Der Tod tritt meist innerhalb eines Jahres nach der Diagnose ein. Etwa 2000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich an einem so genannten Glioblastom, einem in aller Regel tödlichen Hirntumor. Diese bösartige Wucherung besteht aus allen möglichen Zellarten: verschiedene Formen von Stützzellen, diverse Arten von Nervenzellen. Alle diese bösartigen Zellen sind aus einer einzigen entarteten Ursprungszelle entstanden:
"Das zeigt schon, wenn man Tumorzellen hat, die alle vom selben Klon kommen, aber diese verschiedenen Richtungen differenzieren können, dass da irgendwo eine Zelle mit einem Potential gewesen sein muss, die normalerweise eben alle diese Zelltypen herstellen kann und das sind normalerweise eben Vorläuferzellen und Stammzellen im Gehirn."
Rainer Glass hat solche Stammzellen am Max-Dellbrück-Zentrum in Berlin untersucht. Er ist sich sicher: Glioblastome und vermutlich auch andere Hirntumore entstehen dann, wenn eine einzelne Stammzelle im Gehirn zu einer bösartigen Krebszelle entartet. Besonders viele Stammzellen finden sich im Gehirn von Kindern und jungen Erwachsenen. Die meisten Patienten mit einem Glioblastom sind allerdings älter als 50 Jahre. Dann gibt es im Gehirn nur noch sehr wenige Stammzellen.
"Das ist eine sehr paradoxe Situation, dass wir eine Stammzellerkrankung haben just zu dem Zeitpunkt, wo wir sehr wenig Stammzellen im Gehirn haben. Und wenn wir sehr viele Stammzellen im Gehirn haben, zum Beispiel als Kind, dann werden diese Glioblastome extrem selten festgestellt, sind quasi nicht vorhanden."
Um diesem Widerspruch auf den Grund zu gehen, hat Rainer Glass das Verhalten von Stammzellen im Gehirn von Mäusen beobachtet. Das Reservoir aller Stammzellen befindet sich im Gehirn der Mäuse - genau wie beim Menschen - im unteren mittleren Bereich der Großhirnrinde. Von dort wandern die Zellen auf einer festgelegten Route zum vorne gelegenen Riechhirn, wo sie sich schließlich weiter teilen. Ganz anders verhielten sich die Stammzellen allerdings, wenn die Mäuse einen Hirntumor, ein Glioblastom, hatten:
"Was wir gesehen haben, ist, dass sie das nicht in dem Maße tun, also nicht ins Riechhirn wandern, sondern dorthin, wo wir den Tumor appliziert haben und dort in sehr vielen zellulären Lagen diesen Tumor umgeben, was aber nur passiert in der relativen jungen Maus, also in einer Maus, die noch eine sehr aktive Neurogenese hat. Aber wenn die Mäuse älter werden, das heißt zum Beispiel einfach nur voll adult sind, dann passiert das nicht in dem Maße."
Bei jungen Mäusen umzingeln die gesunden Stammzellen den Tumor und halten ihn in Schach. Deswegen sterben sie nur selten an so einem künstlich erzeugten Tumor. Im Gehirn der älteren Mäuse dagegen gibt es nicht mehr genug Stammzellen und der Tumor kann weiter wachsen. Diese Experimente erklären, warum Hirntumore beim Menschen meist erst ab dem 50. Lebensjahr auftreten. Bei jüngeren Menschen funktioniert die Selbstkontrolle der Stammzellen noch: Wenn im jungen Gehirn aus entarteten Stammzellen Tumorzellen enstehen, dann nehmen das die gesunden Stammzellen vermutlich anhand von chemischen Signalen wahr. Anstatt ins Riechhirn zu wandern, umringen sie dann den Gehirntumor und sondern Substanzen ab, die die Tumorzellen abtöten. Nach diesen Substanzen sucht Rainer Glass, um mit ihnen vielleicht in Zukunft einmal Menschen mit Hirntumoren helfen zu können.
"Das zeigt schon, wenn man Tumorzellen hat, die alle vom selben Klon kommen, aber diese verschiedenen Richtungen differenzieren können, dass da irgendwo eine Zelle mit einem Potential gewesen sein muss, die normalerweise eben alle diese Zelltypen herstellen kann und das sind normalerweise eben Vorläuferzellen und Stammzellen im Gehirn."
Rainer Glass hat solche Stammzellen am Max-Dellbrück-Zentrum in Berlin untersucht. Er ist sich sicher: Glioblastome und vermutlich auch andere Hirntumore entstehen dann, wenn eine einzelne Stammzelle im Gehirn zu einer bösartigen Krebszelle entartet. Besonders viele Stammzellen finden sich im Gehirn von Kindern und jungen Erwachsenen. Die meisten Patienten mit einem Glioblastom sind allerdings älter als 50 Jahre. Dann gibt es im Gehirn nur noch sehr wenige Stammzellen.
"Das ist eine sehr paradoxe Situation, dass wir eine Stammzellerkrankung haben just zu dem Zeitpunkt, wo wir sehr wenig Stammzellen im Gehirn haben. Und wenn wir sehr viele Stammzellen im Gehirn haben, zum Beispiel als Kind, dann werden diese Glioblastome extrem selten festgestellt, sind quasi nicht vorhanden."
Um diesem Widerspruch auf den Grund zu gehen, hat Rainer Glass das Verhalten von Stammzellen im Gehirn von Mäusen beobachtet. Das Reservoir aller Stammzellen befindet sich im Gehirn der Mäuse - genau wie beim Menschen - im unteren mittleren Bereich der Großhirnrinde. Von dort wandern die Zellen auf einer festgelegten Route zum vorne gelegenen Riechhirn, wo sie sich schließlich weiter teilen. Ganz anders verhielten sich die Stammzellen allerdings, wenn die Mäuse einen Hirntumor, ein Glioblastom, hatten:
"Was wir gesehen haben, ist, dass sie das nicht in dem Maße tun, also nicht ins Riechhirn wandern, sondern dorthin, wo wir den Tumor appliziert haben und dort in sehr vielen zellulären Lagen diesen Tumor umgeben, was aber nur passiert in der relativen jungen Maus, also in einer Maus, die noch eine sehr aktive Neurogenese hat. Aber wenn die Mäuse älter werden, das heißt zum Beispiel einfach nur voll adult sind, dann passiert das nicht in dem Maße."
Bei jungen Mäusen umzingeln die gesunden Stammzellen den Tumor und halten ihn in Schach. Deswegen sterben sie nur selten an so einem künstlich erzeugten Tumor. Im Gehirn der älteren Mäuse dagegen gibt es nicht mehr genug Stammzellen und der Tumor kann weiter wachsen. Diese Experimente erklären, warum Hirntumore beim Menschen meist erst ab dem 50. Lebensjahr auftreten. Bei jüngeren Menschen funktioniert die Selbstkontrolle der Stammzellen noch: Wenn im jungen Gehirn aus entarteten Stammzellen Tumorzellen enstehen, dann nehmen das die gesunden Stammzellen vermutlich anhand von chemischen Signalen wahr. Anstatt ins Riechhirn zu wandern, umringen sie dann den Gehirntumor und sondern Substanzen ab, die die Tumorzellen abtöten. Nach diesen Substanzen sucht Rainer Glass, um mit ihnen vielleicht in Zukunft einmal Menschen mit Hirntumoren helfen zu können.