Manfred Bausch: Das kann man natürlich unter bestimmten Gesichtspunkten sehr gut nachvollziehen, denn in den letzten Jahren haben die Ärzte die Erfahrung gemacht, dass in Deutschland der Anteil der bürokratischen Arbeiten für Ärzte sowohl im Klinik-, vor allem aber auch im niedergelassenen Bereich in einer Weise zugenommen hat, dass zum Teil Praxisärzte 20 bis 30 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Papierkram verbringen und diese Zeit geht am kurativen Bereich, an der Arbeit mit Patienten verloren. Das ist sicherlich ein Aspekt, warum Ärzte lieber in Ländern arbeiten, wo dieser bürokratische Aufwand deutlich geringer ist, wie zum Beispiel in Großbritannien.
Guckeisen: Damit wären Sie ganz auf Linie der kassenärztlichen Bundesvereinigung, die ja auch die Regelungswut im Gesundheitswesen beklagen bei uns. Gibt es noch andere Gründe, warum man lieber im Ausland sein Glück sucht?
Bausch: Die Arbeitsbedingungen ganz generell in Krankenhäusern im Ausland, in Großbritannien, aber auch in Skandinavien, sind weniger von hierarchischen Strukturen geprägt als in Deutschland, das heißt, ein Arzt übernimmt mehr Verantwortung in seinem Arbeitsbereich, ohne immer wieder in der Hierarchie rückfragen zu müssen oder sich irgendwelchen unsachgemäßen Bedingungen beugen zu müssen. Auch diese Arbeitsstrukturen locken natürlich in das Ausland und ich denke, hier muss man in Deutschland doch viel mehr arbeiten, als man es in der Vergangenheit getan hat.
Guckeisen: Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt für Mediziner in Deutschland gerade, sie arbeiten eine Broschüre darüber aus?
Bausch: Wir haben, wenn wir uns die Arbeitslosenzahlen mal ansehen, zur Zeit ungefähr 6300 arbeitlose Ärzte in Deutschland gemeldet, darunter sind gut drei Viertel Ärzte ohne Gebietsbezeichnung. Insgesamt haben wir damit eine Arbeitslosenquote erreicht, die bei rund zwei Prozent liegt, bei Fachärzten sogar deutlich unter einem Prozent. Wenn man das auf die Volkswirtschaft hochrechnen würde, würde man als Ökonom in diesem Bereich von Vollbeschäftigung sprechen.
Guckeisen: Wie groß sind denn die Chancen, wenn man nicht im medizinischen Bereich sich betätigen will oder eine Praxis aufmachen, anderswo unterzukommen, etwa in Pharmaunternehmen oder Verwaltung?
Bausch: Mittelfristig sucht die pharmazeutische Industrie natürlich auch viele Ärzte für die klinische Forschung, Ärzte sind dort begehrte wissenschaftliche Mitarbeiter. Weniger günstig sieht es vielleicht im Verwaltungsbereich aus, hier haben wir seit vielen Jahren eine etwa gleichbleibende Zahl von Ärzten und ich rechne auch nicht damit, dass dieses Betätigungsfeld quantitativ wesentlich ausgeweitet wird.
Guckeisen: Wir haben sozusagen Vollbeschäftigung in dem Bereich, schlägt sich das auch auf die Studienanfänger durch?
Bausch: Das Medizinstudium ist ja seit vielen Jahren durch den Numerus Clausus reglementiert. Trotzdem sehen wir eine leichte Entwicklung nach oben. Wir haben im letzten Jahr, was dokumentiert ist vom statistischen Bundesamt, rund 12.900 Studienanfänger gehabt, das waren doch immerhin 300, 400 mehr als im Vorjahr und sogar über 1000 mehr, als im Jahr 1997. Das Studium der Medizin hat nicht an Attraktivität verloren.
Guckeisen: Und von denen wird es dann auch einige Richtung Norden ziehen. Ist das denn vielleicht sogar der Normalfall, dass also der Arbeitsmarkt gerade im Medizinbereich internationaler wird, also dass das gar keine Ausnahme ist, sondern wir uns darauf einstellen müssen?
Bausch: Grundsätzlich denke ich, das ist eine gute Geschichte, wenn junge Berufsanfänger auch im medizinischen Bereich sich mal woanders den Wind um die Nase wehen lassen und Verfahren und Eindrücke kennenlernen, die anders sind als in Deutschland. Von denen kann, wenn die Ärzte zurückkehren, das deutsche Gesundheitssystem nur profitieren. Insofern halte ich es für sehr sinnvoll, auch mal einige Jahre als Mediziner im Ausland zu verbringen. Bedenklich wird es erst in dem Moment, wenn das zu einem dauerhaften Schwund wird.
Guckeisen: Damit wären Sie ganz auf Linie der kassenärztlichen Bundesvereinigung, die ja auch die Regelungswut im Gesundheitswesen beklagen bei uns. Gibt es noch andere Gründe, warum man lieber im Ausland sein Glück sucht?
Bausch: Die Arbeitsbedingungen ganz generell in Krankenhäusern im Ausland, in Großbritannien, aber auch in Skandinavien, sind weniger von hierarchischen Strukturen geprägt als in Deutschland, das heißt, ein Arzt übernimmt mehr Verantwortung in seinem Arbeitsbereich, ohne immer wieder in der Hierarchie rückfragen zu müssen oder sich irgendwelchen unsachgemäßen Bedingungen beugen zu müssen. Auch diese Arbeitsstrukturen locken natürlich in das Ausland und ich denke, hier muss man in Deutschland doch viel mehr arbeiten, als man es in der Vergangenheit getan hat.
Guckeisen: Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt für Mediziner in Deutschland gerade, sie arbeiten eine Broschüre darüber aus?
Bausch: Wir haben, wenn wir uns die Arbeitslosenzahlen mal ansehen, zur Zeit ungefähr 6300 arbeitlose Ärzte in Deutschland gemeldet, darunter sind gut drei Viertel Ärzte ohne Gebietsbezeichnung. Insgesamt haben wir damit eine Arbeitslosenquote erreicht, die bei rund zwei Prozent liegt, bei Fachärzten sogar deutlich unter einem Prozent. Wenn man das auf die Volkswirtschaft hochrechnen würde, würde man als Ökonom in diesem Bereich von Vollbeschäftigung sprechen.
Guckeisen: Wie groß sind denn die Chancen, wenn man nicht im medizinischen Bereich sich betätigen will oder eine Praxis aufmachen, anderswo unterzukommen, etwa in Pharmaunternehmen oder Verwaltung?
Bausch: Mittelfristig sucht die pharmazeutische Industrie natürlich auch viele Ärzte für die klinische Forschung, Ärzte sind dort begehrte wissenschaftliche Mitarbeiter. Weniger günstig sieht es vielleicht im Verwaltungsbereich aus, hier haben wir seit vielen Jahren eine etwa gleichbleibende Zahl von Ärzten und ich rechne auch nicht damit, dass dieses Betätigungsfeld quantitativ wesentlich ausgeweitet wird.
Guckeisen: Wir haben sozusagen Vollbeschäftigung in dem Bereich, schlägt sich das auch auf die Studienanfänger durch?
Bausch: Das Medizinstudium ist ja seit vielen Jahren durch den Numerus Clausus reglementiert. Trotzdem sehen wir eine leichte Entwicklung nach oben. Wir haben im letzten Jahr, was dokumentiert ist vom statistischen Bundesamt, rund 12.900 Studienanfänger gehabt, das waren doch immerhin 300, 400 mehr als im Vorjahr und sogar über 1000 mehr, als im Jahr 1997. Das Studium der Medizin hat nicht an Attraktivität verloren.
Guckeisen: Und von denen wird es dann auch einige Richtung Norden ziehen. Ist das denn vielleicht sogar der Normalfall, dass also der Arbeitsmarkt gerade im Medizinbereich internationaler wird, also dass das gar keine Ausnahme ist, sondern wir uns darauf einstellen müssen?
Bausch: Grundsätzlich denke ich, das ist eine gute Geschichte, wenn junge Berufsanfänger auch im medizinischen Bereich sich mal woanders den Wind um die Nase wehen lassen und Verfahren und Eindrücke kennenlernen, die anders sind als in Deutschland. Von denen kann, wenn die Ärzte zurückkehren, das deutsche Gesundheitssystem nur profitieren. Insofern halte ich es für sehr sinnvoll, auch mal einige Jahre als Mediziner im Ausland zu verbringen. Bedenklich wird es erst in dem Moment, wenn das zu einem dauerhaften Schwund wird.