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Wer keine Arbeit hat, ...

Jura-Studentin Sophie Doering geht zum Abschluss der ersten Studienwoche noch ein wichtiges Projekt an: Sie sucht einen Studentenjob, um den Eltern nicht länger auf der Tasche zu liegen.

Von Jens Rosbach | 16.10.2009
    "Sich Geld selbst zu erarbeiten, gibt einem das Gefühl, dass man selbstständig ist und dass man auch einfach fähig ist, alleine zu überleben. Auch wenn es natürlich weiterhin Eltern, Großeltern und Weihnachtsgeschenke gibt."

    Erstsemesterin Sophie Doering studiert in ihrer Heimatstadt Berlin und wohnt noch bei ihren Eltern. Die 19-Jährige will aber Mutter und Vater nicht länger auf der Tasche liegen. So plant sie - neben ihrem Jura-Studium - arbeiten zu gehen. Was liegt da näher als ein Studentenjob an ihrer Uni, der FU Berlin? Etwa in der Bibliothek?

    Psst! Sophie huscht durch die Regalreihen ihrer Fachbereichs-Bibliothek. Bis sie auf Ulf Marzik stößt, den Chef der juristischen Sammlung.

    "Haben Sie denn da was für mich?"


    Marzik: "Ja, wir haben in der Tat Stellen für studentische Hilfskräfte. Eine der wichtigen Voraussetzungen ist: Sie müssen zu erkennen geben, wo man Erfahrungen hat, vielleicht schon mal einen Job gehabt hat."

    Sophie kann Arbeitserfahrung vorweisen: So hat sie bereits ein Praktikum in einer Anwaltskanzlei absolviert - zur Studienvorbereitung. Und zum Geldverdienen hat sie in einer Kneipe gejobbt.

    "Das hat viel Spaß gemacht - da sind natürlich auch manchmal so Sachen passiert, die nicht so schön sind. Also wie im Fernsehen, mit dem vollen Tablett umgekippt und den ganzen Wein, der eigentlich zu den Gästen sollte schon in der Küche gelassen. Und dann habe ich auch gemerkt, ich habe ziemlich schnell Schwierigkeiten mit dem Handgelenk gehabt vom schweren Tragen, ne Sehnenscheidenentzündung hatte ich dann ständig. Und es ist auch glaube ich nichts, was ich mein Leben lang machen wollen würde."

    Doch die Hoffnung auf eine anspruchsvollere Unistelle bekommt schnell einen Dämpfer: Sophie hört, dass die Hilfsjobs zumeist nicht für Studien-Anfänger sind. Das gilt auch für ihre Bibliothek.

    "Man muss drei Semester Jura studiert haben. Und das ist sinnvoll deswegen, weil man dann ein bisschen die Bibliothek kennt, ein paar Kenntnisse darüber hat, wo das Bürgerliche Gesetzbuch steht oder wo man einen Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch findet. Das ist ne Voraussetzung."

    Sophie Doering landet deshalb bei den "Heinzelmännchen". So heißt die Arbeitsvermittlung des Berliner Studentenwerks. Agentur-Beraterin Alev Geyik erklärt ihr, dass alle Stellenanzeigen auf der Heinzelmännchen-Homepage zu finden sind - wie "Maler gesucht".

    "Und neben dem Malerjob - was gibt's da noch so für Jobs? Kannst du mir vielleicht ein paar Beispiele sagen, dass ich mir das besser vorstellen kann?"

    Geyik: "Ja, also wir haben viele Bürojobs oder Umzugsjobs, was natürlich eher für unsere männlichen Studenten infrage kommt. Ja, ansonsten wirklich querbeet: also von Haustierbetreuung bis Kinderbetreuung."

    Mit rund zehn Euro pro Stunde kann Sophie rechnen, wenn sie einen Nebenjob über die studentische Agentur aufnimmt. Die 19-Jährige hofft, dass sie neben dem Studium auch genug Zeit dafür findet. Allerdings rechnet sie damit, dass der eine oder andere Arbeitgeber versuchen wird, sie als Studienanfängerin "auszubeuten".

    "Wir als Erstsemester, wir kennen uns nicht aus und wir können uns vielleicht auch nicht richtig schützen. Aber ich denke, das gehört zum Älterwerden dazu, dass man sich durchsetzt, auch wenn man in einer niedrigeren Position ist."