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Zum Studium mit falschen Referenzen

Die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg hat einen guten Ruf im In- und Ausland. Deshalb wunderte sich niemand über den seit Jahren wachsenden Anteil ausländischer Studienbewerber. Als sich jedoch immer mehr Bewerber aus China mit gefälschten Zeugnissen und Sprachfähigkeits-Bescheinigungen vorstellten, mussten die Verantwortlichen handeln.

    Von Sebastian Bargon Die Tatsache, dass über 16 Prozent der Studierenden in Freiburg aus dem Ausland kommen, freut die Verantwortlichen sehr. In den letzten Jahren kamen immer mehr Bewerbungen aus Asien, speziell aus China. Das schien - so Uni-Pressesprecher Thomas Nesseler - im Hinblick auf die Internationalisierung der Albert Ludwigs-Universität sehr positiv zu sein, jedoch:

    Allerdings fiel auf, dass manche dieser Studienzugangsberechtigungen, die Zeugnisse und die Sprachprüfungen, nicht ganz echt waren. Die Frage war, als das in einem bestimmten Maß zunahm, was man dagegen tun kann. Wir haben gemeinsam mit dem deutschen akademischen Auslandsdienst (DAAD) darüber nachgedacht. Nun gibt es seit neuestem eine Prüfstelle an der Botschaft in Peking und dem Generalkonsulat in Shanghai.

    Dort werden Sprachfähigkeit und Zeugnisse der Studienbewerber genau geprüft. He Bin stammt aus der alten Kaiserstadt Kaifung in Mittelchina. Seit 3 Jahren studiert er in Freiburg molekulare Medizin. Der Skandal, den einige seiner Landsleute mit gefälschten Sprachzeugnissen verursachten, ärgert ihn sehr...

    Viele chinesische Studenten beschweren sich auch über dieses Problem, denn das schafft einen schlechten Ruf. Fast alle diese Probleme werden von Vermittlungsfirmen verursacht. Die sagen zu den Jungen und Mädchen: Ihr könnt einfach nach Deutschland kommen. Ihr braucht nicht Deutsch zu lernen. Ihr könnt bei uns ein Zeugnis kaufen ! Das ist schlecht.

    Wer in Peking oder Shanghai seine Zugangsberechtigungen überprüfen lässt, bekommt ein Zertifikat über die bestandenen Vorprüfungen. Aber auch da ging nicht alles mit rechten Dingen zu...

    Es gab offensichtlich Fälschungen von diesen Vorprüfungs-Zeugnissen, die seitens der Botschaft oder des General-Konsulats ausgestellt werden. Sie wissen, im Leben scheint alles käuflich zu sein. Nun muss man natürlich auch hier gucken, dass man Echtheitsvermerke macht. Die Botschaft und das Generalkonsulat haben solche Vorkehrungen getroffen. Wir haben hier entsprechende Prüfgeräte, die nachgucken, ob das Echtheitszeichen so echt ist wie es scheint.

    He Bin kennt einige Studenten, die in Freiburg aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse gescheitert sind

    Ja, das ist schlimm. Ich habe schon getroffen. Ich sage immer meinen Freunden, die auch nach Deutschland kommen wollen: ´Am besten auf jeden Fall sie müssen in China deutsch lernen. Sonst können sie nicht in Deutschland leben.

    Seitdem es diese Vorprüfungen in China gibt, sind die Bewerbungen aus China um 20 Prozent zurückgegangen, das heißt, es pendelt sich wieder auf ein normales Maß ein, meint Thomas Nesseler.

    He Bin ist froh, dass er sich - was den Spracherwerb anbelangt - vor seinem Studienaufenthalt in Freiburg in China gewissenhaft vorbereitet hat...

    Ich habe schon viel gelernt. Wir wollen eine Forschungsmethode kennen lernen. Dann können wir später eine wichtige Rolle in Chinas Entwicklung spielen.

    Für die Universität Freiburg ist der Spuk mit gefälschten Zugangsberechtigungen noch nicht vorbei, denn professionelle Banden gibt es nicht nur in China

    Offensichtlich ist es so, dass es auch im früheren Ostblock Leute gibt, die glauben, solche Versprechungen gegen Geld machen zu können. Das ist natürlich sehr bedauerlich. Und auch da muss man wieder entsprechende Vorkehrungen treffen.