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Zukunftsweisende Landwirtschaft

Die Probleme mit der Nahrungsmittelproduktion haben nicht nur zur Verunsicherung der Verbraucher geführt. Gesunde Nahrungsmittel sind auch zu einem gesellschaftlichen Anliegen geworden. Politiker entwerfen neue Leitbilder für die Landwirtschaft, und denken wieder über staatliche Maßnahmen nach. Über ihre Tauglichkeit machen sich die Wissenschaftler der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Kiel heute (8.2.2002) auf ihrer diesjährigen 52. Hochschultagung ihre eigenen Gedanken und präsentieren wieder einmal ihre Ergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit.

von Annette Eversberg | 08.02.2002
    Die Diskussion um eine Wende in der Agrarpolitik hat auch die Wissenschaft mobilisiert. Und wie es sich zeigt, ist sie in dem Sinne vollzogen worden, dass Vertreter des konventionellen wie des ökologischen Landbaus gemeinsam ihre Ergebnisse einbringen. So ist die Frage der Nitratbelastung der Böden für beide landwirtschaftlichen Wirtschaftsweisen von großer Bedeutung. Denn die konventionelle Landwirtschaft muss Umweltauflagen erfüllen, wobei ihr die Erfahrungen der ökologischen Landwirtschaft helfen können. Beide sitzen demnach in vielfältiger Weise in einem Boot. Zum Beispiel bei der Frage der Bodenbelastung durch den Einsatz von Maschinen, erläutert Dr. Michael Weißbach vom Institut für Landwirtschaftliche Verfahrenstechnik der Universität Kiel:

    Und zwar sind die Maschinen in den letzten Jahren größer, auch leistungsfähiger und schlagkräftiger geworden. Das hängt natürlich damit zusammen, dass sich die Betriebsstrukturen gewandelt haben. Die Betriebsstrukturen sind größer geworden, und das bezieht sich nicht nur auf die konventionellen Betriebe, dass ist genauso bei den ökologisch wirtschaftenden Betrieben der Fall.

    Die Maßgaben des Bodenschutzgesetzes gelten demnach für beide Bereiche. Das bedeutet, je nach Bodentyp muss der Landwirt dafür sorgen, dass es durch die Bewirtschaftung nicht zu einer Bodenverdichtung kommt. Eine neue Din-Norm soll Grenzwerte für den Bodendruck festlegen. Das könnte bedeuten, dass ökologische wie konventionelle Betriebe ihre vorhandenen Traktoren zum alten Eisen werfen müssen. Deshalb arbeiten Wissenschaftler wie Michael Weißbach daran, den Bodendruck der Maschinen zu verringern.

    Das kann folgendermaßen geschehen, dass wir breitere, bzw. großvolumigere Reifen nutzen. Die können einerseits im Durchmesser größer und auch breiter sein, so dass ich ein höheres Luftvolumen realisieren kann. Dann muss ich natürlich die Einschränkung machen, auf dem Acker kann ich mit breiten Maschinen fahren, ich muss aber, wenn ich wieder auf die Straße zurück muss, mich im Rahmen der Straßenverkehrszulassungsordnung bewegen, d.h. bei den Schleppern nicht mehr als 3 Meter Breite. Und bei Erntemaschinen 3,50 Meter.

    Die wissenschaftliche Gemeinschaftsarbeit für den ökologischen wie den konventionellen Landbau zeigt sich aber ebenso beim Gedanken der Kreislaufwirtschaft, der auch ökonomisch immer wichtiger wird. Seit dem Verbot von Tiermehl als Eiweißträger wurde intensiv an proteinhaltigen Pflanzen oder Abfallprodukten der Nahrungsmittelproduktion gearbeitet. Im Futtermittelgesetz gehört Rapsextraktionsschrot zu den unbedenklichen Futtermitteln und kann daher, so Dr. Karl-Heinz Südekum vom Institut für Tierernährung der Universität Kiel, im Sinne einer Kreislaufwirtschaft verwertet werden:

    So werden ja etwa auch alle in Mühlen anfallenden Produkte der Getreideproduktion, vollständig an Nutztiere sinnvoll verfüttert. Dabei sind natürlich auch Futtermittel, die unter anderen volkswirtschaftlichen Bedingungen als Nahrungsmittel für Menschen taugen würden. Es sind aber auch welche dabei, die Menschen nur sehr mühsam essen würden, für die Tiere aber mit einem ausreichenden Nährstoff- und Energiegehalt versehen sind.

    Ein gemeinsames Interesse haben ökologisch und konventionell wirtschaftende Betriebe schließlich an der Mykotoxin-Forschung. Mykotoxine sind Stoffwechselprodukte von Pilzen. Solche Pilze, wie die Fusarien, wachsen entweder bereits auf dem Getreide. Oder diese Giftstoffe bilden sich, wenn das Getreide gelagert wird. Zu diesen Lagergiften gehören Ochratoxin A oder das krebserregende Aflatoxin. Das Problem bei Mykotoxinen, sie überstehen auch den Backprozess von etwa 200 Grad. Wird das mykotoxinhaltige Getreide an Schweine verfüttert kann es, so Dr. Ralf Blank vom Institut für Tierernährung, zu schweren Schäden kommen, die sich aber beim Menschen bisher nicht nachweisen lassen. Dennoch lassen dänische Schlachtereien besondere Vorsicht walten:

    In Dänemark gibt es zum Beispiel schon seit langem - da scheint es ein besonderes Problem zu sein- Richtwerte, bzw. Grenzwerte für die Höhe an Ochratoxin A in der Niere. Wenn der Wert über 25 Mikrogramm pro Kilogramm ausfällt, wird da das ganze Tier für den Verzehr verworfen.