen der Motor gar nicht mehr in Erscheinung tritt. Häufig sind die Motoren in der Vorderrad-Nabe integriert, was aber durch die dickere Nabe dem geübten Auge dennoch auffällt. Ganz anders ist das bei dem 200 Watt starken sogenannten 'Assist-Motor' des deutschen Herstellers Gruber Antriebe. Wer in einem Fahrrad nach diesem Motor sucht, schaut buchstäblich in die Röhre.
"In dieser Sattelröhre sehen sie eine Steuerung, einen Motor und ein Getriebe, das die Pedale antreibt."
Das alles erkennt man in dem Metallrohr unterhalb des Fahrradsattels, das zu Demonstrationszwecken auf der Eurobike transparent gestaltet wurde. Der kleine, zylinderförmige Motor in der Sattelröhre treibt über ein Zahnrad das darunter liegende Tretlager an. Und wäre die Röhre nicht transparent, würde man von außen nichts davon sehen. Das ist auch das Ziel, meint Unternehmenssprecherin Ulrike Treichl:
"Der große Vorteil ist: Man sieht den Motor von außen nicht. Das heißt: Das Rad wirkt optisch von außen wie ein Mountainbike oder ein Rennrad, ist immer noch ein Sportgerät."
Immerhin schafft der kleine, zylinderförmige Motor in der Sattelröhre um die 200 Watt und wiegt gerade mal 1,8 Kilogramm. Das Konzept sieht allerdings keinen Dauerbetrieb, sondern nur eine Zuschaltung bei Bedarf vor, beispielsweise bei großen Steigungen. Gespeist wird der Motor aus Akkus in einer kleinen Stofftasche unterhalb des Sattels - der einzige Hinweis auf den kleinen elektrischen Helfer im Fahrrad-Rahmen.