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Windows in der Sprache der Inkas

Studenten von Universitäten aus dem peruanischen Hochland haben Programme von Microsoft übersetzt. Seither versteht der Computer Quechua, die Sprache der Inkas. Doch jene, die heute diese Sprache noch sprechen, haben meist mit Computern wenig zu tun.

Von Markus Maier |
    "Wirtschaftlich gibt es nichts zu holen","

    sagt Marushka Chocobar. Sie leitet den Bereich Erziehung für Microsoft Peru.

    ""Uns geht es allein um die digitale Anbindung. Deshalb verschenken wir das Sprachpaket. Davon profitieren werden die Ärmsten des Landes. Denn viele sprechen als Muttersprache nicht Spanisch, sondern Quechua."

    Potenziell ist es damit etwa sieben Millionen Sprechern möglich, Programme und Online-Hilfen in der Sprache der Inkas zu lesen. Gesprochen wird Quechua vom Süden Kolumbiens und Ecuadors über weite Gebiete von Peru und Bolivien bis in den Norden Chiles und Argentiniens. Die meisten Sprecher leben dabei in Peru.

    "Deswegen wurde die Software nicht in den USA übersetzt, sondern im Lande der Anwender. Dabei geholfen haben uns Studenten aus Huamanga und Cusco."

    Die Unis San Cristóbal de Huamanga in Ayacucho und San Antonio Abad in Cusco liegen im peruanischen Hochland. Vor anderthalb Jahren begannen hier die Fachbereiche Erziehung und Informatik mit der Arbeit. Heute, eine Million übersetzte Wörter später, liegt das Sprachpaket für Office und Windows XP im Internet bereit. Zum Dank spendete Microsoft jeder Uni Hard- und Software. Eine Investition mit System, denn die IT-Firmen entdecken die Staaten der Dritten Welt als Markt und kommen ihm mit Programmen in den Landessprachen entgegen. Das Problem: Die Mehrheit kann ihre eigene Sprache weder lesen noch schreiben, sagt Miguel Rios, Sprachlehrer aus Lima. Die Indianer im Hochland haben andere Probleme. Mangelernährung, miserable medizinische Versorgung, schlechte Schulen. Viele müssen mit weniger als einem Euro am Tag überleben.

    "Die Hände der Kinder sind an Feldarbeit und nicht den Umgang mit Computertasten gewohnt. Was sollen sie da mit Google oder Microsoft in Quechua. Das ist doch alles nur Marketing."

    Im Hochland ist der Computer noch ein Luxusgegenstand. Doch anders als das Buch ist der Rechner weit verbreitet. In Internetcafés chatted und surft man mit raubkopierter Software. Das teure Original kann sich keiner leisten. Doch nur dieses berechtigt, das neue Sprachpaket herunterzuladen. Hinzu kommt: In mittelgroßen Städten wie Cuzco sprechen die jungen Menschen Spanisch, erklärt Henrique Urbano, Linguist der Uni San Martin de Porres in Lima.

    "Auch wenn sie ihr Land lieben, viele Menschen wollen immigrieren. Die wirtschaftliche Situation zwing sie zum Auswandern. Also lernen sie Englisch. Eine Software in Quechua wäre da eher ein Schritt zurück. "

    Für eine Renaissance der Inkas wird es nicht reichen. Für die Quechua-Sprechenden in Peru aber ebnet sich der Weg in die mediale Zukunft.