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Zum Studium nach "Germany"

Vor noch nicht allzu langer Zeit klagten Bildungs-Experten darüber, dass deutsche Hochschulen zu deutsch seien: Zu wenige Gaststudierende in Deutschland, zu wenige Auslandssemester der hiesigen Studenten. Dieses Verhältnis hat sich gewaltig geändert.

Von Claudia van Laak | 21.03.2011
    Er ist US-Amerikaner und hat den englischsprachigen Master-Studiengang "Nordamerika-Studien" belegt. Nein, nicht in den USA. An der Freien Universität Berlin. Wenn Adam Kirchner aus Iowa dies erzählt, reagieren die meisten Deutschen mit Unverständnis. Was wiederum der 25-Jährige nicht verstehen kann, denn seine Liste der deutschen Vorteile ist lang. An allererster Stelle: keine Studiengebühren.

    "Ehrlich gesagt, ich hätte das nicht gemacht, wenn die so hoch wie in den USA gewesen wären. Das ist sehr reizvoll, das ist sehr attraktiv. "

    Keine Gebühren und trotzdem gute Studienbedingungen, lobt Adam Kirchner. Die Gruppen seien klein, die Arbeitsbedingungen am John-F.Kennedy-Institut der Freien Universität gut.

    "Die Bibliothek ist hervorragend, die haben wirklich alles. Die ist auch im englischsprachigen Raum berühmt als eine gute Bibliothek."

    Adam Kirchner nennt einen weiteren Vorteil: Er kann sich zumindest einen Teil seines Lebensunterhalts selber verdienen - als Englischlehrer an einer Berliner Volkshochschule.

    ""Und das ist ja auch sehr attraktiv. Und ich weiß, in den USA ist das nicht der Fall. Da darf man sich aufhalten, bleiben und studieren, aber nicht arbeiten."

    Die Studie des British Council hat fünf Kriterien geprüft – Zugang zum Studium, Qualität der Abschlüsse, Anerkennung von Abschlüssen des Heimatlandes, besondere Serviceangebote für ausländische Studierende und die Quote einheimischer Studierender, die ins Ausland gehen. In allen fünf Punkten hat Deutschland sehr gut abgeschnitten. Auf Platz zwei und drei folgen Australien und Großbritannien. Ein verdienter erster Platz, meint Herbert Grieshop, Geschäftsführer des Zentrums für Internationale Kooperation an der FU Berlin.

    "Was Deutschland wirklich gut macht im Gegensatz zu anderen Ländern, dass wir nicht ein ökonomisches Modell der Internationalisierung haben, und dass wir das wirklich machen, weil wir davon überzeugt sind und dass wir unsere eigenen Leute auch rausschicken."

    Viele Länder – so zum Beispiel die USA oder Großbritannien – bitten ausländische Studierende besonders stark zur Kasse – sie zahlen höhere Studiengebühren als Einheimische. Keine gute Idee, meint Herbert Grieshop. Trotzdem plädiert er persönlich dafür, eine Art Servicegebühr für ausländische Studierende in Deutschland zu verlangen - wegen des höheren Aufwands.

    Sophie Perl aus San Francisco – zurzeit Studentin an der FU – wäre durchaus bereit, eine solche Gebühr zu zahlen.

    "Wenn es diese Infrastruktur für ausländische Studierende gäbe, was es jetzt schon ein bisschen gibt. Das verlangt auch zusätzliche Arbeitskräfte. Und ich würde dann verstehen, wenn es dann ein bisschen zusätzliche Gebühren gäbe."

    Die FU gehört zur bundesweiten Spitze in punkto Internationalisierung. Sie betreibt sieben Auslandsbüros, mit ihrem Konzept der "Internationalen Netzwerkuniversität" errang sie den begehrten Titel "Exzellenzuniversität." Und: wer sich für einen der 15 rein englischsprachigen Studiengänge bewirbt, muss keine Deutschkenntnisse nachweisen. "In Deutschland studieren ohne Deutsch zu können" – das wäre ein möglicher Werbeslogan für die Freie Universität. Bislang hat sie auf diesen Slogan allerdings verzichtet.