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Wir reiten auf hölzernen Pferden"

Ende 1932 gründete Thomas Manns Tochter Erika in München das Kabarett Pfeffermühle, um gegen die Vorboten des Naziterrors anzuspielen. Als wenige Wochen später Hitler Reichskanzler war und viele kritische Denker verhaftet wurden, floh das Ensemble aus Deutschland und attackierte auf Kleinkunstbühnen Europas und der USA Dummheit, Feigheit und Vogelstrauß-Denken.

Von Stephan Göritz |
    Kabarettisten, die nicht rechtzeitig ins Exil gegangen waren, erhielten Berufsverbot oder wurden in Konzentrationslager verschleppt. Doch auch in den Lagern gründeten die Inhaftierten vielfach Kabaretts.

    Sie nutzten Lieder und Texte als Überlebensmittel, als Versteck für subtile Anspielungen und sogar als Chance, die Mordlust der Nazis zu persiflieren. Manche dieser Nummern haben auch heutige Künstler wie Martin Heim oder Bente Kahan in ihrem Repertoire - um an die einst Verfolgten zu erinnern, vor allem aber, weil das dort Gesagte oft gültig geblieben ist.



    Literatur-Tipps:

    Hubert Ortkemper (Hg.): Werner Richard Heymann – Liebling, mein Herz läßt dich grüßen; Schott Music GmbH & Co. KG Mainz 2011 (mit CD)

    Helga Keiser-Hayne: Erika Mann und ihr politisches Kabarett "Die Pfeffermühle" 1933 – 1937; Rowohlt Taschenbuchverlag Reinbek bei Hambug 1995

    Volker Kühn: Totentanz – Kabarett im KZ; Edition Mnemosyne Neckargemünd 2000, CD/DVD-Box mit ausführlichem Begleitbuch

    Charles Lewinsky: Gerron; Nagel & Kimche München 2011