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WM-Baustellen in Russland
"Die Arbeitsbedingungen waren ganz fürchterlich"

Kurz vor dem Confederations-Cup in Russland übt die Menschenrechts-Organisation "Human Rights Watch" Kritik an Russland und der FIFA. Die Arbeiter auf den Baustellen rund um die WM-Stadien würden ausgebeutet, schreibt die Organisation in einem Bericht. Der Fußball-Weltverband schießt zurück.

Von Carsten Upadek | 14.06.2017
    Die Baustelle des zukünftigen WM-Stadions, aufgenommen am 14.07.2015 in Rostow am Don (Russland). Die Stadt am Don ist einer der Austragungsorte der Fußball-Weltmeisterschaft 2018.
    Baustelle am Stadion im russischen Rostow im Jahr 2015. (dpa/ picture alliance / Marcus Brandt)
    In einer Stellungnahme schreibt der Fußball-Weltverband: man bedauere, dass Human Rights Watch seine Informationen über die Arbeitsbedingungen auf WM-Baustellen in Russland nicht früher mit der FIFA geteilt habe, um die Probleme zu prüfen und Maßnahmen zu ergreifen. Diese Kritik lehnt der Direktor von Human Rights Watch Deutschland, Wenzel Michalski, ab:
    "Das ist gelinde gesagt, eine lahme Ausrede. Die FIFA ist natürlich informiert darüber. Die wissen ganz genau, wie es auf den Baustellen aussieht."
    Human Rights Watch kontrollierte 2016 und 2017 sieben WM-Stadien. Das Ergebnis:
    "Die Arbeitsbedingungen waren ganz fürchterlich! Zum Teil mussten die Menschen bei Temperaturen von -30 Grad ohne entsprechende Wärmepausen arbeiten."
    "Man muss die ganze Zeit arbeiten"
    Das deckt sich mit Recherchen der ARD. In Rostov im Süden Russlands gelang es Reportern, heimlich mit einem Arbeiter zu sprechen: "Man muss die ganze Zeit arbeiten und kann sich nicht erholen. Die Leute werden ausgebeutet und nicht bezahlt. Ich habe Menschen gesehen, die haben wirklich geweint, weil sie kein Geld nach Hause schicken konnten."
    Weiter sagt der Arbeiter, er habe fünf Monate keinen Lohn bekommen. Eigentlich soll ein Monitoring-Programm der FIFA solche Zustände verhindern. Im April 2016 wurde es eingerichtet und habe laut Mitteilung des Fußball-Weltverbandes geholfen, die Standards der Rechte für Arbeiter zu verbessern.
    Human Rights Watch Deutschland-Direktor Wenzel Michalski sagt aber, das Programm funktioniere nicht gut und sei intransparent.