Schöne Sätze durfte auch Georg Baselitz sagen, denn Sätze gehören in eine Zeitung. Und eine Zeitung - das Handelsblatt - hat sich heute ebenfalls einen Künstler geleistet - Baselitz nämlich. Ein Mann mit weißer Kapitänsmütze und pinkfarbenem Unterhemd schmückt formatfüllend die Titelseite der Wirtschaftspostille aus Düsseldorf. "Wohin geht die Reise, lieber Leser?" steht in weißen Lettern darunter, und in einem schon Samstag gedruckten Interview mit dem Künstler verkündet die Redaktion dazu, "einer der profiliertesten deutschen Künstler" setze damit ein "Signal gegen die depressive Stimmung im Land". Dem allerdings verweigert sich Baselitz selbst im Interview. Er sei kein politischer Künstler, verkündet er dort und sagt schöne belanglose Sätze wie: "Die Politiker, die uns regieren, sind in schmutzigen Latzhosen angetreten und haben jetzt weiße Westen angezogen. Ich finde, das geht so nicht." Oder: "Im Osten war es so, dass man immer sagte, der Blödste aus der Schule geht zur Armee. Und dort wird er Politoffizier. Und dann verteilt er sozialistisch um und löffelt die Sahne von der Milch. Dieses System haben wir jetzt auch. Das finde ich grauslig, das kann so nicht weitergehen." Gut, dass Lieschen Müller nicht malt.
Lassen wir doch die Kirche im Dorf: Georg Baselitz zeigt gerade am Handelsblatt-Verlagsort-Düsseldorf seine Sammlung afrikanischer Skulpturen. Da kann ein bischen Werbung nicht schaden. Und dem Handelsblatt geht es, wie den meisten Tageszeitungen, nicht mehr so gut wie einst - deshalb wurde unter anderem der Kunstmarkt-Teil rigide zusammengekürzt. Da kann ein großes buntes Kulturfeigenblatt ebenfalls nicht schaden. Mutig sei die Entscheidung für den kopfstehenden Baselitz-Titel gewesen, sagt Baselitz in einer Handelsblatt-Pressemitteilung: "Ich finde das eine ganz aufregende Sache."
Tatsächlich mutig wäre es gewesen, einen jener jungen deutschen Künstler auf den Titel zu heben, die sich etwa auf der letzten documenta mit den Folgen der Globalisierung für die Welt auseinandergesetzt haben. Diese Kunst allerdings wollten die Damen und Herren Handelsblattentscheidungsträger ihrer beschlipsten Leserklientel denn offenbar doch noch nicht zum Frühstück zumuten. Also landeten sie beim bewährten guten alten lieben weisen Baselitz. Ist vielleicht tatsächlich besser so - aber mutig oder gar bedeutend ist es nun wirklich nicht - und wahrscheinlich nicht einmal sammelwürdig.
Link: mehr ...
1359.html
Lassen wir doch die Kirche im Dorf: Georg Baselitz zeigt gerade am Handelsblatt-Verlagsort-Düsseldorf seine Sammlung afrikanischer Skulpturen. Da kann ein bischen Werbung nicht schaden. Und dem Handelsblatt geht es, wie den meisten Tageszeitungen, nicht mehr so gut wie einst - deshalb wurde unter anderem der Kunstmarkt-Teil rigide zusammengekürzt. Da kann ein großes buntes Kulturfeigenblatt ebenfalls nicht schaden. Mutig sei die Entscheidung für den kopfstehenden Baselitz-Titel gewesen, sagt Baselitz in einer Handelsblatt-Pressemitteilung: "Ich finde das eine ganz aufregende Sache."
Tatsächlich mutig wäre es gewesen, einen jener jungen deutschen Künstler auf den Titel zu heben, die sich etwa auf der letzten documenta mit den Folgen der Globalisierung für die Welt auseinandergesetzt haben. Diese Kunst allerdings wollten die Damen und Herren Handelsblattentscheidungsträger ihrer beschlipsten Leserklientel denn offenbar doch noch nicht zum Frühstück zumuten. Also landeten sie beim bewährten guten alten lieben weisen Baselitz. Ist vielleicht tatsächlich besser so - aber mutig oder gar bedeutend ist es nun wirklich nicht - und wahrscheinlich nicht einmal sammelwürdig.
Link: mehr ...
1359.html