
Kaum jemand hat Astronomie und Raumfahrt in Deutschland und Europa in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts so geprägt wie Reimar Lüst. Im März 1923 kam er in Barmen zur Welt – seine Rettung in letzter Sekunde aus einem sinkenden U-Boot zwanzig Jahre später bezeichnete er stets als zweiten Geburtstag.
In seiner Doktorarbeit, betreut von Carl Friedrich von Weizsäcker in Göttingen, beschäftigte sich der Astrophysiker mit der "Entwicklung einer um einen Zentralkörper rotierenden Gasmasse". Dieses Phänomen spielt unter anderem in der Umgebung Schwarzer Löcher im Zentrum von Galaxien eine große Rolle – und bis heute ist unklar, was genau in diesen Materiescheiben vor sich geht.
Reimar Lüst gründete das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik. Um mehr über Kometen zu lernen, ließ er von einer französischen Rakete Bariumionen im Weltraum aussetzen, um die Wechselwirkung mit dem Sonnenwind zu untersuchen.

In seine Zeit als ESA-Direktor fielen die Giotto-Mission zum Kometen Halley 1986, Europas Beteiligung an der Internationalen Raumstation mit dem Raumlabor Columbus und der Start des Hubble-Teleskops von NASA und ESA.
Ende März ist Reimar Lüst, einer der großen Astrophysiker und Wissenschaftsmanager, im Alter von 97 Jahren gestorben.