Montag, 29. April 2024

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Zusammenstoß mit einem Eisbrocken
Wie Uranus aus den Latschen kippte

1781 entdeckte der aus Hannover stammende Musiker und Liebhaber-Astronom Wilhelm Herschel den Planeten Uranus. Schon bald danach stellten Beobachter fest, dass die Rotationsachse des neuen Planeten um rund 98 Grad gekippt ist.

Von Hermann-Michael Hahn | 27.07.2020
Das Hubble-Weltraumteleskop Uranus hat die Ringe des Uranus auch aus der Erdumlaufbahn fotografiert (
Die Ringe und Monde zeigen, dass Uranus zur Seite gekippt ist (NASA)
Uranus rollt also gleichsam auf seiner Bahnebene. Der Grund für diese Besonderheit blieb lange unbekannt.
Erst vor ein paar Jahrzehnten tauchte die Hypothese auf, dass Uranus in seiner Frühgeschichte bei einer Kollision von einem anderen Himmelskörper sprichwörtlich über den Haufen gerannt worden sein könnte.
Japanische Forscher nutzen Computerprogramm
Auf der Suche nach Beweisen für diese Überlegung nutzten japanische Forscher jetzt ein Computerprogramm, das sie zur Untersuchung der Entstehung von Monden bei Eisplaneten entwickelt hatten.
Dabei ließen sie sich von der weitgehend akzeptierten Annahme leiten, dass unser Mond vor rund 4,5 Milliarden Jahren aus der Kollision der Erde mit einem etwa marsgroßen Himmelskörper hervorgegangen ist.
Uranus ist buchstäblich umgekippt
Während das bei einer solchen Kollision herausgeschleuderte flüssige Material recht schnell wieder erstarrt, dauert die Abkühlung und das anschließende Gefrieren von zu Gas verdampftem Eis wesentlich länger.
Offenbar blieb beim Uranus-Crash in der Frühzeit des Sonnensystems nicht viel Materie für die Monde übrig – denn der Planet hat recht wenige und eher kleine Begleiter.
Nach dem Szenario des japanischen Teams hat damals ein kosmischer Eisberg mit rund dreifacher Erdmasse Uranus gerammt – der junge Planet ist dabei buchstäblich umgekippt.