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Zur Kasse bitte

Zwar eröffnet das Internet dem Handel ganz neue Märkte, doch hemmen derzeit noch mangelndes Vertauen in die Sicherheit der Datenübertragung und auch schlicht fehlende Zahlungswege die erwarteten Zuwachsraten der Branche. Ein neues Verfahren der Deutschen Telekom ergänzt jetzt Geld- und Kreditkarte: Beim sogenannten "Micro-Payment" werden Kleinstbeträge über die Telefonrechnung abgewickelt.

Martin Ottomeier, Jens Pöschl ,Christoph Klug |
    Hochwertige Inhalte sind im Internet derzeit rar: Cliparts ansehen und beim Download bezahlen, brandaktuelle Musiktitel anhören oder umfassende Archive renommierter Zeitschriften nutzen und Beiträge online lesen - das alles ist bislang noch Utopie. Das Problem: Bislang existiert kein Verfahren für das Bezahlen von Kleinstbeträgen im Internet, das sogenannte "Micro-Payment". Bisherige Versuche, elektronisches Kleingeld populär zu machen, gelten als gescheitert.

    In diese Lücke springt jetzt das Software-Unternehmen "In Medias Res" - Das deutsche Unternehmen hat sich eine clevere Lösung ausgedacht: Internetinhalte werden über gebührenpflichtige "0190er"-Nummern, also über die individuelle Telefonrechnung abgerechnet. Dieses Verfahren hat die Deutsche Telekom über ihre Tochterfirma "Telecash" lizenziert und wird es Anfang nächsten Jahres Händlern und Netz-Surfern anbieten.

    "Der Anwender gelangt dabei auch weiterhin über seinen Provider in das Internet und bezieht wie bislang alle verfügbaren, kostenfreien Dienste. Wählt er jedoch ein kostenpflichtiges Angebot, startet automatisch die Zahlungssoftware "Net 900", erklärt Jens Pöschl, Produktmanager des "Micro-Payment" bei der Deutschen Telekom. Das Programm bricht dann die bestehende Internetverbindung ab und wechselt auf eine "0190er"-Leitung von "Telecash". Über diese neue Verbindung kann der Anwender dann gebührenpflichtige Inhalte beziehen - dabei zu entrichtende Beträge werden direkt über die Telefonrechnung beglichen.

    Das Vorhaben der Telekom sieht dabei sowohl Einmalzahlungen sowie zeitabhängige Gebühren vor: Während bei Datenbankabfragen Inhalte in der Regel einmalige, feste Beträge anfallen, muss der Surfer für die Dauer in die Tasche greifen, in der er beispielsweise aktuellen Schlagern aus dem Datennetz lauscht. Um flexibel auf die Bedürfnisse der Online-Anbieter einzugehen, plant die Deutsche Telekom neue, spezielle Rufnummern für das "Micro-Payment".

    Der Anwender merkt allerdings von dieser Nummernvielfalt wenig, erläutert Pöschl: "Der Nutzer benötigt lediglich einen PC mit Modem oder ISDN-Verbindung, einen herkömmlichen Internet-Browser, sowie die Telecash-Software "Net900", die er von Anbietern gebührenpflichtiger Inhalte direkt herunterladen kann." Nach der einfachen Installation des Programms und einem Neustart des Rechners ist "NET 900" schließlich einsatzbereit. Der Übergang vom normalen zum kostenpflichtigen Internet funktioniere schnell, versichert "In Medias Res"-Geschäftsführer Christoph Klug: "Der Verbindungswechsel dauert beispielsweise bei ISDN-Verbindungen nur zwölf Sekunden, im analogen Bereich vergehen dabei etwa 30 bis 40 Sekunden."

    Einziger Nachteil: Anwender, die kostenpflichtige Angebote nutzen möchten, sind in jedem Fall auf ein Modem oder ein ISDN-Endgerät angewiesen - Greift ein Surfer dagegen direkt aus einem Netzwerk auf das Internet zu, funktioniert "Net 900" nicht mehr. Damit scheiden Business-Kunden großer Firmen aus. Doch ohnehin richtet sich der neue Telekom-Dienst vor allem an Endverbraucher: Neue Produkte, wie beispielsweise eine individuell erstellte Postkarte, sollen so reißenden Absatz finden: "Der User wählt dabei aus etwa 1000 Motiven eine passende Grußkarte aus und versieht sie mit Anschrift und Text. Die "Telecash" fügt schließlich eine Wertmarke hinzu und schickt die Fun-Card ab.