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Wichtige Vitamine für die Pumpe

Medizin. – Vitamin D ist eine Schlüsselsubstanz bei der Aufnahme von Kalzium und Phosphor aus der Nahrung. Damit spielt die Verbindung eine wichtige Rolle bei Aufbau und Unterstützung von Zähnen und Knochen. Doch Vitamin D besitzt darüber hinaus auch für ein ganz anderes Gewebe eine wichtige Bedeutung: das Muskelgewebe. Weil kein anderer Muskel so sehr einer konstanten Belastung ausgesetzt ist wie das Herz, untersuchten jetzt Wissenschaftler den Einfluss von Vitamin D auf die Blutpumpe.

    Die Herzmuskelschwäche, die so genannte Herzinsuffizienz, tritt beispielsweise als Folge von zu hohem Blutdruck oder Veränderungen an den Herzgefäßen auf. Doch es gibt eine weitere mögliche Ursache für die unzureichende Leistungsfähigkeit des Muskels, fand Armin Zittermann von der Universität Bonn gemeinsam mit Forschern des Herzzentrums in Bad Oeynhausen heraus: ein Mangel an Vitamin D. "In einer ersten Studie untersuchten wir gesunde Senioren sowie Patienten mit Herzinsuffizienz. Daran nahmen junge und ältere Personen teil. Es zeigte sich dabei, dass bei Herzschwäche-Patienten die Vitamin-D-Versorgung deutlich schlechter war als bei den gesunden Senioren", fasst Zittermann zusammen. Besonders überraschte den Wissenschaftler aber, dass gerade junge Patienten mit Herzinsuffizienz besonders wenig Vitamin D aufwiesen, denn dies sei eigentlich vielmehr ein Phänomen bei älteren Personen.

    Als einzige der so genannten essentiellen Substanzen kann der Körper Vitamin D mit Hilfe von ultravioletten Strahlen aus dem Sonnenlicht in der Haut selbst herstellen. Allerdings nimmt die Fähigkeit dazu mit dem Alter zunehmend ab. Gerade aus diesem Grund verblüffte den Mediziner, dass sich besonders bei jüngeren Patienten ein ausgeprägter Mangel an der wichtigen Verbindung zeigte. Armin Zittermann deutete dies als ersten Hinweis darauf, dass der Mangel an Vitamin D eine Ursache der Herzschwäche sein könnte. "Bei der Prüfung weiterer biochemischer Parameter, die Aufschluss auf den Schweregrad der Herzinsuffizienz geben, fanden wir einen relativ guten Zusammenhang zwischen der Ausprägung der Herzschwäche und der schlechten Vitamin-D-Versorgung." Den Grund für dieses Einhergehen sieht Zittermann in dem Einfluss des Vitamins nicht nur auf den Kalziumhaushalt von Knochengewebe und Zähnen, sondern aller Zellen: "In den vergangenen 15 Jahren zeichnete sich immer stärker ab, dass Vitamin D ein wichtiger Regulator des Kalzium-Stoffwechsels in der Zelle und ganzer Gewebe ist." So ist Kalzium von grundlegender Bedeutung für die Kontraktion von Muskelzellen – also auch des Herzens.

    Bereits in früheren Studien konnten Mediziner zeigen, dass der Kalzium-Stoffwechsel in Herzmuskelzellen von herzinsuffizienten Patienten gestört ist. Im Tierversuch konnte überdies ein durch Vitamin-D-Mangel beeinträchtigtes Herz bei Hühnern mit Zufütterung der Verbindung wieder aufgepäppelt werden. Ob dies auch beim Menschen funktioniert, will Armin Zittermann jetzt untersuchen: "Im Rahmen einer Folgestudie am Herzzentrum in Bad Oeynhausen verabreichen wir Patienten Vitamin D und vergleichen sie mit einer Placebogruppe." Bis die Ergebnisse darüber vorliegen, rät der Bonner Forscher aber von Eigentherapien mit Vitamin-D-Pillen ab. Vielmehr empfiehlt Zittermann regelmäßige Bewegung im Freien, um die Vitaminbildung mit natürlichem Sonnenlicht anzukurbeln. Und wenn das Wetter nicht mitspielen will, dann können besonders Vorsichtige immer noch auf Leckereien mit Hering, Aal oder Lachs zurückgreifen, die Vitamin D im schmackhafterer Form liefern.

    [Quelle: Barbara Witthuhn]