Frisch geschlüpfte Blindwühlen der Art Boulengerula taitanus haben ihre Mütter zum fressen gern - und das sogar im wahrsten Sinne des Wortes: Denn in ihren ersten Lebenstagen nagen diese regenwurm-ähnlichen Amphibien, die in der Erde leben, mit kleinen Zähnchen die Haut ihrer Mutter ab und ernähren sich davon. Sehr zum Erstaunen von Alexander Kupfer vom Londoner Naturhistorischen Museum, der dieses Verhalten zusammen mit seinen Kollegen nun zum ersten Mal im Freiland beobachten konnte.
"Es war spannend. Wir haben uns einfach nicht vorstellen können, dass die Tiere dazu in der Lage sind, die Mutter quasi zu häuten, also diese Haut einfach so abzuziehen."
Das klingt makaber, ist aber eigentlich nur eine besondere Form der Brutfürsorge, die die etwa fingergroßen Weibchen nicht verletzt. Denn die Jungen raspeln nur die äußerste Hautschicht ihrer Mütter ab. Diese verwandelt sich während dieser Zeit in ein nahrhaftes Gewebe. Nachdem die Nachkommen aus dem Ei geschlüpft sind, lagert das Weibchen ein protein- und fettreiches Sekret in die Haut ein, das einzig dem Zweck dient, ihren Nachkommen einen guten Start ins Leben zu sichern. Um die Haut besonders effektiv abnagen zu können, legen sich die Jungen sogar ein Extra-Gebiss zu. Später verlieren sie es wieder. Ähnlich wie bei den Säugetieren wird diese Art Milchgebiss dann durch Zähne ersetzt, die sich besser zum Beutefang eignen. Für die Mütter hat diese Form der Brutpflege viele Vorteil. Als Anpassung an den Lebensraum der Tiere ist diese Strategie ideal. Sie sind vor allem in Kenia weit verbreitet. Kupfer:
"Dieser Lebensraum in Ostafrika, da gibt es Trockenzeiten und Regenzeiten und es war auch bestimmt einmal trockener dort. Es lohnt sich für die Mutter insofern, anders zu investieren, weil die Jungen, entsprechend wenn sie in der Erde leben, auch da die Nahrungsgrundlagen erschliessen müssen. Die müssen dann Termiten fressen und Regenwürmer."
Auf der anderen Seite kostet eine intensive Brutpflege natürlich viel Zeit und Energie. Daher haben die fürsorglichen Eltern auch weniger Nachkommen. Ein extremes Beispiel ist der Mensch, der pro Schwangerschaft nur ein einziges Kind austrägt und bis zum Erwachsenenalter versorgt. Auch Mütter der Art Boulengerula taitanus setzen mehr auf Qualität, als auf Masse: Sie legen zwei bis maximal neun Eier, aus denen die Jungen relativ schnell schlüpfen. Andere Amphibienarten legen dagegen mehrere Tausend Eier auf einmal. Die Jungen fressen anschließend noch so lange an der Haut ihrer Mütter, bis sie sich selbst um ihren Lebensunterhalt kümmern können. Und ähnlich wie die Muttermilch der Säugetiere liefert auch die Haut der Blindwühlen-Weibchen den Jungen in der ersten Lebenszeit alles, was sie zum Überleben brauchen. Alexander Kupfer:
"Es ist eine sehr erfolgreiche Strategie, wenn man die elterliche Investition kontrollieren kann. Das war ein großer Schritt in der Evolution. Das hat vor allem etwas damit zu tun, wenn man an Land lebt. Das findet man bei vielen Wirbeltieren, die an Land leben, dass diese enorme Investition gemacht wird. Die sich einfach auszahlt am Ende, weil die Überlebenschancen größer sind."
Durch das so genannte Hautfressen kann die Mutter kurzfristig entscheiden, wie viel Energie sie an ihre Nachkommen weitergibt. Das ist wichtig, da das Nahrungsangebot variieren kann. Ein weiterer Vorteil: Anders als Arten, die große, dotterreiche Gelege produzieren, müssen die Weibchen weniger Zeit und Energie in ihre Eier investieren. Kupfer:
"Die Eientwicklung dauert sehr lange - wahrscheinlich zwei Jahre, bei den Arten, bei denen wir es wissen. Und hier ist es so, dass diese Eientwicklung weniger Zeit braucht. Die Jungen, die dann nachher herauskommen und die Mutter verlassen, sind im Vergleich viel größer als die Jungen, die allein durch diese dotterreichen Eier entstanden sind."
Diejenigen Nachkommen, die von ihren Müttern über die Haut gefüttert werden, haben also einen besseren Start ins Leben. Die Forscher vermuten daher, dass auch andere Blindwühlenarten diese erfolgreiche Strategie verfolgen. Doch ausgerechnet über diesen Zweig der Amphibien ist kaum etwas bekannt. Ein Missstand, den Alexander Kupfer und seine Kollegen ändern wollen:
"Von einigen Blindwühlenarten weiß man gar nichts und da braucht man dringend mehr Daten, denn diese Tiere haben doch innerhalb der Evolution von Reproduktionsstrategien eine Schlüsselfunktion auf jeden Fall."
"Es war spannend. Wir haben uns einfach nicht vorstellen können, dass die Tiere dazu in der Lage sind, die Mutter quasi zu häuten, also diese Haut einfach so abzuziehen."
Das klingt makaber, ist aber eigentlich nur eine besondere Form der Brutfürsorge, die die etwa fingergroßen Weibchen nicht verletzt. Denn die Jungen raspeln nur die äußerste Hautschicht ihrer Mütter ab. Diese verwandelt sich während dieser Zeit in ein nahrhaftes Gewebe. Nachdem die Nachkommen aus dem Ei geschlüpft sind, lagert das Weibchen ein protein- und fettreiches Sekret in die Haut ein, das einzig dem Zweck dient, ihren Nachkommen einen guten Start ins Leben zu sichern. Um die Haut besonders effektiv abnagen zu können, legen sich die Jungen sogar ein Extra-Gebiss zu. Später verlieren sie es wieder. Ähnlich wie bei den Säugetieren wird diese Art Milchgebiss dann durch Zähne ersetzt, die sich besser zum Beutefang eignen. Für die Mütter hat diese Form der Brutpflege viele Vorteil. Als Anpassung an den Lebensraum der Tiere ist diese Strategie ideal. Sie sind vor allem in Kenia weit verbreitet. Kupfer:
"Dieser Lebensraum in Ostafrika, da gibt es Trockenzeiten und Regenzeiten und es war auch bestimmt einmal trockener dort. Es lohnt sich für die Mutter insofern, anders zu investieren, weil die Jungen, entsprechend wenn sie in der Erde leben, auch da die Nahrungsgrundlagen erschliessen müssen. Die müssen dann Termiten fressen und Regenwürmer."
Auf der anderen Seite kostet eine intensive Brutpflege natürlich viel Zeit und Energie. Daher haben die fürsorglichen Eltern auch weniger Nachkommen. Ein extremes Beispiel ist der Mensch, der pro Schwangerschaft nur ein einziges Kind austrägt und bis zum Erwachsenenalter versorgt. Auch Mütter der Art Boulengerula taitanus setzen mehr auf Qualität, als auf Masse: Sie legen zwei bis maximal neun Eier, aus denen die Jungen relativ schnell schlüpfen. Andere Amphibienarten legen dagegen mehrere Tausend Eier auf einmal. Die Jungen fressen anschließend noch so lange an der Haut ihrer Mütter, bis sie sich selbst um ihren Lebensunterhalt kümmern können. Und ähnlich wie die Muttermilch der Säugetiere liefert auch die Haut der Blindwühlen-Weibchen den Jungen in der ersten Lebenszeit alles, was sie zum Überleben brauchen. Alexander Kupfer:
"Es ist eine sehr erfolgreiche Strategie, wenn man die elterliche Investition kontrollieren kann. Das war ein großer Schritt in der Evolution. Das hat vor allem etwas damit zu tun, wenn man an Land lebt. Das findet man bei vielen Wirbeltieren, die an Land leben, dass diese enorme Investition gemacht wird. Die sich einfach auszahlt am Ende, weil die Überlebenschancen größer sind."
Durch das so genannte Hautfressen kann die Mutter kurzfristig entscheiden, wie viel Energie sie an ihre Nachkommen weitergibt. Das ist wichtig, da das Nahrungsangebot variieren kann. Ein weiterer Vorteil: Anders als Arten, die große, dotterreiche Gelege produzieren, müssen die Weibchen weniger Zeit und Energie in ihre Eier investieren. Kupfer:
"Die Eientwicklung dauert sehr lange - wahrscheinlich zwei Jahre, bei den Arten, bei denen wir es wissen. Und hier ist es so, dass diese Eientwicklung weniger Zeit braucht. Die Jungen, die dann nachher herauskommen und die Mutter verlassen, sind im Vergleich viel größer als die Jungen, die allein durch diese dotterreichen Eier entstanden sind."
Diejenigen Nachkommen, die von ihren Müttern über die Haut gefüttert werden, haben also einen besseren Start ins Leben. Die Forscher vermuten daher, dass auch andere Blindwühlenarten diese erfolgreiche Strategie verfolgen. Doch ausgerechnet über diesen Zweig der Amphibien ist kaum etwas bekannt. Ein Missstand, den Alexander Kupfer und seine Kollegen ändern wollen:
"Von einigen Blindwühlenarten weiß man gar nichts und da braucht man dringend mehr Daten, denn diese Tiere haben doch innerhalb der Evolution von Reproduktionsstrategien eine Schlüsselfunktion auf jeden Fall."