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Zucker aus dem All

Astronomie. - US-Wissenschaftler haben in zwei Meteoriten Zuckermoleküle und solche von zuckerähnlichen Stoffe gefunden. Die komplexen Verbindungen sind offenbar im Inneren von Asteroiden gebildet, als deren Bruchstücke die Meteoriten auf die Erde fielen. In der aktuellen Ausgabe von "Nature" erklären die Forscher vom NASA-Ames-Forschungszentrum die Bedeutung des Fundes.

    "Diese Stoffe sind im Inneren eines Asteroiden entstanden, durch den flüssiges Wasser zirkulierte. Dabei laufen chemische Reaktionen ab, die die Zuckermoleküle aus kleineren organischen Vorläufermoleküle produzieren", erklärt George Cooper vom Ames-Forschungszentrum. Simulationen der NASA hatten bereits früher ergeben, dass in den interstellaren des Weltraums organische Moleküle entstehen können. Das ultraviolette Licht der Sterne löst dort Reaktionen zwischen Staubpartikeln und Gasen wie Kohlendioxid, Methan und Wasserdampf aus. Dabei entstehen hochreaktive Moleküle, die freien Radikale. Wegen der niedrigen Temperaturen lässt die Radikale allerdings geradezu festfrieren. Sie müssen immer und immer wieder mit ihren Nachbarn reagieren, und dabei entstehen komplexere organische Verbindungen.

    Als sich die interstellaren Wolken weiter verdichteten und sich aus ihnen Planeten und Asteroiden formten, liefen die Reaktionen weiter und wurden sogar noch komplexer. Am Ende standen dann im Inneren von Asteroiden Zucker und zuckerähnliche Moleküle wie sie Cooper und seine Kollegen jetzt in den Asteroidenbruchstücken "Murchison" und "Murray" gefunden haben. Eine Verunreinigung durch biologisches Material von der Erde schließen die Wissenschaftler aus, da sie die komplexen Kohlenwasserstoffe im Inneren der Steinklumpen entdeckt haben. Außerdem stimmt die Häufigkeitsverteilung der den Molekülen nicht. "Einige der Moleküle sind zwar auch auf der Erde häufig, andere aber nicht. Wenn also sehr seltene und sehr häufige Komponenten direkt nebeneinander vorkommen, dann sind sie wahrscheinlich nicht durch biologische Prozesse entstanden", so Cooper.

    Die Wahrscheinlichkeit steigt also, dass die frühesten Elemente des Lebens von außen kamen, als Produkte von chemischen Prozessen, die häufig im All ablaufen. Allerdings sind die Zucker, die jetzt in Meteoriten entdeckt wurden nicht so komplex wie die Moleküle, die das Leben verwendet, etwa die Ribose als Skelettbaustein der Erbsubstanz DNA. "Aber das bedeutet vom extraterrestrischen Standpunkt aus nicht viel", so Cooper, "wenn ein Meteorit mit einer solchen Zuckerfracht im Meer landet, gehen dort die Reaktionen eben weiter."

    [Quelle: Dagmar Röhrlich]