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Zum Tod von Peter O'Toole
Die Leinwandlegende mit den stahlblauen Augen

Oscar-Nominierungen bekam Peter O'Toole regelmäßig. Er musste bis 2003 warten, bis er die goldene Statue tatsächlich in den Händen halten konnte. Damals bekam er sie für sein Lebenswerk. Nach langer Krankheit ist der Vollblut-Schauspieler, den viele aus "Lawrence von Arabien" kennen, mit 81 Jahren in London gestorben.

Von Jörg Albrecht | 16.12.2013
    "Er wurde übergangen, blieb aber niemals unbeachtet." O´Toole witzelte daraufhin in seiner Dankesrede, dass er wohl für immer der ewige Zweite bleiben werde.
    "Always a bridesmaid, never a bride, my foot!"
    44 Jahre lagen zwischen seiner ersten Oscar-Nominierung für "Lawrence von Arabien" und der für "Venus" 2007.
    "The nominees by the performance of an actor are Peter O´Toole ..."
    "Ich will keine Auszeichnungen bekommen"
    Glaubt man Peter O´Toole, so hat ihn der fehlende Oscar nicht sonderlich traurig gemacht. Denn auf Preise habe er, wie er immer wieder in Interviews betont hat, nie sonderlich viel Wert gelegt.
    "Vielleicht klingt es verwunderlich, aber ich will keine Auszeichnungen bekommen. Gib mir was Besonderes zu tun! Gib mir einen Job! Und wenn mir dann jemand dafür einen Preis geben will – cool!"
    Spielen wollte er. Einfach nur vor der Kamera stehen oder auf einer Bühne. O´Toole – der Vollblut-Schauspieler. Der Sohn eines Buchmachers und einer Krankenschwester, der in ärmlichen Verhältnissen in Leeds aufwächst, entdeckt früh seine Leidenschaft fürs Theater. Mit 20 bekommt er ein Stipendium an der Royal Academy of Dramatic Arts, drei Jahre später glänzt er als jüngster Hamlet der englischen Theatergeschichte im Bristol Old Vic Theatre. Die Kinokarriere lässt nicht lange auf sich warten. Der vierte Film – seine erste Hauptrolle – macht ihn bereits zur Leinwandlegende. O´Toole ist gerade 30.
    Mit "Lawrence von Arabien" wurde er zur Leinwandlegende
    "Du bist wahnsinnig! ... Ganz Recht! ... Ich durchquere sie ... Für die Wüste bin ich nicht zuständig, nur für mich selbst." ("Lawrence von Arabien")
    Der britische Regisseur David Lean engagiert den Iren mit den stahlblauen Augen für sein Helden-Epos "Lawrence von Arabien". In der Rolle des britischen Offiziers T.E. Lawrence, der die arabischen Stämme im Kampf gegen die Türken vereint, brilliert O´Toole. Zehnfach nominiert, gewinnt der Film 1963 sieben Oscars – O´Toole muss sich ein erstes Mal geschlagen geben.
    Der britisch-irische Schauspieler Peter O'Toole (r) als "Lawrence von Arabien" mit Omar Sharif (l). Seine Rolle in dem Film von 1962 machte ihn international berühmt.
    Seine Filmrolle in "Lawrence von Arabien" 1962 machte ihn international berühmt. (picture-alliance / dpa)
    "Sie sind ein interessanter Mann. Das steht außer Zweifel ..." ("Lawrence von Arabien")
    Darin sind sich die Filmemacher in seiner Heimat wie in Hollywood einig. In den Folgejahren wird Peter O´Toole zum gefragten Darsteller im Charakterfach. Die Oscar-Nominierungen zwei und drei erhält der Schauspieler für ein und dieselbe Rolle in zwei verschiedenen Filmen. O´Toole ist Heinrich der II. von England – zunächst an der Seite von Richard Burton in "Becket". Vier Jahre später wiederholt er seinen Part in "Der Löwe im Winter". Katharine Hepburn spielt Heinrichs Ehefrau Eleonore.
    "Oh Gott, es macht doch einen höllischen Spaß König zu sein. – Nun, Henry, Lehnsherr und Gebieter, wie soll´s nun weitergehen?" ("Der Löwe im Winter")
    Exzentrische Art und Alkoholexzesse
    Zu den Glanzrollen gesellen sich mehr und mehr Filme, die Peter O´Toole nur des Geldes wegen dreht. Er könne nicht ewig auf die richtige Rolle warten. Schließlich müsse auch er seine Miete zahlen, hat er einmal gesagt. Statt mit seiner Schauspielkunst produziert O´Toole in den 70er-Jahren vor allem Schlagzeilen mit seiner exzentrischen Art und Alkoholexzessen, die seine Gesundheit ruinieren. Später hat er darüber lachen können und Anekdoten über seine Jahre als Trinker erzählt:
    "Mein verstorbener Freund Peter Finch und ich waren zusammen in Dublin. Da gab es eine schmale, winzige Bar. Wir gingen da rein, um noch einen Letzten zu heben. Und der Wirt meinte irgendwann: Jungs, ihr habt genug! Finch und ich sagten nur: Nein, nein! Wir wollen noch viel, viel mehr trinken. Aber er wollte uns vor die Tür setzen. Also haben wir die Bar einfach gekauft."
    "Wenn du älter wirst, wirst du auch entspannter. Du weißt, dass du es kannst. Wenn alles funktioniert, dann kannst du es endlich genießen, dass du einen anständigen Job anständig machst."