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Corona bei Olympia in China
"Wie Russisch Roulette"

"Wie Glücksspiel" fühle es sich an, sagt Eiskunstläufer Nolan Seegert im Dlf über die Gefahr einer Coronainfektion bei Olympia. Der Paarläufer sitzt in einem Quarantänehotel fest und hofft auf negative Tests, damit er wieder trainieren und noch am olympischen Wettbewerb teilnehmen kann.

Nolan Seegert im Gespräch mit Maximilian Rieger |
    Minerva-Fabienne Hase (l) und Nolan Seegert aus Deutschland stehen auf dem Eis.
    Nolan Seegert hofft, dass er rechtzeitig für das olympische Paarlaufen aus der Corona-Quarantäne entlassen wird. (AP/IMAGO / Agentur 54 Grad)
    Er braucht kein "Taschen-Tetris" mehr spielen. Sein neues Zimmer sei nicht mehr vom Bett und seinen Taschen komplett eingenommen, berichtet Nolan Seegert nach seinem Umzug in ein zweites Quarantäne-Hotel.
    Könnte er normal trainieren, würde er es wohl als gutes Hotelzimmer empfinden. Immerhin kann er nun einige Übungen machen und auf einem Radergometer in einem anderen Zimmer trainieren.

    DOSB kritisierte Zimmer als "unzumutbar"

    Ansonst versuche er einfach, sich zu beschäftigen: studieren, Interviews geben, olympische Wettbewerbe verfolgen. „Irgendwie den Tag platttreten“, sagt Seegert. Sportlich sei es schwer aufzuholen, so lange nicht aufs Eis zu können. Seine Partnerin Minerva-Fabienne Hase kann unterdessen zumindest aufs Eis, darf als Kontaktperson aber die olympischen Trainingsmöglichkeiten nur alleine nutzen.
    Players - Der Sportpodcast zu Olympia
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    Für Menschenrechtsorganisationen und viele Athletengruppen sind die Olympischen Winterspiele in Peking ein Sündenfall. Hintergrund sind die massiven Menschenrechtsverletzungen, die man China vorwirft. Trotzdem hält das IOC an den Spielen fest.
    Auch der nordische Kombinier Erik Frenzel ist inzwischen in ein größeres Zimmer umgezogen. Auch er wurde bei der Einreise positiv getestet. Sein erstes Zimmer sei "unzumutbar" gewesen, so DOSB-Funktionär Dirk Schimmelpfenning. Man sei aber jetzt zufrieden mit den Änderungen.

    "Uns war sehr wohl bewusst, dass es passieren kann."

    Das Risiko, bei den Spielen positiv getestet zu werden, sei schon lange klar gewesen, meint Seegert:
    "Corona gibt es ja nicht erst seit gestern. Also wir wussten schon die gesamte Saison, dass wir das Risiko mit uns herumtragen - bei unseren sehr vielen Reisen. Wir sind trotzdem die gesamte Saison sehr viel durch die Welt gereist und auch natürlich jetzt im Vorfeld vor Olympia. Uns war sehr wohl bewusst, dass es passieren kann."
    Fabienne Hase und Nolan Seegert beim Rostelecom Cup ISU Grand Prix in der Megasport Arena in Moskau
    Fabienne Hase und Nolan Seegert auf dem Eis (dpa / picture alliance / Sputnik / Nina Zatina)
    Dennoch hat Seegert das positive Testergebnis kalt erwischt. Sein erstes Gefühl: "Ungläubigkeit. Also ich habe es erst nicht wirklich geglaubt, was auch daran lag, dass mein erster PCR-Test hier in China kein Resultat hatte (…)  und dann erst mein zweiter PCR-Test halt wirklich positiv war. Und daher bin ich davon ausgegangen, dass es vielleicht auch ein falscher Test, also ein Fehler war."

    Sportliche Integrität von Olympia gefährdert?

    Das stellte sich als Irrtum heraus. Nun sei seine Situation durch die Infektion für Training und Wettkampf ähnlich wie bei jeder anderen Verletzung oder Krankheit, sagt Seegert:

    Man muss aber trotz alledem sagen, dass sich das derzeit etwas wie Glücksspiel anfühlt.

    Die sportliche Integrität der Wettbewerbe ziehe das durchaus infrage: "Da ja die Corona-Fälle einfach derzeit in Massen auftreten, dass es einem im Prinzip wie Russisch-Roulette vorkommt, ist da definitiv was dran."
    Dennoch kritisiert Seegert die Durchführung der Spiele nicht. Die Entwicklungen durch Omikron seien einfach zu spät gekommen, um die Spiele noch zu verschieben.
    Er selbst hofft nun darauf, dass möglichst schnell die Ergebnisse seiner täglichen Tests durchgehen negativ ausfallen. Weil in China strengere Richtlinien für deren Auswertung gelten, könne das aber zu Frustration führen. In Deutschland oder anderen Ländern wären er und viele andere Sportler wohl schon wieder aus der Quarantäne entlassen worden.