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Zahnarzthonorare steigen

Mit der Neuordnung der Regelhonorare der Zahnärzte kommen auf die Versicherten höhere Kosten für Zahnbehandlungen zu. Bei den privaten Krankenkassen drohen höhere Beiträge - die gesetzlich Versicherten werden zukünftig mehr Leistungen als bisher aus der eigenen Tasche bezahlen müssen.

Gerhard Schröder im Gespräch Georg Ehring | 15.06.2011
    Georg Ehring: Die gesetzliche Krankenkasse zahlt längst nicht mehr alles, wenn es um gesunde Zähne geht. Höherwertige Füllungen werden von den Kassen nicht mehr voll übernommen, beim Zahnersatz gibt es nur den Festzuschuss, und der Zahnarzt hat sicher noch so manche Zusatzleistung im Angebot, von der professionellen Zahnreinigung bis zum Bleichen der Zähne. Jetzt sollen die Regelhonorare der Zahnärzte erhöht werden. – Gerhard Schröder in unserem Hauptstadtstudio, auf welche Änderungen der Gebührenordnung müssen sich die Patienten denn jetzt einstellen?

    Gerhard Schröder: Die Gebührenordnung, das ist ja der Katalog, nach dem die Zahnärzte zunächst mal mit den privat versicherten abrechnen müssen. Dieser Katalog, der wird neu geordnet. Da werden die Punktwerte verändert, da wird die Systematik verändert, da wird überhaupt das gesamte Regelwerk, das seit 1988 existiert, seitdem nicht verändert wurde, angepasst. So manche Leistung, die es heute gibt, die ist da noch gar nicht aufgeführt wie zum Beispiel Kunststofffüllungen. Dass es da eine Reform geben muss, das ist auch unstrittig. Da sind sich auch die Privatversicherer wie die Zahnärzte wie auch das Bundesgesundheitsministerium einig. Hier war eine Überarbeitung dringend nötig. Aber wie das konkret aussehen wird und soll, vor allen Dingen, mit welchen Kosten das verbunden sein wird, das ist strittig. Da sagt das Bundesgesundheitsministerium, ja, das wird teurer werden. Da kalkuliert das Ministerium mit einem Plus von sechs Prozent. Die Privatversicherer, die sagen, das reicht nicht, wir haben das durchgerechnet, da kommen auf die Versicherten und auf die Kassen Kostensteigerungen von 14 bis 18 Prozent zu. Die Kassenzahnärzte, die wiederum sagen, das ist alles Panikmache, die kennen wir von den Versicherern, eigentlich verändert sich da auf der Kostenseite kaum etwas.

    Ehring: Wer ist denn jetzt wirklich betroffen? Geht es vor allem um die privat Versicherten, oder genauso auch um die gesetzlich Versicherten?

    Schröder: Es geht zunächst um die privat Versicherten. Die rechnen nach dieser Gebührenordnung von 1988 ab. Das heißt, der Zahnarzt berechnet nach Punktwerten die Leistungen, die er erbracht hat, darf dann noch einen Multiplikator bis das 2,3-fache draufsetzen, in Ausnahmefällen, wenn die Behandlung also besonders intensiv ist, dann darf er sogar bis zum 3,5-fachen gehen, und stellt das dem privat Versicherten in Rechnung. Der geht dann zu seiner Kasse und die bezahlt das, und das erklärt dann auch, warum die Privatversicherer hier so vehement reagieren und fordern, dass da gerade bei den Kosten etwas defensiver vorgegangen wird, weil die fürchten natürlich steigende Kosten und das macht denen jetzt schon Probleme. Aber auch die gesetzlich Versicherten, die sind von dieser Reform betroffen, denn wir müssen sehen: die gesetzlichen Krankenkassen, die haben in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Leistungen aus ihrem Regelleistungskatalog, also die Leistungen, die die Kassen bezahlen, ausgegliedert, und das sind dann Leistungen, die die gesetzlich Versicherten aus eigener Tasche bezahlen müssen. Das fängt beim Zahnersatz an. Wer zum Beispiel mehr als eine Amalgam-Füllung haben möchte, wer Kunststoff oder Keramik haben möchte, der muss selber in die Tasche greifen und das bezahlen, und das setzt sich in vielen anderen Bereichen fort. Also die gesetzlich Versicherten, die betrifft das sogar noch stärker, kann man eigentlich sagen, weil die hier wirklich aus eigener Tasche zahlen müssen.

    Ehring: Steigen denn dann die Beiträge insgesamt, oder lässt sich das vielleicht durch Einsparungen in anderen Bereichen wieder eingrenzen?

    Schröder: Nein. Die Beiträge steigen erst mal überhaupt nicht, zumindest bei den gesetzlichen Kassen nicht. Die bleiben gleich. Die gesetzlichen Kassen, die zahlen ja nur den Festzuschuss. Wer mehr bezahlen muss, das sind die Versicherten. Bei den privaten Krankenversicherern, da ist die Frage, wie die ihre Kosten in den Griff bekommen können. Das ist ein Problem, das drückt die schon seit geraumer Zeit. Die fordern auch, dass es bei der Gebührenordnung eine Öffnungsklausel geben muss. Die möchten mit den Zahnärzten direkt verhandeln, um dort bei dem Regelwerk auch nach unten noch abweichen zu können, also um die Kosten noch stärker begrenzen zu können. Aber das ist ein Streit, der wird noch weiter ausgefochten.

    Ehring: Der Besuch beim Zahnarzt wird teurer. Gerhard Schröder nannte Ihnen die Einzelheiten. Danke nach Berlin.