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Wissenschaft und Politik auf Tuchfühlung

Fachhochschulen leisten einen großen Beitrag zur Entwicklung der Infrastruktur und treiben die Innovation voran. Besonders wichtig sind sie in Ostdeutschland - Das ist das Ergebnis einer Podiumsdiskussion an der Fachhochschule Lausitz. Doch die FH's stoßen vielerorts auch auf Probleme.

12.09.2003
    Ein Beitrag von Anja Kabisch

    Brandenburgs Wissenschaftsministerin Johanna Wanka nutzte die Podiumsdiskussion zu dem Thema: "Fachhochschulen in Ostdeutschland: Ihr Beitrag zu Innovation und Infrastrukturentwicklung", um ein Plädoyer für die FH's zu halten. Mit den Fachhochschulen habe Ostdeutschland nach der Wende in seine Zukunft investiert, betonte die Ministerin. Und sie muss es wissen, war sie doch selbst Rektorin einer Fachhochschule. Nicht nur daher kennt sie die Bedeutung einer FH für die heimische Wirtschaft.

    Johanna Wanka zählte die vier regionalpolitischen Ziele der ostdeutschen Fachhochschulen auf: Erstens stellen sie der heimischen Wirtschaft Fachkräfte zur Verfügung, zweitens sind sie Weiterbildungsmöglichkeiten für die Wirtschaft, drittens schaffen sie Forschungskapazitäten und nicht zuletzt sollen sie viertens auch kulturelle Zentren sein.

    Die Fachhochschulen sind dabei auf dem besten Weg. Allerdings haben sich auch mit vielen Problemen zu kämpfen. Rainer Hampel, den Rektor der Fachhochschule Zittau/Görlitz, ärgert vor allem eines:

    Dass die ostdeutschen FH's Fachkräfte für den Westen ausbilden. Es müssten im Osten gute Bedingungen geschaffen werden - gute Qualifizierungs- und Promotionsmöglichkeiten.

    Und das bedeutet vor allem: eine enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und Industrie.

    Die Fachhochschule Zittau/Görlitz hat ein Innovationszentrum geschaffen, in dem Forschung und Existenzgründungen von Studierenden gefördert werden.

    Verstärkt auf ihre Studenten setzt künftig auch die Fachhochschule Lausitz. Brigitte Klotz, Präsidentin der Fachhochschule.

    Das Studium soll Eigeninitiative fördern - die Fachhochschule fungiert als Ansprechpartner. Ein erster Schritt in diese Richtung ist bereits getan:

    Fünf Architekturstudenten haben eine eigene Firma gegründet. Sie wären der Region und der heimischen Wirtschaft sonst als Fachkräfte verloren gegangen.

    Der richtige Weg ist eingeschlagen - für richtig große Schritte reicht das nötige Kleingeld aber nicht aus, meint Rainer Hampel:

    Es wird mehr Geld für Forschung gebraucht. Die FH Zittau/Görlitz macht aus 100.000 Euro 500.000.

    Und diese Rechnung ist ganz einfach: die 100.000 Euro vom Land werden für die Akquise von Forschungs-Projekten und für das Projektmanagement gebraucht. Die Hochschule Zittau-Görlitz arbeitet vor allem mit großen Partnern wie dem Stromkonzern Vattenfall Europe und mit RWE zusammen - in Forschungsprojekten der Kraftverkehrstechnik und in der Reaktor-Sicherheitsforschung. Das Geld der Firmen kann die Hochschule dann für zusätzliche Mitarbeiter in der Forschung einsetzen.

    Die manchmal unterschätzen Fachhochschulen spielen zunehmend eine wichtigere Rolle in der Förderung der Wissenschaft und Forschung. Und das kommt der heimischen Industrie zugute.