
Seine Begründung: "Entgegen dem Anraten meiner Anwälte und um prozessökonomisch zu handeln", sagte Cichon im Deutschlandfunk. "Ein komplettes Verfahren hätte mich meinen Job gekostet und das kann ich mir momentan nicht erlauben." Seit einigen Monaten arbeitet Cichon als Filialleiter im Einzelhandel. "Der neue Job macht mir sehr viel Spaß und so blieb mir nur die Wahl: Ein Geständnis abzugeben, wie auch immer das aussieht, oder auf mein Recht zu pochen, auf das zu pochen, was eigentlich wirklich war."
Der 37-Jährige hatte vor dem Bochumer Landgericht gestanden, als Spieler des früheren Zweitligisten VfL Osnabrück 20.000 Euro von der Fußball-Wettmafia erhalten zu haben. Im Gegenzug hatte er damals ausgesagt, bei der Partie gegen den FC Augsburg vom 17. April 2009 nicht seine „volle Leistungsbereitschaft" gezeigt zu haben. Im Deutschlandfunk betonte Cichon nun: "Ich habe aktiv auf kein Spiel eingewirkt." Stattdessen habe er sich damals vor dem Spiel seinem Verein offenbart und durch einen Vorschuss seine Wettschulden bezahlt. Heute würde Cichon anders handeln: "Ich würde direkt zur Polizei gehen", sagte er in seinem ersten Interview seit seiner Verurteilung. Das Urteil selbst ist seit Beginn dieser Woche rechtskräftig.
Cichon selbst sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt, kann jedoch nachvollziehen, dass seine Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit in Frage gestellt wird. Das könne er absolut verstehen, so Cichon, aber: "Es ist Leuten geglaubt worden, die die Wahrheit von vorne bis hinten verdrehen." Er forderte die Vereine und den Deutschen Fußball-Bund (DFB) auf, sich aktiver dem Problem zu stellen, da er kein Einzelfall sei: "Aus meiner Zeit weiß ich ja, dass ich sag mal achtzig bis neunzig Prozent der Spieler gewettet haben und wetten. Ich würde bezweifeln, dass es heute anders ist", so Cichon. Es sei zwar schwierig, dass Ganze zu kontrollieren, aber es sei wichtig, "dass man den Spielern besser hilft, dass man da mutiger ist, dass man da Mittel und Wege findet, das Ganze auszurotten." Cichon selbst schließt nach eigener Aussage heute keine Wetten mehr ab.
Das vollständige Gespräch können Sie bis mindestens 21. Dezember 2014 als Audio-on-demand abrufen.