Im Alter von drei bis vier Jahren hat praktisch jedes Kind die Bekanntschaft von Rotaviren gemacht, ob nun in einem winzigen Dorf in der Wüste, in einem Großstadtslum oder in einem Kindergarten in Deutschland. Die Symptome sind den Eltern nur zu vertraut: Erbrechen und Dauerdurchfall. Häufig erholt sich das Kind nach ein paar Tagen von selbst. Aber immer wieder behält der Erreger die Oberhand, und die kleinen Patienten müssen zum Arzt, zum Beispiel zu Professor Klaus-Peter Zimmer von der Uni-Kinderklinik in Münster:
"Wenn sie so einen Patienten gesehen haben, mit dem hohen Fieber das ist schon eine sehr beeinträchtigende Erkrankung gerade in der Altersgruppe. Sie können durch die Flüssigkeitsverluste in ihrer Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt entgleisen, das heißt sie können bis zum Extremfall auch austrocknen und letztendlich auch ins Koma fallen und dann auch, wenn nicht rechtzeitig der Zustand erkannt wird und da Abhilfe geleistet wird, daran versterben."
30.000 Kinder werden jedes Jahr in Deutschland mit stabilisierenden Infusionen vor den Folgen einer solch schweren Rotavireninfektion gerettet. Die Krankheit ist nicht nur für die Kinder und ihre Eltern eine große Belastung, sondern auch für das Gesundheitssystem. In der dritten Welt sind die Auswirkungen noch viel dramatischer. Durch Rotaviren verursachte Brechdurchfälle sind jedes Jahr für den Tod von weit über einer halben Million Kinder verantwortlich. Kein Wunder, dass die Weltgesundheitsorganisation die Pharmaindustrie schon seit langem auffordert, endlich einen Impfstoff gegen Rotaviren zu entwickeln. Beim Weltkongress zu den Infektionen im Kindesalter in Warschau werden nun gleich zwei Kandidaten vorgestellt. Der eine besteht aus einem abgeschwächten menschlichen Rotavirus. Der andere enthält Elemente aus fünf verschiedenen Virenstämmen kombiniert in einem Trägervirus aus dem Rind. Klaus-Peter Zimmer hat den Eindruck, dass der Kombinationsimpfstoff etwas effektiver ist:
"Bei diesem Impfstoff, bei dem drei Schluckimpfungen letztendlich notwendig sind, kann man schwere Verläufe in 100 Prozent der Fälle verhindern, leichtere Verläufe in ca. 75 Prozent der Fälle. Für den anderen Impfstoff sind die Zahlen etwas ungünstiger aber immer noch relativ günstig, so dass sich damit eine Impfung auch lohnen würde."
Massive Infektionen mit Rotaviren können beide Präparate soweit abschwächen, dass sie keine schwere Krankheit mehr auslösen, sondern nur noch leichte Symptome. Kleine Attacken der Viren werden sogar ganz abgewehrt. Mitte nächsten Jahres sollen beide Impfstoffe zur Verfügung stehen. Ende der Neunziger gab es schon einmal einen Impfstoff gegen Rotaviren. Er musste allerdings vom Markt genommen werden, wegen einer sehr seltenen Nebenwirkung, einer gefährlichen Umstülpung des Darmes. Die neuen Impfstoffe beruhen auf einem anderen Prinzip. In den verschiedenen Studien an insgesamt über 50.000 Kindern wurden sie gründlich auf Nebenwirkungen überprüft. Zimmer:
"In diesen Studien hat sich gezeigt, dass nicht mehr Darmeinstülpungen in den behandelten Patienten, als in den nichtbehandelten Patienten aufgetreten sind."
Damit können die neuen Impfstoffe als sehr sicher gelten. Ganz seltene Komplikationen lassen sich allerdings erst feststellen, wenn sie tatsächlich im Einsatz sind. In der Dritten Welt ist das Verhältnis von belegtem Impfschutz zu einem möglichen Risiko sicher positiv. Entscheidend für einen breiten Einsatz ist allerdings der Preis. Zimmer:
"Es gibt schon erheblichen Druck auf die Firmen und ich glaube auch, dass die Firmen geneigt sind den Impfstoff in den Ländern zu einem günstigeren Preis anzubieten als in Europa oder in Amerika."
Klaus-Peter Zimmer hält die Schluckimpfung gegen Rotaviren auch in Deutschland für sinnvoll. Hierzulande lässt sich der Brechdurchfall zwar in der Klinik beherrschen. Die Krankheit nimmt die Kinder aber in jedem Fall sehr mit. Eine Impfung würde nicht nur ihnen den Brechdurchfall ersparen sondern auch andere, besonders gefährdete Gruppen schützen. Klaus-Peter Zimmer denkt dabei an die Frühgeborenen, die sich gelegentlich mit Rotaviren infizieren. Für sie kann der Brechdurchfall selbst in einem deutschen Krankenhaus mit seiner umfassenden Versorgung tödlich enden.
"Wenn sie so einen Patienten gesehen haben, mit dem hohen Fieber das ist schon eine sehr beeinträchtigende Erkrankung gerade in der Altersgruppe. Sie können durch die Flüssigkeitsverluste in ihrer Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt entgleisen, das heißt sie können bis zum Extremfall auch austrocknen und letztendlich auch ins Koma fallen und dann auch, wenn nicht rechtzeitig der Zustand erkannt wird und da Abhilfe geleistet wird, daran versterben."
30.000 Kinder werden jedes Jahr in Deutschland mit stabilisierenden Infusionen vor den Folgen einer solch schweren Rotavireninfektion gerettet. Die Krankheit ist nicht nur für die Kinder und ihre Eltern eine große Belastung, sondern auch für das Gesundheitssystem. In der dritten Welt sind die Auswirkungen noch viel dramatischer. Durch Rotaviren verursachte Brechdurchfälle sind jedes Jahr für den Tod von weit über einer halben Million Kinder verantwortlich. Kein Wunder, dass die Weltgesundheitsorganisation die Pharmaindustrie schon seit langem auffordert, endlich einen Impfstoff gegen Rotaviren zu entwickeln. Beim Weltkongress zu den Infektionen im Kindesalter in Warschau werden nun gleich zwei Kandidaten vorgestellt. Der eine besteht aus einem abgeschwächten menschlichen Rotavirus. Der andere enthält Elemente aus fünf verschiedenen Virenstämmen kombiniert in einem Trägervirus aus dem Rind. Klaus-Peter Zimmer hat den Eindruck, dass der Kombinationsimpfstoff etwas effektiver ist:
"Bei diesem Impfstoff, bei dem drei Schluckimpfungen letztendlich notwendig sind, kann man schwere Verläufe in 100 Prozent der Fälle verhindern, leichtere Verläufe in ca. 75 Prozent der Fälle. Für den anderen Impfstoff sind die Zahlen etwas ungünstiger aber immer noch relativ günstig, so dass sich damit eine Impfung auch lohnen würde."
Massive Infektionen mit Rotaviren können beide Präparate soweit abschwächen, dass sie keine schwere Krankheit mehr auslösen, sondern nur noch leichte Symptome. Kleine Attacken der Viren werden sogar ganz abgewehrt. Mitte nächsten Jahres sollen beide Impfstoffe zur Verfügung stehen. Ende der Neunziger gab es schon einmal einen Impfstoff gegen Rotaviren. Er musste allerdings vom Markt genommen werden, wegen einer sehr seltenen Nebenwirkung, einer gefährlichen Umstülpung des Darmes. Die neuen Impfstoffe beruhen auf einem anderen Prinzip. In den verschiedenen Studien an insgesamt über 50.000 Kindern wurden sie gründlich auf Nebenwirkungen überprüft. Zimmer:
"In diesen Studien hat sich gezeigt, dass nicht mehr Darmeinstülpungen in den behandelten Patienten, als in den nichtbehandelten Patienten aufgetreten sind."
Damit können die neuen Impfstoffe als sehr sicher gelten. Ganz seltene Komplikationen lassen sich allerdings erst feststellen, wenn sie tatsächlich im Einsatz sind. In der Dritten Welt ist das Verhältnis von belegtem Impfschutz zu einem möglichen Risiko sicher positiv. Entscheidend für einen breiten Einsatz ist allerdings der Preis. Zimmer:
"Es gibt schon erheblichen Druck auf die Firmen und ich glaube auch, dass die Firmen geneigt sind den Impfstoff in den Ländern zu einem günstigeren Preis anzubieten als in Europa oder in Amerika."
Klaus-Peter Zimmer hält die Schluckimpfung gegen Rotaviren auch in Deutschland für sinnvoll. Hierzulande lässt sich der Brechdurchfall zwar in der Klinik beherrschen. Die Krankheit nimmt die Kinder aber in jedem Fall sehr mit. Eine Impfung würde nicht nur ihnen den Brechdurchfall ersparen sondern auch andere, besonders gefährdete Gruppen schützen. Klaus-Peter Zimmer denkt dabei an die Frühgeborenen, die sich gelegentlich mit Rotaviren infizieren. Für sie kann der Brechdurchfall selbst in einem deutschen Krankenhaus mit seiner umfassenden Versorgung tödlich enden.