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Wie werden Unierfindungen verkauft?

Im Februar 2002 ist es weggefallen, das sogenannte Hochschullehrerprivileg. Seitdem dürfen Professoren, Dozenten und wissenschaftliche Mitarbeiter nicht länger frei verfügen über Erfindungen, die sie im Rahmen ihrer dienstlichen Tätigkeiten machen. Dieses Recht hat jetzt allein die Hochschule. Ein Interview Professor Helmut Wagner von der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer.

    Ein Interview von Kate Maleike

    Maleike: An der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften diskutieren Experten zwei Tage lang, wie das deutsche Patentwesen von der Abschaffung des Hochschullehrerprivilegs profitieren kann. Der wissenschaftlichen Leiter der Konferenz ist Professor Helmut Wagner. Ich grüße Sie Herr Wagner.

    Wagner: Ich grüße Sie.

    Maleike: Was ist denn Ihre Einschätzung bislang: Hat sich das deutsche Patentwesen mit dieser Abschaffung wirklich einen Gefallen getan?

    Wagner: Wir haben mit der Diskussion hier auf der Tagung erst begonnen, aber wenn Sie meine persönliche Meinung hören wollen: Ich glaube, dass nach vorläufiger Abschätzung die Abschaffung des Hochschullehrerprivilegs schon gewisse Wirkungen gezeigt hat auf die Akteure des Verwertungsprozesses. Das heißt, der Verwertungsdruck ist erhöht worden, die Bereitschaft, Patente zu verwerten, hat sich verbessert, die Zusammenarbeit mit anderen, die beraten können - dazu gehören auch Patentverwertungsorganisationen - hat zugenommen. Man muss allerdings sagen, dass die Änderung eine notwendige aber nicht ausreichende Bedingungen für eine Verbesserung in der Patentverwertungsbilanz ist.

    Maleike: Das heißt, es muss noch nachgelegt werden. Was könnten Sie sich noch zusätzlich vorstellen?

    Wagner: Nachgelegt werden muss, dass man eine Art Patentverwertungskultur aufbaut, dass der Staat seinen Hochschulen mehr Freiräume gibt in Selbstverwaltung, sobald es um Personal- und Finanzmanagements geht, dass Wege gefunden werden, dass der direkte Weg zwischen Hochschulerfinder und dem Abnehmer erleichtert und nicht nur durch eine Art ziselierte Bürokratisierung erschwert wird.

    Maleike: Bundesweit - Sie haben die Agenturen schon angesprochen - entstehen ja schon einige Patentagenturen, die die Vermarktung unterstützen sollen. Ist das für Sie ein zusätzlicher Bürokratieschritt gewesen, oder hat das wirklich dazu geführt, dass sich etwas bewegt?

    Wagner: Die Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten. Es gibt rund 20 Patentverwertungsagenturen. Im Augenblick ist die Situation so, dass sie sich in Teilbereichen - das ist von Agentur zu Agentur verschieden - bewährt haben. Es hängt auch davon ab, inwieweit die konkreten Hochschulen mit diesen Agenturen zusammenarbeiten. Es gibt ein großes Problem: Der Staat hat die neue Struktur angeschoben und will aber - wie zu hören ist - jetzt relativ kurzfristig die Förderung abbremsen oder abbrechen. Wir werden dazu am Dienstag den zuständigen Abteilungsleiter des Bundesforschungsministeriums hören. An ihn wird diese Frage gerichtet sein.



    Maleike: Herr Wagner, was halten Sie denn zum Beispiel von einer Idee, die als Pilotprojekt an der Uni Kassel durchgeführt wird? Da geht es darum, die Patententwicklung durch ein bestimmtes Monitoring zu unterstützen. Das heißt, durch dieses Monitoring werden schon Mitbewerber beobachtet. Wäre das der richtige Weg? Es wünschen sich wahrscheinlich viele, dass es eine große Datenbank gäbe, die man anzapfen könnte, bevor man überhaupt das eigene Patent anmeldet, um zu prüfen, ob es nicht das gleiche Patent schon gibt.

    Wagner: Es gibt natürlich schon vielfältige Patentinformationssysteme, auch international. Aber gegen dieses Pilotprojekt ist nichts einzuwenden, weil es gewissermaßen ohne bürokratischen Zwang oder Einflussnahme einfach die Informationen verbessert. Das Zentrum für Wissenschaftsmanagement hier in Speyer selbst wird eine Datenbank aufbauen über das Wissenschaftsmanagement, sozusagen eine Art digitale Wissensbasis. Zu dieser Basis werden auch Expertendateien und Patentinformationen gehören.

    Maleike: In Campus und Karriere war das Professor Helmut Wagner zur Konferenz in Speyer, auf der heute und morgen über die Vermarktung von Hochschulpatenten diskutiert wird. Vielen Dank und viel Erfolg.

    Wagner: Ja, danke schön. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.