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Zuneigung auf den zweiten Blick

Die Schlehe ist ein sehr genügsames Gewächs, so dass sie sich auch auf schlechteren Böden findet. Wo sie einmal angewachsen ist, breiten sie sich wahnsinnig aus, weil sie Ausläufer bildet. Also keine Pflanze, die man sich in den Garten setzen sollte – nur wenn man sehr viel Platz hat, kann man das tun.

Gerd Michalek |
    ....unterstreicht Claudia Dornbusch von der Landwirtschaftskammer Rheinland. Der Schlehdorn wächst in der freien Natur an Waldrändern oder Felshängen - zumeist in sonnigen Lagen. Im Volksmund wird das Gehölz auch Dornschlehe, Schwarzdorn oder Schlehdorn genannt. Die Sträucher sind sehr stachlig und bilden enge Dickichte. Gerade deshalb dient der Schlehdorn heimischen Vögeln nicht nur als Nahrungsquelle, sondern auch als sicherer Unterschlupf. Schlehensammler sollten darum immer Handschuhe anziehen, wenn sie die dunkelblauen kirschförmigen Früchte pflücken wollen. Es empfiehlt sich außerdem, bis zum ersten Frost zu warten. Dann werden die bitteren Früchte etwas süßer, weil sich der Gerbstoff in der Kälte verflüchtigt. Sind die Beeren einmal im Korb, bieten sich vielfältige Verarbeitungsmöglichkeiten an. Dazu Claudia Dornbusch:

    Der Klassiker unter den Schlehenrezepten ist sicher das Schlehenfeuer. Das ist ein mit Alkohol aufgesetzes Gemisch aus Schlehen und Zucker, ein sehr schön wärmendes Getränk für den Winter. Man kann Schlehen auch zu den so genannten "Eifel-Oliven" verarbeiten. Da werden die Früchte in Salzlake eingelegt, mehrere Monate bleiben sie dort drin und man kann sie dann wie Oliven essen.
    Als süß-saure Variante lassen sich Schlehen auch in Essigbrühe mit Zimt und Nelken einlegen. Wer es richtig süß mag, kann die Früchte zu Gelee oder Marmelade verarbeiten. Dabei kann man einige Pflaumen hinzugeben.
    Die Früchte sind reich an Mineralstoffen und Vitamin C. Besonders beliebt ist der Saft der Schlehen. Monika Burgmer empfiehlt ihn als Erkältungstrunk für die kalte Jahreszeit:

    Ich brauche den Schlehensaft im Winter als Hustensaft oder Hustentee. Der wird erst mal richtig süß gemacht. Also auf einen Liter Schlehensaft, den ich habe, kommt ein Pfund Zucker oder Honig. Dann kommen noch zwei Stangen Zimt dabei und eine Scheibe Ingwer und vielleicht noch drei, vier Nelken.
    Das Grundrezept für den Saft ist einfach: Als erstes die Schlehen waschen und die Stiele entfernen. Dann werden die Beeren gekocht, bis sie weich sind. Dadurch platzen sie von alleine auf. Anschließend das Ganze durch ein Sieb gießen und dann mit Kaffeefilter oder einem Leinentuch feinfiltern. Fertig ist der Saft!

    Noch mehr Arbeit macht es, aus den blauen Früchten Wein herzustellen. Das hat schon lange Tradition: Schlehenwein mit Honig wurde bereits im Mittelalter zur Kirchweih getrunken. Für zehn Liter Wein braucht man immerhin sechs Kilo Schlehen, gut zwei Kilo Zucker, Wasser und eine besondere Hefekultur. Angesetzt in einem Gärballon ist die ganze Mixtur nach gut drei Monaten ausgegoren und trinkfertig. Heutzutage ist Schlehenwein eine Rarität, die nur noch wenige Obstbauern produzieren. Und schon jetzt ist klar, dass der edle Tropfen aus 2003 eine ganz besondere Note hat, wie Claudia Dornbusch weiß:

    Die Sonne hat bei allen Früchten bewirkt, dass die Früchte einen höheren Zuckergehalt haben, so dass auch die Schlehen etwas süßer sein werden als in Durchschnittsjahren, die wir normalerweise haben.