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Zehn Millionen Euro für gute Ideen

2009 starteten die Stiftung Mercator und die Volkswagenstiftung die Initiative "Bologna - Zukunft der Lehre", um Bachelor-Studiengänge zu verbessern. Dazu wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben. Universitäten und Fachhochschulen sollten ihre Ideen einreichen. Die 25 besten Vorschläge sind nun gefunden.

Von Michael Engel | 10.02.2010
    Hotel Copthorn in Laatzen bei Hannover: dicke Teppiche, Marmor, gediegene Atmosphäre. Die Veranstalter wählten ein Viersternehaus für den Wettbewerb - schließlich gilt es zehn Millionen Euro zu verteilen - für neue Konzepte zur Verbesserung der Hochschullehre in Deutschland.

    In einem Tagungsraum wird gleich Petra Weber von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg ihr Konzept vorstellen - einen dualen Studiengang für angehende Krankenschwestern.

    "Worum es geht, ist, dass wir Pflegekräfte qualifizieren wollen auf Hochschulniveau, das heißt, es wird zukünftig akademisch qualifizierte Krankenschwestern geben."

    Räumlichkeiten, Personal, Ausrüstung, Evaluation - das alles kostet. Und das Geld dazu erhofft sich die Professorin von den beiden Stiftungen. Charlotte Schubert:

    "Zuerst einmal natürlich ganz herzlichen Dank, dass wir die Gelegenheit bekommen, unser Projekt hier zu präsentieren. Ich möchte auch in einer kurzen Vorstellung unserer Gruppe beginnen."

    Charlotte Schubert - Professorin für alte Geschichte - möchte angehende Historiker der Uni Leipzig auch an die Informatik heranführen. "Digital Classic" nennt sie ihre Bachelor-Kreation, um Absolventen für Jobs auch in der Industrie und im Verlagswesen vorzubereiten. Mit dabei, auf dem Podium, ist Markus Klank. Der Einzige hier ohne akademischen Titel. Der einzige Student. Er will seine Professorin nach Kräften unterstützen:

    "Also, man merkt, dass man eher wohlwollend aufgenommen wird, wenn man hier als Student auftritt. Ich glaube, mittlerweile ist da auch ein Umdenken da bei den Professoren dadurch, dass es gerade in der letzten Zeit durch den Bologna-Prozess und die entsprechenden Kritiken immer wieder angemahnt wurde, die Studenten kommen zu kurz. Ich habe schon oft bei Tagungen ähnliche Präsentationen mitbekommen, und die kochen doch alle nur mit Wasser. Von daher sehe ich das nicht ganz so wild."

    105 der rund 350 antragsberechtigten Hochschulen hierzulande haben sich an dem Wettbewerb beteiligt. Sie kreierten neue Curricula für Bachelor-Studiengänge. Zentrales Ziel dabei: Die Studierbarkeit erhöhen, die Abbrecherquote senken, mehr Überblickskompetenz und Urteilsfähigkeit herausbilden. Dr. Wilhelm Krull - Generalsekretär der Volkswagenstiftung:

    "Der Titel 'Bologna - Zukunft der Lehre' zeigt schon ein enormes Spannungsverhältnis an zwischen dem Wort 'Bologna' einerseits, was ja fast zu einem Schreckenswort geworden ist für gescheiterte Reform. Und 'Zukunft der Lehre' soll gleichzeitig aufzeigen: Es gibt einen Weg, es gibt Möglichkeiten, neue Versuche zu starten, aus den Problemen, in die wir mit dieser Reform - die ja auch eine ungeliebte Reform war - dadurch herauszufinden, dass Beispiele des Gelingens entwickelt werden, aus denen heraus wir dann auch systemische Wirkungen erhoffen."

    In einem Vorentscheid wurden 25 Konzepte ausgewählt, die nun bis morgen - Donnerstag - präsentiert werden. Neben der Entwicklung neuer Studiengänge geht es auch um die Schaffung von Kompetenzzentren, in denen die neuen Erfahrungen gesammelt und gebündelt werden. Dr. Wolfgang Rohe, Mitveranstalter von der Stiftung Mercator:

    "Ja, es geht uns um wirklich konkrete Projekte. Wir haben ja neben der Bologna-Diskussion in Deutschland auch eine ausufernde Diskussion zur Rolle und Stellenwert von Lehre, Forschung und anderen Aufgaben in den Hochschulen. Und uns kam es sehr darauf an, die Bewegung, die entstanden ist, zugunsten der Lehre auch zu nutzen und jetzt aber auch Angebote zu machen konkret."

    Die Entscheidung darüber, ob ein neuer Bachelor-Ansatz mit den Mitteln der Volkswagenstiftung und der "Stiftung Mercator" gefördert werden kann, überlassen die Organisatoren einer zehnköpfigen Jury. Die Mitglieder wurden gezielt auch aus dem europäischen Ausland geholt, weil sie schon länger Erfahrungen mit Bachelor-Studiengängen gemacht haben. So wie Jurymitglied Professor Burghart Schmidt von der "Université Paul Valéry Montpellier 3":

    "Letztendlich wird es so sein, dass sich alle Leute, die als Gutachter hier tätig sind, zusammensitzen, zusammen diskutieren, und auch zusammen bewerten, welche Anträge ihnen hier am Erfolg versprechendsten erschienen sind, und dementsprechend wird dann auch eine Auswahl getroffen werden."

    Wer mit dem Geldregen rechnen darf, um neue beziehungsweise modifizierte Bachelor-Studiengänge aufzubauen, das wird erst am Freitag bekannt gegeben. Fernab vom gediegenen Glanz eines Viersternehotels. Eine Pressemitteilung soll dann genügen.