Drei Dutzend Männer und Frauen sitzen auf orangefarbenen Bierbänken, manche stehen in Grüppchen zusammen. Sie sehen etwas gelangweilt aus. Der Wind frischt auf, die rot-weißen Gewerkschaftsschirme flattern. Auf den ver.di-Plakaten Parolen wie "Guter Tarifvertrag - gute Arbeit". Oder "Billig ist krank". Viele Mineralwasserflaschen sind auf Tischen verteilt. Ein paar Männer spielen Boule. Kaum jemand kommt hier vorbei an dieser stillen Ecke von Hannover. Es ist warm und sonnig heute Vormittag.
"Endlich mal! Dafür, dass wir so manche Tage im Regen verbringen durften, mit Wind, Kälte, kalte Füße, kalte Hände und so weiter, denke ich, ist es schon so mal eine kleine Entschädigung, mit der Sonne in Kontakt zu kommen."
Angela Freter arbeitet beim Landesamt für Statistik. Sie will auf jeden Fall weiterstreiken. Wie alle, die sie kennt.
"Nein, also nicht dass ich wüsste, dass wir Streikbrecher haben. Und da bin ich ganz froh drüber. Also wir halten ganz gut zusammen, und wir werden auch noch länger dabei bleiben."
Und was ist mit den Kollegen, die nur ab und zu bei den großen Maßnahmen mitstreiken? Filippo Cassata und Lutz Garbade sind sich uneins. Beide arbeiten bei der Behörde für Geoinformation, Landentwicklung und Liegenschaften (GLL).
"Nein, nein, Streikbrecher sind sie nicht."
"Doch, das sind Streikbrecher.
"Nein, nein, manche Leute haben vor drei Jahren angefangen, und die haben Angst um ihren Arbeitsplatz."
400 Menschen arbeiten in ihrer Behörde. Georg Stetschek ist freigestellter Personalrat der GLL.
"80 Kolleginnen und Kollegen haben in den ersten Wochen gestreikt, das sind gemessen am Organisationsgrad circa 90 Prozent der Organisierten, und das ist jetzt abgebröckelt nach den vielen Wochen Streik, so dass jetzt die eine Gruppe weiterhin im Streik bleibt, an die 15 Leute immer, und die andere einmal pro Woche bei den großen Aktionen mitmacht."
Heinrich Fleige aus Hildesheim arbeitet bei der Autobahnmeisterei. Und auch er sieht:
"Ja, leider bröckelt es ziemlich doll, weil auch die Bevölkerung nicht hinter uns steht."
Freter: "Also, ich denke, diese 18 Minuten ist eine einzige Lüge. Und daran liegt es wohl nicht. Aber da fallen hinten wieder Arbeitsplätze weg. Und wir haben jetzt eigentlich genug eingespart."
Pünktlich zur halben Stunde haben einige Mitglieder der Mahnwache einen Riesenkrach veranstaltet. Dahinter steckt ein ausgeklügelter Plan.
"Wulff und Möllring sollen da dran erinnert werden, jede halbe Stunde, dass wir noch da sind. Ich weiß nicht, wie diese komischen Tröten heißen, aber da ist noch eine dicke fette Kuhglocke dabei und verschiedene Posaunen und Tröten sind schon dabei."
Der Krach lohnt sich, meint Georg Stetschek.
"Christian Wulff hat auch ganz klar gesagt, dass ihn das jetzt unheimlich nervt, speziell hier vor seiner Staatskanzlei und zuhause - in Osnabrück vor seinem Büro ist auch eine Mahnwache - dass er auf Schritt und Tritt mit Pfiffen begleitet wird"
Je länger wir reden, desto deutlicher wird es: Die Streikenden sind froh, dass sich eine Journalistin vom DLF-Magazin Zeit für sie nimmt. Sonst merke ja kaum noch einer was vom Streik, beklagt sich Angela Freter:
"Ich denke mal, da haben viel die Medien auch mit zu tun, weil die Medien das ja ziemlich weit runterdrücken, und nur von Wulff, Möllring eigentlich positiv geschrieben wird."
"Es ist sehr einseitig berichtet worden, kaputt geredet worden, einseitige Schuldzuweisungen oder halt totgeschwiegen","
sagt Matthias Eppert. Er ist, wie die meisten hier, auf den Ministerpräsidenten und seinen Finanzminister Möllring schlecht zu sprechen. Hartmut Möllring ist der Verhandlungsführer der Arbeitgeber - sprich, der Länder. Vom Streik will er kaum noch etwas mitbekommen haben.
""Möllring, ach ja, der erzählt ja viel, also, das kann man eigentlich vergessen, was der sagt. Das ist alles Taktik."
Es ist Mittagszeit, auch gegenüber der niedersächsischen Staatskanzlei. Die streikenden Landesbediensteten teilen sich Bratwürstchen und belegte Brötchen. Vor die Staatskanzlei haben sie auf den Bürgersteig große Buchstaben aus Papier gelegt. Die sind mittlerweile schon ganz wellig und schmuddelig, weil sie viel zu lange viel zu nass geworden sind. "Tarifvertrag"' ist da zu lesen. Auf das Papier stellen die Streikenden jeden Tag ein paar Dutzend kleine Töpfe mit Stiefmütterchen. Die leuchten gelb, orange, rot und braun.
Freter: "Wir werden ja schließlich von denen da drüben recht stiefmütterlich behandelt."
Filippo Cassata bietet selbstgekochten starken Espresso aus einer Thermoskanne an. Der gebürtige Italiener arbeitet als Operator bei der GLL.
"Ich hab mir nie gedacht, dass das so lange dauert. Da habe ich mir gedacht, das geht auch nicht länger als drei, vier Wochen, dann ist alles unter Fach und Dach und können wir wieder arbeiten gehen. Aber das geht den Leuten auf die Nerven, wirklich auf die Nerven, auch wenn die streiken. Das zehrt richtig an der Kräfte, diese Frischluft, die macht einen richtig kaputt. Mir geht das auf den Geist, hier immer zu sitzen, aber mir egal, ich bleibe hier, hart bis zum Abschluss, hier rühr ich mich nicht von hier weg."
Cassata will nicht aufgeben. Bei Frauke Vielbrand dagegen klingt der Mut ein bisschen wie das Pfeifen im Walde.
"Wir lassen uns sowieso nicht klein machen. Wir werden den Wulff und den Möllring klein machen. Halbstündlich werden wir denen so viel Krach machen, dass die aus ihren Fenstern rausfallen."
Alle geben sich kämpferisch an diesem Vormittag in Hannover. Auch wenn die Gesichter der kleinen Gruppe etwas anderes erzählen. Ein bisschen müde sind sie schon vom vielen Sitzen und Streiken und Demonstrieren. So lange hat das noch nie gedauert.
Eppert: "Kommt immer wieder vor, dass Leute kommen: Mensch, ihr seid noch da, haltet durch! Es gibt natürlich auch Negatives."
Falls es doch nichts wird mit einem Abschluss in naher Zukunft, hat Filippo Cassata eine Drohung parat.
"Ich hoffe, dass der bis zur Weltmeisterschaft geschafft wird, sonst ist Hannover dicht. Bei den Spielen ist Hannover dicht. Da kommt keiner zum Stadion mehr hin. Wir werden alles blockieren. Wir setzen uns auf die Straße. Wir rühren uns keinen Millimeter!"
"Endlich mal! Dafür, dass wir so manche Tage im Regen verbringen durften, mit Wind, Kälte, kalte Füße, kalte Hände und so weiter, denke ich, ist es schon so mal eine kleine Entschädigung, mit der Sonne in Kontakt zu kommen."
Angela Freter arbeitet beim Landesamt für Statistik. Sie will auf jeden Fall weiterstreiken. Wie alle, die sie kennt.
"Nein, also nicht dass ich wüsste, dass wir Streikbrecher haben. Und da bin ich ganz froh drüber. Also wir halten ganz gut zusammen, und wir werden auch noch länger dabei bleiben."
Und was ist mit den Kollegen, die nur ab und zu bei den großen Maßnahmen mitstreiken? Filippo Cassata und Lutz Garbade sind sich uneins. Beide arbeiten bei der Behörde für Geoinformation, Landentwicklung und Liegenschaften (GLL).
"Nein, nein, Streikbrecher sind sie nicht."
"Doch, das sind Streikbrecher.
"Nein, nein, manche Leute haben vor drei Jahren angefangen, und die haben Angst um ihren Arbeitsplatz."
400 Menschen arbeiten in ihrer Behörde. Georg Stetschek ist freigestellter Personalrat der GLL.
"80 Kolleginnen und Kollegen haben in den ersten Wochen gestreikt, das sind gemessen am Organisationsgrad circa 90 Prozent der Organisierten, und das ist jetzt abgebröckelt nach den vielen Wochen Streik, so dass jetzt die eine Gruppe weiterhin im Streik bleibt, an die 15 Leute immer, und die andere einmal pro Woche bei den großen Aktionen mitmacht."
Heinrich Fleige aus Hildesheim arbeitet bei der Autobahnmeisterei. Und auch er sieht:
"Ja, leider bröckelt es ziemlich doll, weil auch die Bevölkerung nicht hinter uns steht."
Freter: "Also, ich denke, diese 18 Minuten ist eine einzige Lüge. Und daran liegt es wohl nicht. Aber da fallen hinten wieder Arbeitsplätze weg. Und wir haben jetzt eigentlich genug eingespart."
Pünktlich zur halben Stunde haben einige Mitglieder der Mahnwache einen Riesenkrach veranstaltet. Dahinter steckt ein ausgeklügelter Plan.
"Wulff und Möllring sollen da dran erinnert werden, jede halbe Stunde, dass wir noch da sind. Ich weiß nicht, wie diese komischen Tröten heißen, aber da ist noch eine dicke fette Kuhglocke dabei und verschiedene Posaunen und Tröten sind schon dabei."
Der Krach lohnt sich, meint Georg Stetschek.
"Christian Wulff hat auch ganz klar gesagt, dass ihn das jetzt unheimlich nervt, speziell hier vor seiner Staatskanzlei und zuhause - in Osnabrück vor seinem Büro ist auch eine Mahnwache - dass er auf Schritt und Tritt mit Pfiffen begleitet wird"
Je länger wir reden, desto deutlicher wird es: Die Streikenden sind froh, dass sich eine Journalistin vom DLF-Magazin Zeit für sie nimmt. Sonst merke ja kaum noch einer was vom Streik, beklagt sich Angela Freter:
"Ich denke mal, da haben viel die Medien auch mit zu tun, weil die Medien das ja ziemlich weit runterdrücken, und nur von Wulff, Möllring eigentlich positiv geschrieben wird."
"Es ist sehr einseitig berichtet worden, kaputt geredet worden, einseitige Schuldzuweisungen oder halt totgeschwiegen","
sagt Matthias Eppert. Er ist, wie die meisten hier, auf den Ministerpräsidenten und seinen Finanzminister Möllring schlecht zu sprechen. Hartmut Möllring ist der Verhandlungsführer der Arbeitgeber - sprich, der Länder. Vom Streik will er kaum noch etwas mitbekommen haben.
""Möllring, ach ja, der erzählt ja viel, also, das kann man eigentlich vergessen, was der sagt. Das ist alles Taktik."
Es ist Mittagszeit, auch gegenüber der niedersächsischen Staatskanzlei. Die streikenden Landesbediensteten teilen sich Bratwürstchen und belegte Brötchen. Vor die Staatskanzlei haben sie auf den Bürgersteig große Buchstaben aus Papier gelegt. Die sind mittlerweile schon ganz wellig und schmuddelig, weil sie viel zu lange viel zu nass geworden sind. "Tarifvertrag"' ist da zu lesen. Auf das Papier stellen die Streikenden jeden Tag ein paar Dutzend kleine Töpfe mit Stiefmütterchen. Die leuchten gelb, orange, rot und braun.
Freter: "Wir werden ja schließlich von denen da drüben recht stiefmütterlich behandelt."
Filippo Cassata bietet selbstgekochten starken Espresso aus einer Thermoskanne an. Der gebürtige Italiener arbeitet als Operator bei der GLL.
"Ich hab mir nie gedacht, dass das so lange dauert. Da habe ich mir gedacht, das geht auch nicht länger als drei, vier Wochen, dann ist alles unter Fach und Dach und können wir wieder arbeiten gehen. Aber das geht den Leuten auf die Nerven, wirklich auf die Nerven, auch wenn die streiken. Das zehrt richtig an der Kräfte, diese Frischluft, die macht einen richtig kaputt. Mir geht das auf den Geist, hier immer zu sitzen, aber mir egal, ich bleibe hier, hart bis zum Abschluss, hier rühr ich mich nicht von hier weg."
Cassata will nicht aufgeben. Bei Frauke Vielbrand dagegen klingt der Mut ein bisschen wie das Pfeifen im Walde.
"Wir lassen uns sowieso nicht klein machen. Wir werden den Wulff und den Möllring klein machen. Halbstündlich werden wir denen so viel Krach machen, dass die aus ihren Fenstern rausfallen."
Alle geben sich kämpferisch an diesem Vormittag in Hannover. Auch wenn die Gesichter der kleinen Gruppe etwas anderes erzählen. Ein bisschen müde sind sie schon vom vielen Sitzen und Streiken und Demonstrieren. So lange hat das noch nie gedauert.
Eppert: "Kommt immer wieder vor, dass Leute kommen: Mensch, ihr seid noch da, haltet durch! Es gibt natürlich auch Negatives."
Falls es doch nichts wird mit einem Abschluss in naher Zukunft, hat Filippo Cassata eine Drohung parat.
"Ich hoffe, dass der bis zur Weltmeisterschaft geschafft wird, sonst ist Hannover dicht. Bei den Spielen ist Hannover dicht. Da kommt keiner zum Stadion mehr hin. Wir werden alles blockieren. Wir setzen uns auf die Straße. Wir rühren uns keinen Millimeter!"