Für die "Kölner Affäre" ist das Bühnenbild in der Halle Kalk viergeteilt, schön ordentlich in vier Segmente, rechts ein Café, das eher eine Konditorei zu sein scheint, links daneben ein Büroraum mit Wartesesseln, daneben ein Schlaf- und Wohnzimmer, und links davon wiederum eine Küche. Eine ordentliche Küche. Diese Küche gehört zu Hanna – oder vielleicht auch zu Julia, denn zuerst mal tritt Julia Wieninger als Julia Wieninger vors Publikum und erzählt von ihrer Suche nach einer Kölner Persönlichkeit, die sich von ihr darstellen lassen möchte. Und schließlich findet sich eine Frau, die sie anspricht:
"Dass ich für ein Theaterprojekt am Schauspiel Köln recherchiere, mit einem lettischen Regisseur, und dabei geht es nicht um erfundene Geschichten, sondern um wirkliche Menschen aus Köln. Und dieser Regisseur hat nun vier Schauspieler, eine davon bin ich, losgeschickt, solche Menschen in Köln zu finden, die ihr Leben erzählen würden wollen."
Die Schauspielerin Ilknur Bahadir findet dabei eine Frau, die ein prima Müsli macht:
"Ich bin in der Ukraine geboren und bin mit 18 nach Deutschland gekommen. Mit zwei Jungs, die ich kannte. Das war sehr abenteuerlich, weil wir zu Fuß über die Grenze gegangen sind."
Markus John findet Foxi:
"Ich bin geboren in Bergisch-Gladbach – Herkenrath – und habe im 'Altenberger Hof' als Koch gerlernt. 'Altenberger Hof': sehr bekannt, eines der besten Häuser hier herum, direkt gegenüber vom Altenberger Dom ist das."
Und einer sagt, er erzähle seine eigene Geschichte:
"Ich heiße Juris Baratinskis und ich bin in Riga, in Lettland, geboren und aufgewachsen. Genauso wie der Regisseur dieses Abends. Und jetzt lebe ich in Köln."
Schauspieler und Figuren stellen sich vor wie in einem Gespräch, und damit hat Regisseur Alvis Hermanis das Prinzip des Abends gleichermaßen vorgestellt – es ist das einer "Erzählung", weniger dramatisch als episch und episodisch.
Das Ganze erinnert tatsächlich an Episodenfilme, aber die Episoden liegen hier in der Vergangenheit. Sie sind nicht durch Ort und Gleichzeitigkeit, sondern durch Ort und Persönlichkeit sortiert. Was hier faszinierend ist, ist die Erzählung selbst und vor allem der Abstand zwischen einem Schauspieler, der einen Menschen darstellt, den er vorher beobachtet hat, und seiner "Figur": Das ist wie Dokumentarfernsehen durch die Augen des Schauspielers, hervorstechendstes Merkmal hier: ironisch und trotzdem liebevoll.
Dieses Verschmelzen der Ebenen – Vergangenheit, interpretierende Darstellung und die Realität eines Schauspielers, der sich vergegenwärtigt oder vergegenwärtigt hat – ist eine Herausforderung und führt in diesem Fall zu ausgesprochen sympathischen Ergebnissen. Natürlich sind Stimme, Gesten und Ticks überzogen, aber nie geht es um Lächerlich-Machen.
Es ist der Mensch als solcher mit seinen Überlebensstrategien, der im Mittelpunkt steht, wenn Ilknur Bahadir in ihrer Rolle erzählt, wie sie auf den Tisch gehauen hat beim Jugendamt, damit man für ihr Kind sorgt – und man genau merkt, dass die zierliche Frau, die hauptsächlich aus Verlegenheitsgesten besteht und sich immer wieder an die Wange tippt, darunter furchtbar gelitten haben muss. Wie man auch sehr mitfühlt mit Foxi, der lange, sehr lange einen Sohn umarmt, den er sich nur vorstellen kann, weil der seinen Vater nicht sehen will.
Der Leichtigkeit des Abends hätte es gut getan, vor der Pause noch einmal eine halbe Stunde wegzunehmen, was weniger inhaltlich als von der Ausdauer für das Zuhören her gemeint ist. Insgesamt aber hat sich die Suche nach den Kölnern gelohnt: weil man gern diesem deutlichen künstlerischen Prozess zusieht, und weil man den vier Kölnern Erfolg wünscht in ihrem Streben nach - zum Beispiel dem perfekten Mohnkuchen, oder der inneren Harmonie.
Es ist durchaus auch das "Ich will", das den roten Faden an diesem Abend bildet, so wie es am Ende steht und in dem Lied von Hildegard Knef, das für Hanna so zentral ist.
"Dass ich für ein Theaterprojekt am Schauspiel Köln recherchiere, mit einem lettischen Regisseur, und dabei geht es nicht um erfundene Geschichten, sondern um wirkliche Menschen aus Köln. Und dieser Regisseur hat nun vier Schauspieler, eine davon bin ich, losgeschickt, solche Menschen in Köln zu finden, die ihr Leben erzählen würden wollen."
Die Schauspielerin Ilknur Bahadir findet dabei eine Frau, die ein prima Müsli macht:
"Ich bin in der Ukraine geboren und bin mit 18 nach Deutschland gekommen. Mit zwei Jungs, die ich kannte. Das war sehr abenteuerlich, weil wir zu Fuß über die Grenze gegangen sind."
Markus John findet Foxi:
"Ich bin geboren in Bergisch-Gladbach – Herkenrath – und habe im 'Altenberger Hof' als Koch gerlernt. 'Altenberger Hof': sehr bekannt, eines der besten Häuser hier herum, direkt gegenüber vom Altenberger Dom ist das."
Und einer sagt, er erzähle seine eigene Geschichte:
"Ich heiße Juris Baratinskis und ich bin in Riga, in Lettland, geboren und aufgewachsen. Genauso wie der Regisseur dieses Abends. Und jetzt lebe ich in Köln."
Schauspieler und Figuren stellen sich vor wie in einem Gespräch, und damit hat Regisseur Alvis Hermanis das Prinzip des Abends gleichermaßen vorgestellt – es ist das einer "Erzählung", weniger dramatisch als episch und episodisch.
Das Ganze erinnert tatsächlich an Episodenfilme, aber die Episoden liegen hier in der Vergangenheit. Sie sind nicht durch Ort und Gleichzeitigkeit, sondern durch Ort und Persönlichkeit sortiert. Was hier faszinierend ist, ist die Erzählung selbst und vor allem der Abstand zwischen einem Schauspieler, der einen Menschen darstellt, den er vorher beobachtet hat, und seiner "Figur": Das ist wie Dokumentarfernsehen durch die Augen des Schauspielers, hervorstechendstes Merkmal hier: ironisch und trotzdem liebevoll.
Dieses Verschmelzen der Ebenen – Vergangenheit, interpretierende Darstellung und die Realität eines Schauspielers, der sich vergegenwärtigt oder vergegenwärtigt hat – ist eine Herausforderung und führt in diesem Fall zu ausgesprochen sympathischen Ergebnissen. Natürlich sind Stimme, Gesten und Ticks überzogen, aber nie geht es um Lächerlich-Machen.
Es ist der Mensch als solcher mit seinen Überlebensstrategien, der im Mittelpunkt steht, wenn Ilknur Bahadir in ihrer Rolle erzählt, wie sie auf den Tisch gehauen hat beim Jugendamt, damit man für ihr Kind sorgt – und man genau merkt, dass die zierliche Frau, die hauptsächlich aus Verlegenheitsgesten besteht und sich immer wieder an die Wange tippt, darunter furchtbar gelitten haben muss. Wie man auch sehr mitfühlt mit Foxi, der lange, sehr lange einen Sohn umarmt, den er sich nur vorstellen kann, weil der seinen Vater nicht sehen will.
Der Leichtigkeit des Abends hätte es gut getan, vor der Pause noch einmal eine halbe Stunde wegzunehmen, was weniger inhaltlich als von der Ausdauer für das Zuhören her gemeint ist. Insgesamt aber hat sich die Suche nach den Kölnern gelohnt: weil man gern diesem deutlichen künstlerischen Prozess zusieht, und weil man den vier Kölnern Erfolg wünscht in ihrem Streben nach - zum Beispiel dem perfekten Mohnkuchen, oder der inneren Harmonie.
Es ist durchaus auch das "Ich will", das den roten Faden an diesem Abend bildet, so wie es am Ende steht und in dem Lied von Hildegard Knef, das für Hanna so zentral ist.