Archiv


Werben mit dem Umweltschutz

Die meisten führenden Unternehmen in Deutschland veröffentlichen nicht nur den gewohnten Geschäftsbericht, sondern auch einen Umwelt- oder einen Nachhaltigkeitsbericht. Wie diese Berichte - die ja gut für das Image sind - die Wirklichkeit wiederspiegeln und wie umfassend sie sind, das hat das Institut für ökologische Wirtschaft untersucht.

Von Verena Kemna |
    Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung hat 150 der größten deutschen Unternehmen in das Ranking mit einbezogen. Dabei ging es nicht nur um ökologische Fragen. Die Wissenschaftler haben auch den Stellenwert von Antikorruption, Arbeitnehmerrechten und Arbeitszeitmodellen oder die Arbeitsbedingungen bei den Lieferanten untersucht. Ein Ergebnis der Studie : 39 Unternehmen berichten überhaupt nicht über ihre gesellschaftliche Verantwortung. Sie verweigern jegliche Transparenz. Die Schlussfolgerung, dass soziale und ökologische Aspekte in diesen Unternehmen kaum eine Rolle spielen, liegt nahe. Volker Hauff, Vorsitzender des Rates für Nachhaltige Entwicklung verweist auf die Chancen nachhaltiger Unternehmenspolitik.

    "Wenn ihr über eure eigene Zukunft nachdenkt, dann müsst ihr auch über die Zukunftsfähigkeit eurer Produkte nachdenken, über Produktionsverfahren und die Art, wie ihr das gesamte Geschäft organisiert habt, wie ihr mit den Menschen umgeht, was ihr der Umwelt zumutet. Dieser Prozess hat ja ganz positive Seiten und da gibt es einige, da hat man im Augenblick nicht so ganz große Hoffnungen, dass sie das in absehbarer Zukunft angehen. Dazu zählen ganz sicher wichtige Handelsketten wie Aldi, Schlecker und Lidl und andere. "

    Solche schwarzen Schafe zu benennen, auch das ist Ziel der wissenschaftlichen Arbeit. Die 58 Nachhaltigkeitsberichte führender deutscher Wirtschaftsunternehmen zeigen, dass die Formel ökologisch intakt, sozial gerecht und ökonomisch erfolgreich, bei immer mehr Unternehmen Resonanz findet. Volker Hauff stellt ordnungspolitische Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung in den Vordergrund. Das gilt auch für die Unternehmen, die jegliche Transparenz verweigern.

    "Ich denke, wenn wir darüber öffentlich diskutieren, dann wird es einen heilsamen Effekt in diesen Unternehmen haben. Denn sie werden feststellen, dass auch ihre Kunden im Laufe der Zeit eine Veränderung durchmachen, die sie vielleicht in ihrem Kundensegment noch nicht so deutlich spüren. Aber, dass sie gut daran tun, sich in absehbarer Zeit darauf einzustellen. Meine Prognose ist, wenn sie es nicht tun, dann passiert das, was in der Marktwirtschaft passiert mit jemandem, der die Zeit verschläft. Er verschwindet vom Markt. "

    Bei vielen eingereichten Berichten steht Klimaschutz obenan. Die soziale Frage dagegen werde häufig vernachlässigt. Doch Ausbildung und Bildung seien für die Zukunft eines Unternehmens entscheidend.

    "Das ist auch und in allererster Linie eine Frage an das öffentliche Bildungssystem, aber nicht nur. Das hat auch etwas damit zu tun, wie man lebenslanges Lernen in den Unternehmen organisiert, welche Voraussetzungen da geschaffen werden, welche Angebote gemacht werden. Das sind wichtige Fragen, die heute schon eine Rolle spielen und die gehören auch in diese Nachhaltigkeitsberichte. "

    Der Sieger in diesem Jahr, die Hamburger Otto Group, hat höchste Punktzahl, wo bei vielen anderen noch keine klaren Strategien zu erkennen sind. Vor allem die hohen Standards bei den Zulieferbetrieben haben die Jury überzeugt. Johannes Merck ist im Unternehmen für alle Aspekte der Nachhaltigkeit zuständig. Mit verschiedenen Audits werden die Arbeitsbedingungen in den Zulieferbetrieben in Asien überprüft.

    "Wir haben sehr viele Lieferanten qualifiziert. Sehr viele Lieferanten von einem unbefriedigenden Zustand zu einem Qualitätsmerkmal gut geführt. Wir haben aber auch, um das zu erreichen, schwarze Schafe aussortieren müssen, damit auch die Mitmachbereitschaft, die Motivation da ist bei denjenigen, die mit uns zusammen arbeiten wollen, dass wir es ernst meinen. "

    Ein erster Platz im Ranking Wettbewerb sei Ansporn für die Mitarbeiter, meint Johannes Merck. Und schließlich zahlt sich nachhaltige Unternehmenspolitik auch aus, denn das sei es, was immer mehr Kunden wünschen.

    "Sie werden vielfach irritiert durch Berichte in den Medien über Missstände in ökologischer oder sozialer Hinsicht und das stört sie in ihrem sorgenfreien Konsumverhalten und deswegen erwarten sie klare Antworten und das Unternehmen das diese klaren Antworten geben kann, hat einen Vorteil im Wettbewerb, weil es bindet die Kunden an sich und gibt ihnen ein gutes Gefühl und wir setzen auch auf diesen Trend. "