Da das mit Hilfe der Massenmedien geschieht, ist die Arbeit der "spin doctors", "agenda setters" und PR-Agenten im Grunde angewandte Medienkritik. Sie haben verstanden, wie die Medien heutzutage funktionieren und vor allem, worin ihre Schwächen liegen, die sie dann zielgerichtet nutzen können. Und wie funktionieren die Medien? Ein Beispiel brachte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble in seiner Eröffnungsrede:
" Mir fällt auf, dass die Konzentration, die Fokussierung auf wenige Themen in der öffentlichen Nachrichtensetzung immer intensiver wird - je mehr Medien je mehr Informationen haben. Wenn Sie vor 30 Jahren an einem Zeitungskiosk die Aufmacher angesehen haben: da war eine große Vielfalt. Heute ist es in der Regel so, dass Sie sogar dasselbe Bild haben und es reduziert sich auf zwei Themen. Intensiverer Wettbewerb fördert die Konzentration auf weniger Themen mit der nächsten Folge, dass die Themen schneller wechseln, weil der Überdrusseffekt schneller eintritt. "
Und schnellerer Wechsel bedeutet kürzeres Gedächtnis, bedeutet oberflächlichere Recherche, bedeutet strukturelle Verdummung - eine Entwicklung, die zwei wesentliche, aber im Grunde gegensätzliche Auswirkungen hat. Zum einen wird alles immer weniger wichtig; die größten Aufregungen von gestern, man denke nur an die BSE-Hysterie, sind heute schon vergessen. Die Halbwertszeit von Nachrichten sinkt so dramatisch, dass man sich gegen Falschmeldungen oft gar nicht mehr zur Wehr setzen muss: sie verdampfen unter der heißen Sonne des nächsten Tages schneller, als man aktiv gegen sie vorgehen könnte. Denn dies ist mittlerweile das Hauptgeschäft der Pressesprecher: nicht freundliche Nachrichten in die Welt bringen, sondern hässliche Nachrichten aus der Welt schaffen.
Welche Techniken und Taktiken hierbei zur Anwendung kommen, wurde in zahlreichen Referaten dargestellt. Der Hamburger Medienrechtler Matthias Prinz erörterte zum Beispiel das juristische Arsenal, von der Unterlassungsklage über den Widerruf bis zum Schadenersatz. Dabei ist die Unterlassungsklage das bei weitem wichtigste Instrument, und das verweist auf die andere Wirkung der kommunikativen Beschleunigungsverdummung heutiger Medien, nämlich den Meuteneffekt. Nachrichten leben von der Magie tausendfältiger Wiederholung; jeder schreibt vom anderen ab, ein Verwertungszyklus führt zum anderen, so dass auch der größte Unsinn kaum zu stoppen ist. Hier hilft die gerichtliche Unterlassungsverfügung.
Der Bremer Hirn- und Kommunikationsforscher Peter Kruse führte anschaulich vor, wie ein vernetztes System (und das gilt für das Internet natürlich noch viel mehr als für die klassischen Medien) dazu neigt, bei völliger Entkoppelung von Aufwand und Wirkung, in kurzfristige Konvulsionen zu verfallen, die sich ebenso rasch weder auflösen.
" Die Grundaussage ist: In der globalen Vernetzung können eher nebensächliche Ereignisse sich zu einem Riesen-Hype aufschaukeln, aber - und das ist der interessante Teil - manchmal sind wirklich gut gemachte Kampagnen nicht mehr in der Lage, einen Bruchteil davon zu erzeugen. Manchmal ist das Eigenartige: Sie haben auf der einen Seite ein Riesen-Invest und bezogen auf das, was Sie tun, keine Wirkungen und auf der anderen Seite nahezu gar nichts, und die Wirkung ist riesengroß. Das heißt, in der Netzwerkökonomie - und das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen - wechselt die Macht vom Anbieter auf den Nachfrager. Wann immer Sie n Resonanz geraten mit Menschen hat das ganze System eine Chance sich aufzuschaukeln in sehr kurzer Zeit. Das heißt, man bekommt Rückenwind oder eben nicht. Wie groß diese Macht inzwischen ist, wird deutlich, wenn man sich die Zahlen anschaut: MySpace ist rein nach Zahlen inzwischen die achtgrößte Nation der Welt. "
Das Internet ist sicherlich ein Instrument, mit dem Pressesprecher und PR-Leute mehr und mehr umgehen können, ohne der Journalisten zu bedürfen. Doch das Internet stößt eben gerade durch sein Unbegrenztheit an die Grenzen seiner Nützlichkeit. Gerade in Zeiten der Krise - und davon wird noch mehr und mehr zu reden sein - bedarf sinnvolle Kommunikation der Ordnung. Man kann auf eine Renaissance des Journalismus alter Schule jetzt schon wetten.
" Mir fällt auf, dass die Konzentration, die Fokussierung auf wenige Themen in der öffentlichen Nachrichtensetzung immer intensiver wird - je mehr Medien je mehr Informationen haben. Wenn Sie vor 30 Jahren an einem Zeitungskiosk die Aufmacher angesehen haben: da war eine große Vielfalt. Heute ist es in der Regel so, dass Sie sogar dasselbe Bild haben und es reduziert sich auf zwei Themen. Intensiverer Wettbewerb fördert die Konzentration auf weniger Themen mit der nächsten Folge, dass die Themen schneller wechseln, weil der Überdrusseffekt schneller eintritt. "
Und schnellerer Wechsel bedeutet kürzeres Gedächtnis, bedeutet oberflächlichere Recherche, bedeutet strukturelle Verdummung - eine Entwicklung, die zwei wesentliche, aber im Grunde gegensätzliche Auswirkungen hat. Zum einen wird alles immer weniger wichtig; die größten Aufregungen von gestern, man denke nur an die BSE-Hysterie, sind heute schon vergessen. Die Halbwertszeit von Nachrichten sinkt so dramatisch, dass man sich gegen Falschmeldungen oft gar nicht mehr zur Wehr setzen muss: sie verdampfen unter der heißen Sonne des nächsten Tages schneller, als man aktiv gegen sie vorgehen könnte. Denn dies ist mittlerweile das Hauptgeschäft der Pressesprecher: nicht freundliche Nachrichten in die Welt bringen, sondern hässliche Nachrichten aus der Welt schaffen.
Welche Techniken und Taktiken hierbei zur Anwendung kommen, wurde in zahlreichen Referaten dargestellt. Der Hamburger Medienrechtler Matthias Prinz erörterte zum Beispiel das juristische Arsenal, von der Unterlassungsklage über den Widerruf bis zum Schadenersatz. Dabei ist die Unterlassungsklage das bei weitem wichtigste Instrument, und das verweist auf die andere Wirkung der kommunikativen Beschleunigungsverdummung heutiger Medien, nämlich den Meuteneffekt. Nachrichten leben von der Magie tausendfältiger Wiederholung; jeder schreibt vom anderen ab, ein Verwertungszyklus führt zum anderen, so dass auch der größte Unsinn kaum zu stoppen ist. Hier hilft die gerichtliche Unterlassungsverfügung.
Der Bremer Hirn- und Kommunikationsforscher Peter Kruse führte anschaulich vor, wie ein vernetztes System (und das gilt für das Internet natürlich noch viel mehr als für die klassischen Medien) dazu neigt, bei völliger Entkoppelung von Aufwand und Wirkung, in kurzfristige Konvulsionen zu verfallen, die sich ebenso rasch weder auflösen.
" Die Grundaussage ist: In der globalen Vernetzung können eher nebensächliche Ereignisse sich zu einem Riesen-Hype aufschaukeln, aber - und das ist der interessante Teil - manchmal sind wirklich gut gemachte Kampagnen nicht mehr in der Lage, einen Bruchteil davon zu erzeugen. Manchmal ist das Eigenartige: Sie haben auf der einen Seite ein Riesen-Invest und bezogen auf das, was Sie tun, keine Wirkungen und auf der anderen Seite nahezu gar nichts, und die Wirkung ist riesengroß. Das heißt, in der Netzwerkökonomie - und das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen - wechselt die Macht vom Anbieter auf den Nachfrager. Wann immer Sie n Resonanz geraten mit Menschen hat das ganze System eine Chance sich aufzuschaukeln in sehr kurzer Zeit. Das heißt, man bekommt Rückenwind oder eben nicht. Wie groß diese Macht inzwischen ist, wird deutlich, wenn man sich die Zahlen anschaut: MySpace ist rein nach Zahlen inzwischen die achtgrößte Nation der Welt. "
Das Internet ist sicherlich ein Instrument, mit dem Pressesprecher und PR-Leute mehr und mehr umgehen können, ohne der Journalisten zu bedürfen. Doch das Internet stößt eben gerade durch sein Unbegrenztheit an die Grenzen seiner Nützlichkeit. Gerade in Zeiten der Krise - und davon wird noch mehr und mehr zu reden sein - bedarf sinnvolle Kommunikation der Ordnung. Man kann auf eine Renaissance des Journalismus alter Schule jetzt schon wetten.