Wenn der Landwirtschaftsinspektor kommt, mit den Zähltabellen in der Tasche, kennt die Phantasie vieler rumänischer Landwirte keine Grenzen: Ziegen und Schweine werden da schon mal im Keller versteckt, Hühner gar auf dem Dachboden. Noch müssen die Kleinbauern keine Steuern bezahlen. Ein entsprechendes Steuergesetz besteht zwar, wurde aber bislang ausgesetzt. Ob das in Zukunft so bleibt, bezweifeln viele Landwirte:
Es ist so, dass natürlich die meisten Kleinbauern hier die Angst haben, ihre Flächen oder ihre Viehzahl zu deklarieren; Angst, dass sie vielleicht höher besteuert werden.
Andreas Graf von Bardeau muss es wissen: Der Österreicher steht einem Unternehmen vor, das vor zwei Jahren damit begonnen hat, in Rumänien großflächig Landwirtschaft zu betreiben: Insgesamt umfassen die Nutzflächen seines Unternehmens in den westrumänischen Landkreisen Arad, Caransebes und Timisoara über 20.000 Hektar. 5000 Hektar davon sind Weideland. Die Flächen hat er größtenteils vom Staat erworben, der die riesigen staatseigenen Farmen aus der kommunistischen Ceaucescu-Ära Zug um Zug privatisiert hat. Insofern kennt sich von Bardeau in der rumänischen Landwirtschaft bestens aus. Immer wieder mahnt er in Gesprächen mit den Kleinbauern, bei den Flächen- und Viehbestandserhebungen nicht zu schummeln – und das mit gutem Grund:
Es ist ja diese Viehzählung und diese Flächenzählung deswegen gemacht worden, um eben in Zukunft bei der Europäischen Union ab 2007 eine dementsprechende Flächenförderung und Kopfförderung für die entsprechenden Tiere zu bekommen. Deswegen ist es ganz wichtig, wirklich die Wahrheit zu deklarieren. Ansonsten gehen die dann leer aus.
Hier tut Aufklärungsarbeit Not – doch daran mangelt es. Nachfrage bei der Landwirtschaftsdirektion im westrumänischen Temesvar: Dort gibt man sich zugeknöpft, will von falschen Angaben bei den vorausgegangenen Erhebungen nichts wissen – wohl deshalb, weil damit auch das Eingeständnis eigener handwerklicher Fehler verbunden wäre. Zum zweiten liegt das Problem aber auch in der Struktur der rumänischen Landwirtschaft begründet: Die nämlich besteht, nach der Auflösung der riesigen Staatsfarmen, überwiegend aus Klein- und Kleinstbetrieben. Andreas Graf von Bardeau:
85 Prozent der Bauern, die Land bewirtschaften, bewirtschaften dieses nur für ihren Eigenbedarf. Vier Prozent wird in größerem Maße bewirtschaftet, industriell. Und diese vier Prozent produzieren das, was man exportiert oder für das Land braucht.
Hier rächt sich nach Ansicht des Experten die Art und Weise, wie der rumänische Staat vor Jahrzehnten enteignetes Land nun, nach der Wende im Dezember 1989, an die Nachkommen der ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben hat.
Insgesamt war es vielleicht doch der Fehler, dass es zurückgegeben wurde, wo die Großeltern und Urgroßeltern Flächen hatten. Und das wurde durch Erbteilungen - durch drei Generationen - dann zerstückelt. Diese ganz kleinen Landwirte haben dann Flächen an drei, vier verschiedenen Orten.
Diese Mini-Betriebe sind kaum überlebensfähig. Es fehlt an Kapital zum Kauf von modernen Maschinen; häufig sieht man daher in Rumänien noch Ochsen, die einen Pflug übers Feld ziehen. Obwohl Rumänien über große, fruchtbare Flächen verfügt, liegt die Landwirtschaft in weiten Teilen brach – von EU-Konformität kann keine Rede sein, klagt Andreas Graf von Bardeau:
Es ist leider noch so, dass ein großer Teil von Rumänien nicht bewirtschaftet ist. Das heißt: Im vorigen Jahr, aufgrund der Dürre, wie auch immer, ist vom Ausland Getreide importiert worden, was ja eigentlich nicht sein dürfte für Rumänien, weil das so ein reiches Land ist, mit dem Boden und guten Voraussetzungen, hier Landwirtschaft zu betreiben.
Um die rumänische Landwirtschaft in eine EU-konforme Struktur zu überführen, muss demzufolge viel geschehen: Zum einen müssen die Betriebsgrößen wachsen, beispielsweise durch Fusionen oder genossenschaftliche Zusammenschlüsse. Zum anderen erscheint die Verbesserung der technischen Ausstattung dringend geboten. Dazu bedarf es, so Andreas Graf von Bardeau, einer Art "Raiffeisen-Bank", die günstige Kredite an Landwirte und Genossenschaften gewährt. Und schließlich mahnt der Experte auch eine Verbesserung der Ausbildung an – nicht zuletzt deshalb, um die Bauern über jene Konsequenzen aufzuklären, die falsche Angaben bei den laufenden Vieh- und Flächenerhebungen haben können.
Es ist so, dass natürlich die meisten Kleinbauern hier die Angst haben, ihre Flächen oder ihre Viehzahl zu deklarieren; Angst, dass sie vielleicht höher besteuert werden.
Andreas Graf von Bardeau muss es wissen: Der Österreicher steht einem Unternehmen vor, das vor zwei Jahren damit begonnen hat, in Rumänien großflächig Landwirtschaft zu betreiben: Insgesamt umfassen die Nutzflächen seines Unternehmens in den westrumänischen Landkreisen Arad, Caransebes und Timisoara über 20.000 Hektar. 5000 Hektar davon sind Weideland. Die Flächen hat er größtenteils vom Staat erworben, der die riesigen staatseigenen Farmen aus der kommunistischen Ceaucescu-Ära Zug um Zug privatisiert hat. Insofern kennt sich von Bardeau in der rumänischen Landwirtschaft bestens aus. Immer wieder mahnt er in Gesprächen mit den Kleinbauern, bei den Flächen- und Viehbestandserhebungen nicht zu schummeln – und das mit gutem Grund:
Es ist ja diese Viehzählung und diese Flächenzählung deswegen gemacht worden, um eben in Zukunft bei der Europäischen Union ab 2007 eine dementsprechende Flächenförderung und Kopfförderung für die entsprechenden Tiere zu bekommen. Deswegen ist es ganz wichtig, wirklich die Wahrheit zu deklarieren. Ansonsten gehen die dann leer aus.
Hier tut Aufklärungsarbeit Not – doch daran mangelt es. Nachfrage bei der Landwirtschaftsdirektion im westrumänischen Temesvar: Dort gibt man sich zugeknöpft, will von falschen Angaben bei den vorausgegangenen Erhebungen nichts wissen – wohl deshalb, weil damit auch das Eingeständnis eigener handwerklicher Fehler verbunden wäre. Zum zweiten liegt das Problem aber auch in der Struktur der rumänischen Landwirtschaft begründet: Die nämlich besteht, nach der Auflösung der riesigen Staatsfarmen, überwiegend aus Klein- und Kleinstbetrieben. Andreas Graf von Bardeau:
85 Prozent der Bauern, die Land bewirtschaften, bewirtschaften dieses nur für ihren Eigenbedarf. Vier Prozent wird in größerem Maße bewirtschaftet, industriell. Und diese vier Prozent produzieren das, was man exportiert oder für das Land braucht.
Hier rächt sich nach Ansicht des Experten die Art und Weise, wie der rumänische Staat vor Jahrzehnten enteignetes Land nun, nach der Wende im Dezember 1989, an die Nachkommen der ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben hat.
Insgesamt war es vielleicht doch der Fehler, dass es zurückgegeben wurde, wo die Großeltern und Urgroßeltern Flächen hatten. Und das wurde durch Erbteilungen - durch drei Generationen - dann zerstückelt. Diese ganz kleinen Landwirte haben dann Flächen an drei, vier verschiedenen Orten.
Diese Mini-Betriebe sind kaum überlebensfähig. Es fehlt an Kapital zum Kauf von modernen Maschinen; häufig sieht man daher in Rumänien noch Ochsen, die einen Pflug übers Feld ziehen. Obwohl Rumänien über große, fruchtbare Flächen verfügt, liegt die Landwirtschaft in weiten Teilen brach – von EU-Konformität kann keine Rede sein, klagt Andreas Graf von Bardeau:
Es ist leider noch so, dass ein großer Teil von Rumänien nicht bewirtschaftet ist. Das heißt: Im vorigen Jahr, aufgrund der Dürre, wie auch immer, ist vom Ausland Getreide importiert worden, was ja eigentlich nicht sein dürfte für Rumänien, weil das so ein reiches Land ist, mit dem Boden und guten Voraussetzungen, hier Landwirtschaft zu betreiben.
Um die rumänische Landwirtschaft in eine EU-konforme Struktur zu überführen, muss demzufolge viel geschehen: Zum einen müssen die Betriebsgrößen wachsen, beispielsweise durch Fusionen oder genossenschaftliche Zusammenschlüsse. Zum anderen erscheint die Verbesserung der technischen Ausstattung dringend geboten. Dazu bedarf es, so Andreas Graf von Bardeau, einer Art "Raiffeisen-Bank", die günstige Kredite an Landwirte und Genossenschaften gewährt. Und schließlich mahnt der Experte auch eine Verbesserung der Ausbildung an – nicht zuletzt deshalb, um die Bauern über jene Konsequenzen aufzuklären, die falsche Angaben bei den laufenden Vieh- und Flächenerhebungen haben können.