Der Weg durch den tief verschneiten Arnsberger Wald ist beschwerlich für den Vogelkundler Andreas Kämpfer-Lauenstein. Unzählige entwurzelte Baumstämme liegen am Boden verstreut - morsches Holz, dick bepackt mit Moos und Schnee.
Ein meterhoher Wurzelteller ist überzogen mit Flechten und Schneeklumpen, und mitten drin eine kleine Mooskugel - das Nest eines Zaunkönigs:
Da baut der sein Nest ´rein, auch aus Moos, das fällt dann auch kaum auf, wenn der Teller so mit Moos überwachsen ist - weil das Nest auch aus Moos gebaut wird; eine Kugel mit ´nem kleinen Loch, wo er ´reinschlüpft, und das sieht aus wie ein Mauseloch - das ist sehr unauffällig.
Der Zaunkönig als typischer Bewohner von großen Freiflächen im Wald zählt zu den Profiteuren einer Naturkatastrophe. Vor genau 15 Jahren fegten im Abstand von nur wenigen Tagen zwei der heftigsten Winterorkane der jüngeren Geschichte durch die Wälder Mitteleuropas. Zunächst Vivian, dann Wiebke. Der Wildbiologe Ulrich Wotschikowsky erinnert sich noch gut an die Situation im Allgäu, wo es ausschaute, als hätte ein cholerischer Riese an den Bergflanken Mikado gespielt:
Da ist mir wirklich das Herz stehen geblieben. Ich habe nicht für möglich gehalten, dass es bei uns solche Sturmschäden geben könnte. Der ganze Berghang ein Haufen Mikado-Stäbchen; es ist praktisch kein einziger großer Baum mehr gestanden, die Bäume waren zum großen Teil nicht baum-farben, also graue Rinde, sondern weiß, weil sie von oben bis unten gesplittert waren, viele Bäume waren etwa bei der Stammesmitte abgebrochen und die Späne standen nach allen Richtungen; man konnte sich gar nicht vorstellen, dass man in den nächsten Jahren da ´rein kommen könnte.
Auf vielen Windwurf-Flächen konnten die zerborstenen und zersplitterten Baumstämme gar nicht weggeräumt werden, weil das Gelände zu unwegsam war.
Anderswo ließen die Förster auch viel Totholz stehen und liegen - und zwar, um die Artenvielfalt in ihren Wäldern zu fördern. Denn Totholz ist nicht tot, es steckt voller Leben. Unzählige Käfer und Spinnen, Pilze, Moose und Flechten sind auf tote und sterbende Bäume angewiesen, aber auch Säugetiere und Vögel wie etwa der Schwarzspecht:
Der Schwarzspecht ist seitdem auch häufiger geworden, möglicherweise auch durch die Windwurf-Flächen, weil sich dort Ameisennester entwickeln konnten. Und der Schwarzspecht ist ein Bodenspecht, der also bevorzugt seine Nahrung in Bodennähe sucht, entweder an Wurzelstöcken, an Totholz, das am Boden liegt oder eben auch in Ameisenhaufen. Und der wiederum zimmert jedes Jahr mindestens eine Höhle; und da er nicht alle Höhlen, die er zimmert, auch nutzt, entstehen somit Wohnungen für Nachmieter wie Hohltaube, Rauhfußkauz, aber auch andere, Eichhörnchen, Fledermäuse oder auch Marder, die diese großen Höhlen bevorzugt besiedeln.
Diese Beobachtung gilt nicht nur für den Arnsberger Wald im Sauerland. Im oberbayerischen Graswangtal bei Oberammergau zum Beispiel hat der Vogelkundler Jochen Fünfstück nach den Stürmen von 1990 viele zuvor seltene Eulenvögel bei der Jagd auf Mäuse beobachten können:
Sperlingskauz, Rauhfußkauz, aber auch natürlich die größeren Arten wie Waldkauz und Waldohreule, auch sie haben von diesem reichen Nahrungsvorkommen, das wir auf diesen Flächen haben, profitiert, indem sie einfach mehr Junge großziehen können wie auf diesen "normalen" Flächen, die intensiv forstwirtschaftlich genutzt wurden - da sind zwar zwei, drei Mäuse vielleicht vorhanden, aber nicht 20, 30. Und das langt dann, um zwei, drei Junge großzuziehen, aber nicht vier oder fünf.
Wo Förster nach Stürmen viel Totholz im Wald zurück lassen, können sie den Trend zum Artenschwund zumindest in diesen Wäldern umkehren - das häufigere Vorkommen von Zaunkönig, Schwarzspecht, Sperlingskauz und vielen anderen seltenen Arten nach den Winterorkanen von 1990 werten Vogelkundler als einen eindeutigen Beleg dafür.
Ein meterhoher Wurzelteller ist überzogen mit Flechten und Schneeklumpen, und mitten drin eine kleine Mooskugel - das Nest eines Zaunkönigs:
Da baut der sein Nest ´rein, auch aus Moos, das fällt dann auch kaum auf, wenn der Teller so mit Moos überwachsen ist - weil das Nest auch aus Moos gebaut wird; eine Kugel mit ´nem kleinen Loch, wo er ´reinschlüpft, und das sieht aus wie ein Mauseloch - das ist sehr unauffällig.
Der Zaunkönig als typischer Bewohner von großen Freiflächen im Wald zählt zu den Profiteuren einer Naturkatastrophe. Vor genau 15 Jahren fegten im Abstand von nur wenigen Tagen zwei der heftigsten Winterorkane der jüngeren Geschichte durch die Wälder Mitteleuropas. Zunächst Vivian, dann Wiebke. Der Wildbiologe Ulrich Wotschikowsky erinnert sich noch gut an die Situation im Allgäu, wo es ausschaute, als hätte ein cholerischer Riese an den Bergflanken Mikado gespielt:
Da ist mir wirklich das Herz stehen geblieben. Ich habe nicht für möglich gehalten, dass es bei uns solche Sturmschäden geben könnte. Der ganze Berghang ein Haufen Mikado-Stäbchen; es ist praktisch kein einziger großer Baum mehr gestanden, die Bäume waren zum großen Teil nicht baum-farben, also graue Rinde, sondern weiß, weil sie von oben bis unten gesplittert waren, viele Bäume waren etwa bei der Stammesmitte abgebrochen und die Späne standen nach allen Richtungen; man konnte sich gar nicht vorstellen, dass man in den nächsten Jahren da ´rein kommen könnte.
Auf vielen Windwurf-Flächen konnten die zerborstenen und zersplitterten Baumstämme gar nicht weggeräumt werden, weil das Gelände zu unwegsam war.
Anderswo ließen die Förster auch viel Totholz stehen und liegen - und zwar, um die Artenvielfalt in ihren Wäldern zu fördern. Denn Totholz ist nicht tot, es steckt voller Leben. Unzählige Käfer und Spinnen, Pilze, Moose und Flechten sind auf tote und sterbende Bäume angewiesen, aber auch Säugetiere und Vögel wie etwa der Schwarzspecht:
Der Schwarzspecht ist seitdem auch häufiger geworden, möglicherweise auch durch die Windwurf-Flächen, weil sich dort Ameisennester entwickeln konnten. Und der Schwarzspecht ist ein Bodenspecht, der also bevorzugt seine Nahrung in Bodennähe sucht, entweder an Wurzelstöcken, an Totholz, das am Boden liegt oder eben auch in Ameisenhaufen. Und der wiederum zimmert jedes Jahr mindestens eine Höhle; und da er nicht alle Höhlen, die er zimmert, auch nutzt, entstehen somit Wohnungen für Nachmieter wie Hohltaube, Rauhfußkauz, aber auch andere, Eichhörnchen, Fledermäuse oder auch Marder, die diese großen Höhlen bevorzugt besiedeln.
Diese Beobachtung gilt nicht nur für den Arnsberger Wald im Sauerland. Im oberbayerischen Graswangtal bei Oberammergau zum Beispiel hat der Vogelkundler Jochen Fünfstück nach den Stürmen von 1990 viele zuvor seltene Eulenvögel bei der Jagd auf Mäuse beobachten können:
Sperlingskauz, Rauhfußkauz, aber auch natürlich die größeren Arten wie Waldkauz und Waldohreule, auch sie haben von diesem reichen Nahrungsvorkommen, das wir auf diesen Flächen haben, profitiert, indem sie einfach mehr Junge großziehen können wie auf diesen "normalen" Flächen, die intensiv forstwirtschaftlich genutzt wurden - da sind zwar zwei, drei Mäuse vielleicht vorhanden, aber nicht 20, 30. Und das langt dann, um zwei, drei Junge großzuziehen, aber nicht vier oder fünf.
Wo Förster nach Stürmen viel Totholz im Wald zurück lassen, können sie den Trend zum Artenschwund zumindest in diesen Wäldern umkehren - das häufigere Vorkommen von Zaunkönig, Schwarzspecht, Sperlingskauz und vielen anderen seltenen Arten nach den Winterorkanen von 1990 werten Vogelkundler als einen eindeutigen Beleg dafür.