Alkoholiker können trocken werden, aber sie bleiben süchtig. Wenn die körperlichen Symptome des Entzugs abklingen, verschwindet das Verlangen nach Bier, Wein oder Stärkerem nicht etwa, es wird stärker. So stark häufig, dass es zu einem Rückfall kommt, zum erneuten Griff zur Flasche. Für diesen Suchtdruck, den die Wissenschaftler englisch "Craving" nennen, gibt es viele Ursachen. Eine liegt im so genannten glutamatergen System. Glutamat ist der wichtigste Botenstoff im Gehirn, Alkohol behindert ihn und wirkt deshalb beruhigend und entspannend. Doch nach einer gewissen Zeit passt sich das Gehirn an den erhöhten Alkoholspiegel an. Im Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim hat Dr. Falk Kiefer schon Menschen mit vier Promille gesehen, die völlig nüchtern wirkten.
"Offensichtlich ist diese Wirkung auf das glutamaterge System schon über Jahre so gut ausgeglichen, dass die Menschen trotz massiv erhöhter Alkoholspiegel ganz normal reden und sich bewegen können. Das Gleichgewicht gerät dann nur wieder auseinander, wenn die Menschen plötzlich keinen Alkohol mehr trinken und dann dieses ganz hoch regulierte glutamaterge System dazu beiträgt, dass man ganz im Gegenteil nicht mehr die entspannenden Effekte vom Alkohol spürt, sondern ganz im Gegenteil eben eine hohe Angespanntheit, Ängstlichkeit, Schlafstörungen."
Dazu kommen Störungen in der Stressreaktion. In angespannten Situationen kann der "trockene" Trinker Körper und Geist nicht richtig aktivieren und erlebt sich als hilflos. Auch das lässt den Griff zur Flasche verlockend erscheinen. Zusätzlich beeinflussen die Gene den Suchtdruck. Das hat Dr. Stefan Bleich von der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik der Universität Erlangen/Nürnberg gerade herausgefunden. Eine Mutation im alpha-Synuclein-Gen reguliert das Belohnungssystem im Gehirn nach unten. Einfache Genüsse wie ein gutes Essen oder auch Sex sind dann nur noch ein schales Vergnügen. Ein Alkoholrausch dagegen vermag das Belohnungssystem noch zu aktivieren. Der Alkohol beeinflusst sogar direkt das alpha-Synuclein-Gen. Auch das trägt zum Suchtdruck - zum Craving - bei, so Stefan Bleich.
"Wir konnten auch feststellen, dass es durch aktiven Alkoholkonsum reguliert wird und zwar abgeschaltet wird, wenn man so will. Deswegen ist es auch eine gute Erklärung, warum unter Alkoholkonsum das Craving auch vermindert wird, weil der Alkoholpegel steigt. Sinkt der Pegel, wird das Gen freigelegt, es wird praktisch angeschaltet und dann tritt eben vermehrt wieder Craving auf. "
Wollen die Alkoholiker trocken bleiben, dann müssen sie lernen, mit dem Suchtdruck umzugehen. Das gelingt meist nur in einer Therapie, allerdings erleben auch mit professioneller Hilfe zwischen 70 und 80 Prozent der Alkoholiker schon im ersten Jahr nach dem Entzug einen Rückfall. Inzwischen versuchen die Wissenschaftler, den Suchtdruck mit Medikamenten soweit zu senken, dass die Patienten überhaupt in die Therapie einsteigen können. Am häufigsten wird Acamprostat eingesetzt, ein Mittel, das das glutamaterge System stabilisiert. Zusätzlich können die Patienten Naltrexon einnehmen, um die positive Wirkung von Alkohol zu blockieren. Allerdings ist Naltrexon für diese Anwendung nicht zugelassen. Falk Kiefer hat den Effekt der Medikamente untersucht. Gemeinsam mit einer Therapie können sie die Rückfallquote auf unter 50 Prozent senken. Das ist ein Fortschritt, aber sicher nicht ideal. Man darf aber nicht vergessen, dass beim Alkoholismus wie bei anderen chronischen Krankheiten auch, eine vollständige Heilung kaum zu erwarten ist, betont Falk Kiefer.
"Das Ziel der Behandlung ist, Abstinenzphasen herzustellen, die möglichst lange anhalten. Im Vergleich zu einem kontinuierlich trinkenden Patienten ist ein Patient, der einmal im Jahr einen Rückfall hat, der dann kurzfristig behandelt wird und wieder eine Abstinenzzeit von eine Jahr erreicht, ein Riesenfortschritt, und das muss das Therapieziel sein."
"Offensichtlich ist diese Wirkung auf das glutamaterge System schon über Jahre so gut ausgeglichen, dass die Menschen trotz massiv erhöhter Alkoholspiegel ganz normal reden und sich bewegen können. Das Gleichgewicht gerät dann nur wieder auseinander, wenn die Menschen plötzlich keinen Alkohol mehr trinken und dann dieses ganz hoch regulierte glutamaterge System dazu beiträgt, dass man ganz im Gegenteil nicht mehr die entspannenden Effekte vom Alkohol spürt, sondern ganz im Gegenteil eben eine hohe Angespanntheit, Ängstlichkeit, Schlafstörungen."
Dazu kommen Störungen in der Stressreaktion. In angespannten Situationen kann der "trockene" Trinker Körper und Geist nicht richtig aktivieren und erlebt sich als hilflos. Auch das lässt den Griff zur Flasche verlockend erscheinen. Zusätzlich beeinflussen die Gene den Suchtdruck. Das hat Dr. Stefan Bleich von der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik der Universität Erlangen/Nürnberg gerade herausgefunden. Eine Mutation im alpha-Synuclein-Gen reguliert das Belohnungssystem im Gehirn nach unten. Einfache Genüsse wie ein gutes Essen oder auch Sex sind dann nur noch ein schales Vergnügen. Ein Alkoholrausch dagegen vermag das Belohnungssystem noch zu aktivieren. Der Alkohol beeinflusst sogar direkt das alpha-Synuclein-Gen. Auch das trägt zum Suchtdruck - zum Craving - bei, so Stefan Bleich.
"Wir konnten auch feststellen, dass es durch aktiven Alkoholkonsum reguliert wird und zwar abgeschaltet wird, wenn man so will. Deswegen ist es auch eine gute Erklärung, warum unter Alkoholkonsum das Craving auch vermindert wird, weil der Alkoholpegel steigt. Sinkt der Pegel, wird das Gen freigelegt, es wird praktisch angeschaltet und dann tritt eben vermehrt wieder Craving auf. "
Wollen die Alkoholiker trocken bleiben, dann müssen sie lernen, mit dem Suchtdruck umzugehen. Das gelingt meist nur in einer Therapie, allerdings erleben auch mit professioneller Hilfe zwischen 70 und 80 Prozent der Alkoholiker schon im ersten Jahr nach dem Entzug einen Rückfall. Inzwischen versuchen die Wissenschaftler, den Suchtdruck mit Medikamenten soweit zu senken, dass die Patienten überhaupt in die Therapie einsteigen können. Am häufigsten wird Acamprostat eingesetzt, ein Mittel, das das glutamaterge System stabilisiert. Zusätzlich können die Patienten Naltrexon einnehmen, um die positive Wirkung von Alkohol zu blockieren. Allerdings ist Naltrexon für diese Anwendung nicht zugelassen. Falk Kiefer hat den Effekt der Medikamente untersucht. Gemeinsam mit einer Therapie können sie die Rückfallquote auf unter 50 Prozent senken. Das ist ein Fortschritt, aber sicher nicht ideal. Man darf aber nicht vergessen, dass beim Alkoholismus wie bei anderen chronischen Krankheiten auch, eine vollständige Heilung kaum zu erwarten ist, betont Falk Kiefer.
"Das Ziel der Behandlung ist, Abstinenzphasen herzustellen, die möglichst lange anhalten. Im Vergleich zu einem kontinuierlich trinkenden Patienten ist ein Patient, der einmal im Jahr einen Rückfall hat, der dann kurzfristig behandelt wird und wieder eine Abstinenzzeit von eine Jahr erreicht, ein Riesenfortschritt, und das muss das Therapieziel sein."